Hallenberg. Hunderte Zuschauer feiern die Premiere des Familienstücks auf der Freilichtbühne Hallenberg mit stehenden Ovationen - ein orientalisches Märchen.

Es ist bunt. Es ist fröhlich. Es ist gruselig. Es ist romantisch. Es ist mitreißendes Sommertheater vom Allerfeinsten: Am Sonntag ist die Freilichtbühne Hallenberg mit ihrem Familienstück „Aladin“ in die Saison gestartet. „Diese Aufführung übertraf alle bisherigen“, lautet der enthusiastische Gästebuch-Eintrag von langjährigen Besuchern und spricht damit sicherlich für den Eindruck sehr vieler Gäste.

Regisseurin Bärbel Kandziora bringt ein Stück mit eindrucksvollen Szenen auf die Bühne.
Regisseurin Bärbel Kandziora bringt ein Stück mit eindrucksvollen Szenen auf die Bühne. © Rita Maurer | Rita Maurer

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Sehnsucht nach Freiheit

Aladin ist der bekannte Klassiker aus 1001 Nacht: Der einfache Straßenjunge (Medin Jakupovic) lernt die Prinzessin Jasemine (Sophia Nebert) kennen und lieben, die sich in ihrem goldenen Palast-Käfig nach Freiheit sehnt. Der Zauberer Zafar versucht mit allen fiesen Tricks, sie zu heiraten und gleichzeitig in den Besitz einer Wunderlampe und der Weltherrschaft zu kommen. Klar, dass Aladin und Jasemine deshalb eine Menge Abenteuer zu bestehen haben. Ob sie sich am Ende kriegen? Das wird nicht verraten, nur so viel: Das mitreißende Sommertheater lässt keine Wünsche offen!

Bunt und farbenfroh geht es bei „Aladin und die Wunderlampe“ zu.
Bunt und farbenfroh geht es bei „Aladin und die Wunderlampe“ zu. © Rita Maurer | Rita Maurer

Wie ein riesiges Wimmelbild

Nur wenige Minuten nach dem Start gibt es schon die ersten kollektiven Lacher für die tolpatschigen Palastwachen. Als aus allen Ecken unzählige Mitspieler in kunterbunten Kostümen zum Basar auf die Bühne strömen, brandet spontaner Applaus auf, weil dieser Anblick so beeindruckend ist. Überhaupt sind diese Massenszenen und -choreografien absolut typisch für die Hallenberger Freilichtbühne – überall auf dem 90 Meter breiten Areal gibt es wie in einem riesigen Wimmelbild eigene kleine Geschichten zu bestaunen, die zeigen, wie gut das Spiel von der Regisseurin Bärbel Kandziora bis in kleinste Details abgestimmt ist. Sie hat auch alle Texte geschrieben, die mit ihrem Wortwitz und aktuellen Bezügen sowohl bei kleinen als auch bei großen Besuchern ankommen.

Hunderte von Zuschauern applaudieren begeistert im Anschluss an die Premiere.
Hunderte von Zuschauern applaudieren begeistert im Anschluss an die Premiere. © Rita Maurer | Rita Maurer

Faszinierend ist immer wieder die Kreativität des gesamten Freilichtbühnen-Teams, das es mit wenig Mitteln schafft, das Publikum mit auf die Reise aus einem Sauerländer Steinbruch ins Morgenland zu nehmen. Die Kostüme der 92 Darsteller in bunten Bonbonfarben machen sofort gute Laune; der pompöse Palast, der trubelige Basar, die gespenstische Höhle, die verwunschene Verwandlungsszene zum Prinzen oder das geheimnisvolle Orakel sind mit ebenso einfachen wie wirkungsvollen Ideen fantasievoll dargestellt.

Vielen Schauspielern merkt man an, dass sie ihre Rollen nicht nur spielen, sondern für knappe zwei Stunden wirklich leben. Neben den beiden bestens miteinander harmonierenden Hauptdarstellern überzeugen da vor allem der Lampengeist Dschinn (Burkhard Hesse) und Zafar (Ulrich Cappel). Besondere Publikums-Lieblinge sind auf Anhieb Andrea Temme als divenhafter Teppich mit Sauberkeitsfimmel sowie der erst zehnjährige Luis Neumann als frecher Zauberer-Gehilfe Durat.

Ulrich Cappel schlüpft in die Rolle des Zauberers „Zafar“. Luis Neumann ist sein kleiner, frecher Gehilfe Durat.
Ulrich Cappel schlüpft in die Rolle des Zauberers „Zafar“. Luis Neumann ist sein kleiner, frecher Gehilfe Durat. © Rita Maurer | Rita Maurer

Die Darsteller der Freilichtbühne beweisen einmal mehr, dass sie nicht nur schauspielern, sondern auch tanzen und singen können. Vor allem Aladin und Jasemine bewältigen die teils komplizierten zweistimmigen Solo-Lieder bravourös. Für die Musik ist Stefan Wurz zuständig, der die Stücke eigens für diese Inszenierung komponiert, arrangiert und eingespielt hat. Als kleiner Junge war „Aladin“ das erste Theaterstück, was er jemals gesehen hat. „Das war mein Antrieb bei der Arbeit für den Hallenberger Aladin. Das Publikum soll inklusive aller Emotionen so fasziniert sein wie ich als Kind.“ Es ist ihm dabei gelungen, die sehr bekannten Melodien aus der Disney-Version vergessen zu lassen und Melodien zu schaffen, die ebenso orientalisch-fremdartig wie eingehend klingen und für Gänsehaut-Atmosphäre und Ohrwürmer sorgen.

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Begeistertes Publikum

Bei der Premiere ist förmlich zu spüren, wie sich das Ensemble durch das begeistert mitgehende Publikum in einen wahren Spielrausch steigert. Bibiana Nissen, die langjährige und im vergangenen Jahr in den Ruhestand verabschiedete Rektorin der Hallenberger Grundschule ist voll des Lobes: „Die Schauspieler sind absolut über sich hinausgewachsen – ein ganz tolles Stück.“

Joachim Heinen war 42 Jahre lang Regisseur der Niedersfelder Hittenbühne und zollt der Aufführung aus Profi-Sicht große Anerkennung: Die Leidenschaft der Spieler, die Gesangseinlagen, die Technik mit Feuer, Nebel und versteckten Ebenen, die Kostüme und Kulissen haben ihm imponiert: „Es ist sehr schön zu sehen, wie schon die Allerkleinsten aufmerksam mitmachen. Kaum zu glauben, dass dieses Stück nicht von Profis gespielt wird, sondern dass die jungen Leute hier aus der Region so eine Bühne bekommen und auch ausfüllen. Schauspiel ist sehr prägend für den Charakter. Das ist Hallenberg!“

Frank Gehrisch spielt den Sultan, den Vater von Prinzessin Jasemine.
Frank Gehrisch spielt den Sultan, den Vater von Prinzessin Jasemine. © Rita Maurer | Rita Maurer

Die nächste Aufführung von „Aladin“ findet am kommenden Sonntag, 9. Juni, um 15.30 Uhr statt. Am 16. Juni feiert zudem das zweite Stück „In 80 Tagen um die Welt“ Premiere. Weitere Termine und alle Infos sind unter freilichtbuehne-hallenberg.de zu finden.