Marsberg. Sie hat gewagt, wovon viele träumen: Jasmin kündigte ihren Job und folgte ihrem Herzen zum Traumberuf. Die Tänzerin unterrichtet auch in Marsberg
Als Kind brachte sie einmal ihren ganzen Mut auf und erzählte ihrer Tanzlehrerin, dass sie selbst auch Tänzerin werden will. An diesen Moment erinnert sich Jasmin Kaya noch genau: „Und sie hat damals nur geantwortet: ‚Das schaffst du sowieso nicht.‘“ Auch von ihrer Familie wurde die junge Frau früh auf den nüchternen Boden der Tatsachen zurückgeholt, als es um ihre Träume und die berufliche Zukunft ging. Mit Tanzen habe ihre Familie nie etwas am Hut gehabt, das sei für die Eltern eine völlig fremde Welt gewesen, erklärt Jasmin: „Und ich hatte manchmal das Gefühl, ich komme von woanders her.“ Denn das Tanzen gehöre zu ihr, das mache sie aus, das habe sie immer schon getan.
Im kommenden Frühjahr werden es schon zehn Jahre sein, in denen Jasmin als Tanzpädagogin in „Saras Tanzstudio“ in Marsberg unterrichtet. Eine Zeit, für die die 36-Jährige dankbar ist und die sie stolz macht. Denn dass es dazu kam, dass sie diesen Beruf ergriffen hat, war ein großer, glücklicher Zufall. „Nachdem ich als Jugendliche so sehr entmutigt wurde, hatte ich den Traum vom Tanzen erstmal halb begraben“, erzählt Jasmin. Sie habe natürlich trotzdem in ihrer Freizeit weitergetanzt, mehrmals die Woche und mit Ambitionen.
„Die haben mich noch in der Probezeit hochkant rausgeworfen.“
Aber beruflich ging sie erstmal einen ganz anderen Weg. Nachdem sie am südlichen Zipfel von Baden-Württemberg aufgewachsen war, wollte Jasmin nach ihrem Schulabschluss schnell dort weg und suchte sich einen Ausbildungsplatz in Münster - im Hotelfach. „Aber das ging hoffnungslos schief, die haben mich noch in der Probezeit hochkant rausgeworfen.“ Danach begann sie eine Ausbildung als Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte, die sie durchzog - mit Disziplin, aber nicht mit Herzblut. „Ich kann da nichts mit anfangen. Aber immerhin waren meine Eltern dann entspannter.“ Nach der Ausbildung wurde sie in der Kanzlei übernommen. Nach Feierabend ging sie dann meistens auf direktem Weg ins Tanzstudio, um dort noch stundenlang zu trainieren. Das habe sie so fünf oder sechs Wochen lang gemacht, erklärt Jasmin. Und dann habe sie den Job beim Anwalt wieder gekündigt. „Mein Tanzlehrer in dem Studio hat irgendwann zu mir gesagt: ‚Mach dir doch nichts vor, mach keinen Quatsch. Mach doch was mit Tanzen.‘“ Und er erzählte ihr von seiner Ausbildung an der Pergel-Ernst-Schule für Bühnentanz in Düsseldorf. Kurze Zeit später begann Jasmin dort ihre Ausbildung zur Tanzpädagogin.
Für diesen entscheidenden Impuls ist Jasmin ihrem damaligen Lehrer bis heute dankbar. „Er hat mich da so ein bisschen hingeschubst“, schildert sie. Sie bezweifelt, dass sie ohne ihn auf die Idee gekommen wäre, doch einen Versuch zu wagen: „Nachdem du immer von allen gehört hast, dass du keine Tänzerin werden kannst, dass du zu alt bist, dass du das nicht schaffst.“ Aber Jasmin hat es geschafft. Seit zwölf Jahren lebt sie nun schon in Paderborn und gibt Tanzunterricht dort, dazu in Warendorf und bald schon seit zehn Jahren auch in Marsberg, im Tanzstudio von Sara Theile. „Ich bin hier einfach kleben geblieben“, erzählt die Tanzpädagogin. Sie habe hier eine tolle Chefin und viele wunderbare Schülerinnen. Und auch die Region um Paderborn und Marsberg hat es ihr angetan: „Ich fand das schon immer viel schöner hier als in meiner Heimat. Süddeutschland ist schön, aber mein Herz ist hier.“
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Traumberuf Tanzpädagogin: „Kein Tag ist wie der andere“
In ihrem Beruf geht Jasmin nun voll und ganz auf. Sie unterrichtet im Tanzstudio Marsberg klassisches Ballett, sowohl für Kinder und Jugendliche als auch für Erwachsene, für Anfänger ebenso wie für Fortgeschrittene. Viele Schülerinnen betreut sie monate- und sogar jahrelang und kann ihre tänzerische Entwicklung beobachten. Diese vielen verschiedenen Menschen und Persönlichkeiten machen Jasmins Berufsalltag sehr abwechslungsreich: „Kein Tag ist gleich.“ Von ihren Schülerinnen bekäme sie viel Wertschätzung zurück, was ihre Arbeit wertvoll mache. Aber das Tanzen ist für sie eben mehr als ein Beruf, wie Jasmin lachend zugibt: „Es bestimmt einfach meinen Tagesablauf, meine Woche, meine Jahresplanung.“ Irgendwann einmal nicht mehr zu tanzen, das kann sich die 36-Jährige gar nicht vorstellen: „Tanzen ist etwas, das ich einfach jeden Tag machen muss. Es gehört einfach dazu, es geht nicht ohne.“