Winterberg. Abschiedsschmerz im Touristenhotspot Winterberg: Ein Laden voller Herzblut geht in den Ruhestand. Das sind die Hintergründe
Dieser Laden sei wirklich eine Herzensangelegenheit für sie. „Ich habe hier immer mit Freude gearbeitet“, sagt die 61-Jährige und lädt zu einer Tasse Kaffee in ihr Büro ein. Das Modehaus in Winterberg besteht seit fast 58 Jahren. Die Zusammenarbeit mit ihren fünf Angestellten bereitet ihr zwar nach wie vor viel Freude, doch das Führen eines eigenen Modegeschäfts erfordert viel Zeit. Oft arbeitet sie sieben Tage die Woche, was wenig Raum für ihre Hobbys wie Skifahren, Wandern oder Radfahren lässt.
Man kann gar nicht glauben, dass Regine Klante bald ihr bekanntes Modegeschäft Am Waltenberg 46 in Winterberg schließen wird. Wann genau? Das ist noch nicht ganz klar. In jedem Fall, bis Ende April, können sich ihre Kunden hier noch mit Mode eindecken, verspricht sie.
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Studium in Köln
Klante lächelt. Dass sie einmal in die Modebranche gehen würde, kam fast schon überraschend. Denn eigentlich hat sie einen ganz anderen beruflichen Background. So studierte sie Heil-und Sonderpädagogik in Köln. Doch der Liebe wegen, sie heiratete den bekannten Skiliftbetreiber Christoph Klante, entschied sie sich einen anderen Weg einzuschlagen und übernahm das Modegeschäft ihrer Schwiegermutter Anneliese Klante. Diese hatte den Laden 1966 eröffnet. Dort wurden zunächst auch Urlaubsandenken an Touristen verkauft, bis man sich auf den Verkauf von Trachtenmode spezialisierte, erklärt Klante. Auch der Stil der Innenrichtung des Verkaufsraumes war etwas bayerisch angehaucht, als Regine Klante 1990 dort anfing.
Viel auf Modemessen unterwegs
Mit der Zeit verpasste sie dem Laden nicht nur mit einer neuen Inneneinrichtung, einem neuen Lichtkonzept und einer aufgehübschten Fassade einen anderen Anstrich. Sie veränderte auch die Kollektion. Zeitgeist und Stil seien ihr bei der Auswahl des Verkaufsangebots immer sehr wichtig gewesen. Sportlichkeit, Lässigkeit gepaart mit einer hohen Qualität hätten ihre Produkte ausgezeichnet. Dabei setzte sie auf bekannte, internationale Modemarken wie beispielsweise Bogner, Colmar oder FTC. Bei der Auswahl überlasse sie nichts dem Zufall. Jedes Modestück wähle sie selber aus. „Ich bin auch immer viel auf Messen unterwegs gewesen, um mich über die neuesten Modetrends zu informieren“, berichtet sie. Massenprodukte seien ihr ein Graus.
Das wird Regine Klante vermissen
Die hochwertigen Produkte aus dem höheren Preissegment sei besonders bei Selbständigen und Touristen gut angekommen, erklärt Klante. Doch besonders stolz sei sie über die vielen Stammkunden, die sie über die Jahre gewonnen habe. Diese schätzten aus ihrer Sicht die kompetente Beratung und Gespräche, bei denen auch immer wieder mal ein Kaffee oder ein Sekt serviert werde. Einige hätten die Nachricht von der Schließung traurig aufgenommen, sagt die Geschäftsfrau. Sorgen um ihre Zukunft müssten sich ihre fünf Teilzeitkräfte nicht machen, berichtet sie. Es hätten sich bereits viele Kollegen gemeldet und ihr Interesse an einer Beschäftigung der Modeverkäufer bekundet.
Sie gehe nun aber mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Trotzdem freue sie sich jetzt auf ihren neuen Lebensabschnitt, wo sie dann auch mehr Zeit für ihre drei erwachsenen Kindern haben werde. Nach fast 35 Jahren sei es für sie einfach an der Zeit gewesen, in eine neue Lebensphase zu wechseln. Sie wolle sich bei ihren Kunden für deren langjährige Treue, modische Offenheit und die wertvollen, persönlichen und freundschaftlichen Gespräche bedanken. „Die werde ich vermissen“, sagt sie nachdenklich.