Hochsauerlandkreis. Kaputte Straßen fast überall im Sauerland: Weshalb der Zustand im Jahr 2024 besonders schlimm ist und wo im HSK die tiefsten Schlaglöcher sind.

Achtung Schlaglöcher! Der Winter ist noch gar nicht vorbei, da zeigen sich schon die ersten Schäden an den Fahrbahnen im Sauerland. Und es sind nicht nur kleine Unebenheiten, sondern mitunter riesige Krater und tiefe Löcher, die bei unangepasstem Tempo so manche Auto-Achse oder -feder in die Bredouille bringen. „Das gesamte Ausmaß der Frostschäden auf den Bundes- und Landesstraßen wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen, wenn die Temperaturen konstant über Null bleiben und auch der letzte Schnee von den Straßen verschwunden ist. Wir stellen aber schon jetzt fest, dass unsere Region auch in diesem Winter erneut stark von Schlaglöchern betroffen zu sein scheint“, sagt Oscar Santos. Er ist beim Landesbetrieb Straßenbau NRW, Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift, für die Presse-, Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Die Gründe, weshalb die Straßen jetzt so schlecht sind

Aber warum leiden die Straßen im Sauerland derart unter den Winterbedingungen? Grundsätzlich können Schnee, Eis und Streusalz einer intakten Straße nichts anhaben. Was den Fahrbahnen in diesem Winter bislang besonders zugesetzt hat, waren die ständig wechselnden Temperaturen, das häufige Auf und Ab zwischen Frost- und Tauwetterperioden. Und dann bedarf es nur kleiner Vorschädigungen, damit der Frost seine ganze Kraft entfalten kann. Santos: „Tauwasser sickert dann in Risse, Rillen und Löcher der Fahrbahnoberfläche. Wenn es in der noch kalten Straße oder in den kalten Nächten gefriert, brechen mit der Ausdehnung des Eises die Schadstellen zunehmend auf. Die betroffene Stelle wird immer poröser und bricht schließlich unter der Verkehrsbelastung ein. Je häufiger sich dieser Vorgang wiederholt, umso größer sind die Schäden.“

Schlagloch-Parade: Solche Löcher sind nach einem Wechselwinter aus Frost und Tauwetter keine Seltenheit.
Schlagloch-Parade: Solche Löcher sind nach einem Wechselwinter aus Frost und Tauwetter keine Seltenheit. © Press Association/PA Archive | Joe Giddens

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Wie viele Straßen...

Für Zahlen-Fans: Allein die Straßen.NRW-Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift ist im „Altkreis Brilon“ für die Unterhaltung von 124,5 km Bundesstraßen und 231,7 km Landesstraßen zuständig. Marsberg: B 20,1 km / L 61,1 km, Brilon: B 49,6 km / L 39,7 km, Olsberg: B 17,4 km / L 18,2 km, Medebach: L 46,6 km, Winterberg: B 30,0 km / L 48,7 km, Hallenberg: B 7,4 km / L 17,4 km. Hinzu kommen noch örtliche Straßen, die von den Gemeinden zu unterhalten sind.

Schon jetzt haben die Straßenmeistereien Meschede, Arnsberg und Winterberg alle Hände voll zu tun, um die Schäden auszubessern. Kontroll-Kolonnen von Straßen.NRW fahren die Bundes- und Landesstraßen das ganze Jahr über regelmäßig ein bis zweimal die Woche ab und bessern die Schadstellen wenn möglich direkt mit Kalt- oder Heißasphalt aus. Parallel dazu melden sich aber auch immer wieder Verkehrsteilnehmende mit Hinweisen auf Straßenschäden, die dann möglichst schnell ausgebessert werden. Die Straßenbauer können natürlich nicht überall zeitgleich sein, müssen nach Prioritäten arbeiten und manchmal muss bei größeren Schäden auch erst ein Schild zur Temporeduzierung aufgestellt werden.

Wo die Schäden auftreten, ist nicht kalkulierbar

Santos: „Kalt-Asphalt kommt bei den provisorischen Ausbesserungsarbeiten in den Regionen zum Tragen, in denen noch Minusgrade herrschen. Mit Heißasphalt können wir dort arbeiten, wo die Temperaturen über die Null-Grad-Grenze klettern und wenn die Asphaltmischwerke wieder tätig sind. Schäden, die eine Sicherheitsgefährdung darstellen, werden umgehend behoben. Das sind vor allem große und tiefe Schlaglöcher, die durch viel Verkehr begünstigt wurden. Wenn der Schaden nur den Komfort einschränkt, wird er zunächst hinten angestellt, bis die gravierenderen Löcher zugemacht wurden.“

Oscar Santos, Sprecher Landesbetrieb Straßenbau NRW, Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift
Oscar Santos, Sprecher Landesbetrieb Straßenbau NRW, Regionalniederlassung Sauerland-Hochstift © Meschede | Ute Tolksdorf

Die Sanierung der Frostschäden wird übrigens aus dem „normalen“ sogenannten Erhaltungsprogramm für Straßen finanziert. Es hat auch in der Vergangenheit schon Sonderprogramme gegeben, für besonders stark betroffene Regionen. Für das Hochsauerland ist das aber aktuell noch nicht der Fall. Für kleinere Schadstellen die durch den Betriebsdienst der Straßenmeistereien ausgebessert werden, gibt es keine Garantie oder Gewährleistung. Für die Sanierung von größeren Schadstellen wird eine Gewährleistungszeit von vier Jahren vereinbart. Dieser Zeitraum macht schon deutlich, wie schnell eine Straße von einem guten in einen schlechten Zustand verfallen kann. Santos: „Die Schäden sind nicht kalkulierbar. Daher kann es passieren, dass die Jahresplanungen umgestellt werden müssen und Straßen, die eigentlich als nächstes an der Reihe gewesen wären, noch einmal warten müssen, weil woanders noch gravierendere Schäden aufgetreten sind.“ Vor Ablauf der vier Jahre nach dem Straßenausbau werden die Fahrbahnen nochmal auf Schäden kontrolliert. Anfällig sind oftmals die Nähte zwischen den Fahrbahnseiten. Aber die vier Jahre überstehen die meisten Fahrbahnen angeblich problemlos.

Bei maroden Straßen kann jeder mitreden

Bei Facebook haben wir eine Umfrage zum Straßenzustand gemacht und viele Reaktionen bzw. Nennungen von schlechten Straßen bekommen. Hier eine Auswahl:

„Die Straße zwischen Hesborn und Medelon, es wird schwierig eine schlechtere zu finden. Da kann man auch nicht mehr ausweichen. Da gilt das Prinzip: Loch an Loch - hält doch!“, schreibt eine Leserin und ein Kommentator pflichtet ihr bei: „Mit dem Motorrad höchst gefährlich!“

„Komplett Altenbrilon!“, schreibt ein anderer Leser oder „Am Hagenblech in Winterberg!“

Die L721 zwischen Züschen und Mollseifen wird genannt: „Riesenspalten, wo schon Gras wächst“, heißt es. Und eine Leserin schreibt: „Zwischen Deifeld und Referinghausen und weiter Richtung Oberschledorn. Wird seit Jahren immer munter mal was rein gemacht zum flicken und macht es jährlich noch schlimmer.“

„Mir fällt die B7 von Egger Richtung Tühlerner Kreuz ein. Slalom fahren ist hier garantiert. Im Sommer wieder Kaltteer drauf und dann soll es gut sein... Finde ich für eine Bundesstraße echt erbärmlich.“

Auch die Bahnhofstraße in Marsberg wird genannt: „Ist eine Einbahnstraße, was eine Sanierung unmöglich macht.
Wird zwar jedes Jahr etwas geflickt, aber das hält immer nur wenige Wochen.“ Außerdem: „Marsberg B7 in Höhe ,Fressnapf‘. Haut einemn sofort das Radlager kaputt.“

In puncto Schlaglöcher wird aber auch in den nächsten Wochen noch einiges dazukommen. Denn der Winter endet kalendarisch erst am 20. März und der offizielle Winterdienst dauert bei Straßen.NRW bis zum 30. April. Darüber hinaus sind frostbringende Temperaturen im März oder April nicht ungewöhnlich. Wie groß die vom Winter verursachten Straßenschäden tatsächlich gewesen sind, lässt sich also frühestens im Mai sagen.