Marsberg. Stefan Koch muss die Personenschifffahrt am Diemelsee einstellen. Doch der Besitzer der MS Muffert sieht noch einen Hoffnungsschimmer

Seit knapp 45 Jahren gehört die MS Muffert fest zum Landschaftsbild am Diemelsee bei Marsberg-Helminghausen und zieht dort in den Saisonmonaten ihre Runden. Doch das wird sich nun ändern: Inhaber Stefan Koch, der seit 19 Jahren die Seerundfahrten auf dem Diemelsee durchführt, hat angekündigt, dass die Personenschifffahrt in der kommenden Saison vorläufig eingestellt werden müsse. Für viele Menschen aus der Umgebung und die häufig wiederkehrenden Feriengäste eine Schreckensnachricht: dass die MS Muffert nicht mehr fahren und es keine Personenschifffahrt mehr auf dem Diemelsee geben soll, ist für viele unvorstellbar.

Der Grund für die Ankündigung sei eine Änderung in der Gesetzeslage, wie Stefan Koch erklärt: „Bedauerlicherweise bin ich gezwungen, die Personenschifffahrt einzustellen.“ Es habe eine Neuerung in der Besatzungsverordnung für Binnenschiffe auf Bundeswasserstraßen gegeben. „Die Diemeltalsperre ist, anders als viele andere Talsperren, eine Bundeswasserstraße“, erklärt der Kapitän der MS Muffert.

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Deshalb sei auch sein Betrieb von den neuen Vorgaben betroffen, nach denen der vorgeschriebene Fachpersonalschlüssel auf Fahrgastschiffen verändert wurde: „Die Auflagen machen es gesetzlich erforderlich, die Anzahl des nautischen Personals auf Binnenschiffen auf Bundeswasserstraßen zu erhöhen“, so Stefan Koch. Den Bestimmungen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes zufolge müssen seit Januar auf Schiffen wie der MS Muffert, die insgesamt 115 Fahrgäste aufnehmen kann, neben dem Schiffsführer noch ein Matrosenmotorwart und ein weiterer Schifffahrtssachkundiger mit an Bord sein, die jeweils eine fachspezifische Ausbildung benötigen. Für Stefan Koch eine Anforderung, die nicht zu stemmen ist - weder finanziell noch in Hinblick auf Personalressourcen: „Das wäre personell schon schwierig, aber wirtschaftlich ist es nicht tragbar.“ Eine kleine Personenschifffahrt wie auf der MS Muffert könne diese Veränderungen in der Besatzungsverordnung einfach nicht umsetzen .

Schwere Folgen für die Region um den Diemelsee

„Mit der MS Muffert geht eine der größten Attraktionen am Diemelsee verloren“, findet Josef Siebers, Ortsvorsteher des Marsberger Ortsteils Helminghausen. Er beobachtet die Entwicklung mit Sorge: „Für die Region hat diese Entscheidung schwere Folgen, die sich überall bemerkbar machen werden. Vor allem bei den Gastronomiebetrieben und den Hotels am Diemelsee und in der Umgebung.“ Zunehmende rechtliche Einschränkungen würden die Region und den Tourismus am Diemelsee nachhaltig schädigen. „Wenn immer mehr wegfällt, weiß man nicht, wo das hinführen soll.“

Einen Hoffnungsschimmer für die MS Muffert

Doch es bleibt noch ein Hoffnungsschimmer für die MS Muffert: Das Thema sei inzwischen politisch aufgegriffen worden, wie Stefan Koch berichtet. „Die Bürgermeister von Marsberg und der Gemeinde Diemelsee wollen sich für die Personenschifffahrt auf dem Diemelsee einsetzen. Deshalb habe ich derzeit die Hoffnung, dass es eventuell noch eine Veränderung in dieser Entscheidung geben könnte.“

Für den Marsberger Bürgermeister Thomas Schröder ist dieses Engagement eine Herzensangelegenheit: „Die MS Muffert gehört fest zum Diemelsee. Es wäre unglaublich schade, wenn wir das Schiff verlieren würden.“ Deshalb seien er und Bürgermeister Volker Becker von der Gemeinde Diemelsee an die Bundespolitik herangetreten mit der Bitte, das Gesetz nochmals genau zu überprüfen. „Wir waren uns einig, dass wir da helfen wollen. Es ist unbegreiflich, wieso diese Bestimmungen für einen Stausee gelten sollen, auf dem abgesehen von der MS Muffert keine Schifffahrt stattfindet.“

Was passiert jetzt mit dem Schiff?

Für das geschichtsträchtige Fahrgastschiff, das für so viele Generationen von Ortsansässigen und Feriengästen eine große Bedeutung hat, heißt es nun Abwarten. In einer schriftlichen Mitteilung auf der Internetseite der Seerundfahrten Diemelsee und in den Sozialen Medien bedankt sich Besitzer Stefan Koch bei seinen treuen Fahrgästen. Der Bootsverleih auf dem Diemelsee werde jedoch regulär weiterbetrieben und voraussichtlich ab Ostern 2024 saisonal wiedereröffnet. Und auch von der MS Muffert müssen die Fans sich noch nicht ganz verabschieden: Auch wenn sie nicht mehr fahren dürfe, werde das Schiff vorläufig noch am Ablegehafen beim Bootsverleih am Diemelsee liegen bleiben. „Sie bleibt erstmal zu Hause in ihrem Heimathafen“, versichert Stefan Koch.