Marsberg/Bottrop. Hündin „Freya“ und ihre neun Welpen entkommen knapp ihrer Vernichtung. Der Hundehalterin droht nun eine Bestrafung. Die schockierende Geschichte.

Die Tierheime in Deutschland sind voll. Laut einer Umfrage des RedaktionsNetzwerks Deutschland unter 85 Tierheimen aus allen Bundesländern stoßen die Einrichtungen zunehmend an ihre Belastungsgrenzen. Demnach bezeichnen drei Viertel der Tierheime ihre Auslastung als mindestens hoch. Mehr als 17 Prozent hätten angegeben, überhaupt keinen Platz mehr zu haben. Die Zahlen stammen vom Februar, sie haben sich aber nicht verbessert. Das dokumentiert ein besonders dramatischer Fall von den Pfingstfeiertagen, in den der Tierschutzverein Marsberg eingebunden war.

Schäferhündin
Schäferhündin "Freya". © WP | Tierschuzverein Marsberg

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Am Pfingstmontag ereilt den Verein ein Hilferuf von Tierschützern aus Bottrop. „Die hatten einen Hinweis bekommen, dass die Schäferhund-Husky-Hündin einer Frau tags zuvor neun Welpen bekommen hatte – und alle Hunde sollten entsorgt werden“, erzählt Tierschutzvereinsvorsitzende Elke Heinemann aus Marsberg.  Die Hündin heißt „Freya“.  Es ist Gefahr in Verzug. Die Bottroper setzen alle Hebel in Bewegung, um die Tiere, die in einer Pferdebox leben, zu retten. Die Besitzerin tritt schließlich in einer schriftlichen Erklärung alle ihre Hunde an die Tierschützer ab, die damit vor dem großen Problem stehen: Wo an einem Feiertag eine Hündin mit neun Welpen unterbringen?

„Die Kommunikation läuft mittlerweile vornehmlich über Online-Kanäle. Die Bottroper haben erst auf eigene Faust versucht, eine Übergangslösung für die Hunde zu finden. Vergeblich. Dann haben sie nach einem Verein gesucht, der sich auf Schäferhunde spezialisiert hat. Und sie sind auf uns gestoßen. Wir haben uns da inzwischen durchaus nicht nur bundesweit einen Namen gemacht“, sagt Elke Heinemann. Während die Marsberger Tierschützer von zu Hause aus per Telefon die Republik auf links drehen, um einen Platz für die Hundefamilie zu finden, fährt ein anderes Vereinsmitglied den Bottropern entgegen. In Freudenberg findet die dramatische Übergabe statt.

Gefährliche Übergabe

Elke Heinemann: „In Bottrop hatte die Hundebesitzerin die Hündin noch in eine Box ins Auto gebracht. Unterwegs wurde sie aber zunehmend aggressiver. Man hatte sie ja schließlich von ihren Kindern getrennt. Die lagen separat in einem Wäschekorb im Auto. Als die Hündin dann aber am Treffpunkt ins andere Auto wechseln sollte, wurde es gefährlich. Sie hat in der Box getobt und wir hätten sie nicht einfach so anfassen oder anleinen können.“ Eine Marsberger Tierschützerin hält dem Muttertier von außen einen ihrer Welpen vor die Augen und lockt sie damit aus der Box ins andere Auto. Geschafft.

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Das Tierheim in Gießen hat sich spontan bereit erklärt, die Tiere aufzunehmen: „Sieben Mitarbeiter/innen standen dort schon und warteten auf uns. Es war berührend, dass sich trotz des Feiertages sieben Menschen die Zeit genommen hatten, um für die Neuankömmlinge da zu sein“, freut sich Elke Heinemann. Die Hündin habe nichts als Erstes nach ihren Welpen geschaut. „Sie hat sich sofort auf den Futternapf gestürzt.“ Alle Beteiligten seien entsetzt über den Zustand der Hündin gewesen.

Manche Tierheime nehmen Gebühren

Ende gut, alles gut? Nur bedingt. „Die Tierheime sind wirklich voll. Und die Sommerferien, wo immer wieder Hunde aus Bequemlichkeit ausgesetzt werden, steht noch bevor. Einige Heime nehmen inzwischen einige hundert Euro Abgabegebühr, bevor sie überhaupt noch Tiere aufnehmen. Das schreckt viele Besitzer ab. Wir nehmen kein Geld. Aber es wird wirklich immer schwieriger, die Hunde unterzubringen“, beklagt Elke Heinemann. Jedes Tierheim müsse Notkapazitäten frei halten für den Fall, dass Polizei oder Veterinäramt Tiere beschlagnahmen und von ihren Besitzern trennen bzw. sie vor ihnen schützen müssen. Selbst diese Notreserven werden immer häufiger belegt.

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Für die Hundehalterin aus Bottrop wird der ganze Vorfall möglicherweise ein Nachspiel haben. Das Veterinäramt wurde eingeschaltet. In einem Brief der Tierschützer an die Behörde heißt es u.a.: „Die Hündin befand sich in einem extrem abgemagerten Zustand. Inzwischen haben Hinweise ergeben, dass sie nie rauskam und kaum Nahrung erhielt. In der Wohnung befindet sich noch ein Schäferhundrüde -  ebenfalls in einem erbärmlichen Zustand. Dieser Hund wurde ebenfalls nie ausgeführt…. Wir bitten Sie, allerschnellstens eine Kontrolle bei der Frau durchzuführen…“