Hochsauerlandkreis. Im Altkreis Brilon leben 65 Menschen, die am 29. Februar geboren sind. Eine Frau aus Marsberg erzählt über Geburtstage an diesem besonderen Tag.
Und wieder ein Jahr älter! Das kann fast jeder von uns behaupten, wenn der Geburtstag ins Haus steht. Aber was ist mit den Menschen, die an einem 29. Februar das Licht der Welt erblickt haben? Heute ist das mal wieder so ein Tag, der nur alle vier Jahre im Kalender steht. Denn wir haben ein sogenanntes Schaltjahr. Und streng genommen können Menschen, die an diesem Tag geboren wurden, ihr Wiegenfest auch nur alle vier Jahre feiern. Vor dem Älterwerden schützt das allerdings auch nicht…
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In Brilon leben 19 Personen, die streng genommen nur alle vier Jahre die Kerzen auf der Torte auspusten können, in Marsberg sind es 15, in Olsberg 12, in Hallenberg 5, in Medebach 7 und in Winterberg 7. Diesen 65 Geburtstagskindern an dieser Stelle erstmal: Herzlichen Glückwunsch!
Schon vor über 2000 Jahren eingeführt
Warum es dieses Schaltjahr gibt? Ein Jahr hat im Kalender 365 Tage. Tatsächlich braucht die Erde aber 365 Tage, fünf Stunden, 48 Minuten und 45 Sekunden, um ein Mal komplett um die Sonne zu kreisen. Diesen Vierteltag rechnet man alle vier Jahre zu einem Tag zusammen und nach vier Jahren hat sich schon ein kompletter Tag angesammelt. Eigentlich eine einfache Rechnung. Denn ohne diesen Trick wäre ein Jahr nach hundert Jahren schon fast einen Monat zu lang. Und hätte man anno 45 vor Christus nicht schon diese Lösung gefunden, wäre nach 600 Jahren im Juli plötzlich tiefster Winter gewesen. Zugegeben. Manchmal könnte man das im Sauerländer Sommer ohnehin glauben; aber das ist ein anderes Thema. Damit der Kalender auch weiterhin zu den Jahreszeiten passt, wurde das Schaltjahr eingeführt. Der zusätzliche Tag sorgt dafür, dass die Zeitrechnung mit dem Sonnenjahr übereinstimmt.
Aber wann feiert man, wenn kein Schaltjahr ist? „Also, wenn es den 29. Februar nicht gibt, feiere ich am 1. März. Denn Vorfeiern geht ja gar nicht und bringt Unglück“, hat uns Bettina Leven aus Marsberg bei facebook geschrieben. Für sie ist der 29. Februar mittlerweile ein Tag wie jeder andere, in dem kein Schaltjahr ist. Und mit Augenzwinkern und lachenden Emojis fügt sie hinzu: „Ich denke, ich werde diesen Tag besonders groß feiern, wenn ich dann 18 werde.“ Und das hat ja bekanntlich etwas Zeit, wenn man nur alle vier Jahre Geburtstag hat…
In dem Jahr, als Bettina Leven dann tatsächlich 18 Jahre alt wurde, hätte sie gern schon am 28. Februar den Sektkorken knallen lassen. „Aber meine Eltern hatten sich strikt daran gehalten, dass mein Geburtstag dann eben auf den 1. März fällt. Was den Führerschein betrifft, ist auch der 1. März rechtlich vorgesehen.“
Engländer sprechen vom „Leapling“ - nicht mit Liebling zu verwechseln
Das macht Sinn, denn auch die Gewerkschaftliche Rechtsvertretung „DGB Rechtsschutz“ verweist darauf, dass der rechtliche Geburtstag in allen Nicht-Schaltjahren der 1. März ist. Offiziell sei man mit dem Ablauf des 28. Februars im neuen Lebensjahr. Das ist eben beim Eintritt der Volljährigkeit zum 18. Lebensjahr wichtig. Wer also Schaltjahr-Kind ist, mit 18 Jahren seinen Führerschein hat und ihn gern an seinem Geburtstag nutzen möchte, muss bis zum 1. März warten. Der Stichtag März gilt auch für Rente und Arbeitslosengeld. Bei Berechnungen zu den Lebensjahren gilt in Nicht-Schaltjahren immer der März als Stichtag. Laut Statistischem Bundesamt ist das sogar im Bürgerlichen Gesetzbuchs geregelt.
Die Engländer haben sogar einen Begriff geprägt für Kinder, die am 29. Februar geboren sind: „Leapling“. Darein steckt das Wort „springen“. In Deutschland soll es übrigens rund 55.000 Schalttagskinder geben. Klingt viel, aber das sind gerade mal 0,07 Prozent der Gesamtbevölkerung. Weltweit sind es etwa fünf Millionen Menschen. In NRW sollen laut Statistischem Landesamt rund 11.200 Menschen leben, die an diesem Schaltjahr-Tag Geburtstag haben. Und seit dem Jahr 2000 sind in NRW 2261 Kinder an einem Schalttag zur Welt gekommen. Gemessen an allen Geburten in diesem Zeitraum sei das nur ein Anteil von 0,06 Prozent.
Noch einmal Bettina Leven: „In den Nicht-Schaltjahren gratulieren mir meine Freunde dann größtenteils schon am 28. Februar, wobei ich dann jedes Mal sage: Nein, morgen erst!“ Meiner Familie passiert das nie. Gibt es den 29. Februar, dann wird mir auch an diesem Tag gratuliert und gibt es ihn nicht, wird mir pünktlich am 1. März gratuliert.“ Sie sei auch schon mal gefragt worden, welches Datum denn in ihrem Ausweis stehe: „Keiner wollte mir glauben, dass dort tatsächlich der 29. Februar steht.“
Kurioses aus Norwegen
Laut Guinessbuch der Rekorde liegt die Chance, dass ein Kind am 29. Februar geboren wird, statistisch gesehen bei 1:1461. Im Rekordbuch ist eine Familie aus Norwegen aufgelistet, deren drei Kinder an einem 29. Februar geboren wurden - ein Weltrekord. Bekannte Schalt-Jahr-Kinder in Deutschland sind unter anderem Modell und TV-Moderatorin Lena Gercke und der Fußballer Benedikt Höwedes. Sie haben sogar beide am 29. Februar 1988 Geburtstag.