Die erste Briloner Schnade ist im Jahr 1388 belegt. Das 13. Jahrhundert war ohnehin ein ereignisreiches für die noch junge Stadt Brilon.

Brilon. Als Folge der wachsenden Wirtschaftskraft im Blütejahrhundert und erhöhtem Steueraufkommen konnte die Stadt Brilon noch im 13. Jahrhundert (urkundlicher Beweis 1313) das erste Spital in Brilon errichten. Dieses „Krankenhaus“ direkt am Markt stand noch vor rund 350 Jahren am Standort des heutigen Museums Haus Hövener.

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Gestiftet wurde es vom Bürgermeister und den Ratsleuten, die das in der Urkunde versicherten. Armen- und Krankenversorgung beruhte im Mittelalter auf dem christlichen Prinzip. Reiche Leute spendeten, um für Sünden zu büßen… und ihr Seelenheil.

Noch keine Polizei

Brilon wurde eine reiche Stadt. Und wenn man viel hat, will jeder etwas davon haben. Die Kriminalität durch Raubritter wuchs. Die Stadt musste sich verteidigen und jedes Dorf sich selbst um den Schutz der Bewohner bemühen. Polizei gab es noch nicht.

Aufgrund der Stadtrechte durfte Brilon eine Stadtwehr (1362) gründen mit einer Miliz aus Wehrpflichtigen. Der Magistrat setzte die Statuten der Waffen- und Kriegsordnung fest. Verweigerte ein Bürger, bewaffnet am Tor zu erscheinen, gab es eine Geldstrafe bis hin zum Verlust der Bürgerrechte. Der Bürgermeister war Anführer der Stadtwehr und musste die Briloner auf einem Pferd in eine mögliche Schlacht führen.

Die Stadtwehr war auch notwendig, das zeigt der Briloner „Schinkenstreit“.

Ein interessantes Buch über die wichtigen Schnade-Grenzsteine von 1963
Ein interessantes Buch über die wichtigen Schnade-Grenzsteine von 1963 © Monika Wiegelmann
Museumsleiter Carsten Schlömer erklärt den Schnadestein Nr. 18 der im Museum steht
Museumsleiter Carsten Schlömer erklärt den Schnadestein Nr. 18 der im Museum steht © Monika Wiegelmann

Im 14. Jahrhundert klagte der Bischof von Paderborn die Briloner an, aus seinem Herrschaftsgebiet eine Herde Schweine gestohlen zu haben. Der Magistrat bestritt das. Die Vergeltung folgte sofort. Die Paderborner plünderten die Region rund um Brilon.

1386 erklärte der Kölner Erzbischof Friedrich, dass für reisende Kaufleute der westfälischen Städte keine Gefahr durch ihn bestehe. Zuvor gab es oft Übergriffe durch erzbischöfliche Soldaten. Bevorzugtes Raubgut: Flachs, Getreide und Hopfen. Friedrich verlangte die Zahlung eines Schutzgeldes, um den Frieden zu erhalten. Auch die Schnaderezesse waren Friedensverträge. Darin wurde etwa den Bauern das Entwenden von Schnadesteinen verboten,um ihre Sensen zu schleifen.

Das Ende des 12. Jahrhunderts den Erzbischöfen geschaffene Gogerichtsbezirk Brilon umfasste das gesamte Umland. Hier fungierte die Stadtwehr als „Polizei“. Kontrollierte Wege, brachte Zeugen und Angeklagte zu Gerichten in Brilon, bewachte Gefängniszellen. Sie überprüfte auch die Wälder, verhinderte Holzraub und löschte dort Brände. Die Briloner Landwehrstrecken aus mannshohen Hecken und Kontrolltürmen als eine Art Check-Point, reichten bis nach Elleringhausen.

Bei der Grenzlage Brilons, nahe den hessischen Ländereien und dem Erzbistum Paderborn, war das bei den vielen Fehden zwischen der Stadt und Privatleuten auch zwingend notwendig.

Schnade als hochpolitischer Akt

1388 ist die erste Briloner Schnade belegt. Sie diente dazu, den territorialen Besitz in Zukunft besser zu kontrollieren. Schnadesteine markierten die Randgebiete der Briloner Besitzungen.

Diese Steine mussten die Bürger bei Grenzgängen kontrollieren, bewahren und verteidigen. Das übernahmen die Schützen, die als Reaktion aus der Bürgerschaft, zu diesem Zweck gegründet wurden.

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Wie wichtig Schützen damals waren, belegt eine Urkunde von 1590. „Stadtgeschichte pur ist ein 1742 renoviertes Buch voller Statuten und Namen von Briloner Bürgern, die jeder kennt. Wie Rummel, Schmitt, Bange, Heizig,“ so der Museumsleiter. Dieses Buch umfasst die jährlichen Aufzeichnungen der aus Bürgern rekrutierten, ehrenamtlichen Schützen von 100 Jahren.

Zu lesen ist darin auch: „Wer den Feind erschlagen hat, darf die Hälfte der Beute behalten, etwa von dem Werkzeug oder den Stiefeln, die andere Hälfte gehört der Gilde der Schützen.“ Damit wurden die Familien verstorbener Schützen unterstützt.

Während des Mittelalters und der frühen Neuzeit war die Schnade ein hochpolitischer Akt und kein fröhliches Volksfest, wie heute.

Im Museum steht der Grenzstein Nr. 18. Dazu gibt es eine alte Beschreibung: „Aber wird wissen nicht, wo der Luttersheimer Fußpfad ist“, bedauerte Schlömer.