Hochsauerlandkreis/Winterberg. Ein Mann (74) aus Winterberg soll eine Frau vergewaltigt haben. Er war Mitarbeiter der Opferschutzorganisation Weißer Ring. Details des Falls.
Der Fall klingt unglaublich: Eine Frau wird Opfer von Kriminalität und sucht Hilfe bei der Opferschutzorganisation Weißer Ring. Dort soll ein Mitarbeiter aus Winterberg die psychisch labile Situation der Frau ausgenutzt, und sich in massiver Art und Weise sexuell an ihr vergangen haben. Der heute 74-Jährige steht zwischen jetzt Februar und April vor Gericht uns muss sich an insgesamt sieben anberaumten Verhandlungstagen für die mutmaßliche Tat verantworten. Der Vorwurf, den die Staatsanwaltschaft dem Mann aus Winterberg macht, lautet: Vergewaltigung. Der Prozess vor der 4. Großen Strafkammer am Landgericht Arnsberg startet am Donnerstag, 29. Februar, um 8. 30 Uhr. Das Urteil wird am 19. April erwartet. Bei einer Verurteilung wegen Vergewaltigung drohen dem angeklagten aus Winterberg zwischen zwei und 15 Jahren Haft.
Vergewaltigungsvorwurf: Die Details aus der Anklageschrift
Laut Angaben des Landgerichts Arnsberg wird dem 74-jährigen Angeklagten zwischen dem 1. Juli 2020 und dem 15. September 2020 in seiner Funktion als Mitarbeiter des Weißen Rings zu eine von ihm betreuten Frau gefahren zu sein. Dort soll er sich bei der Durchführung einer Entspannungsübung hinter die Zeugin gestellt haben und sie im Intimbereich berührt haben. Der Angeklagte soll, so schreibt es das Gericht in der Anklageschrift „umfassende Kenntnis von dem Gesundheitszustand der Angeklagten und ihrer psychischen Erkrankung“, gehabt haben.
Am 15. September 2020 soll der Angeklagte die Frau nach einer Therapiesitzung nach Hause gefahren haben. Dort soll er wieder Entspannungsübungen mit ihr durchgeführt haben. Dort sei es zu einem weiteren massiven Übergriff gekommen.
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Weiteres Opfer des mutmaßlichen Täters
Zudem soll der Angeklagte zwischen dem 9. Dezember 2020 und dem 27. April 2024 einer weiteren von ihm betreuten Frau an das Gesäß gefasst haben.
Die Historie des Falls
Der Fall hatte im Februar 2021 hohe Wellen geschlagen. Damals waren die Missbrauchsvorwürfe gegen den damaligen Mitarbeiter des Weißen Rings öffentlich geworden. Der Weiße Ringe hatte die Schilderungen der Frau damals als glaubhaft eingestuft und den Mitarbeiter von seinen Aufgaben entbunden. Der Weiße Ring gründete eine Task Force, um den Fall aufzuarbeiten. Die Organisation stellte die Informationen zu dem Fall selbst in Netz, um weitere mutmaßliche Geschädigten es zu erleichtern, sich zu melden. In den folgenden Wochen gingen tatsächlich Schilderungen weiterer mutmaßliche Opfer beim Weißen Ring ein. Die Organisation, die gegründet wurde, als Verein zur Unterstützung von Kriminalitätsopfern und zur Verhütung von Straftaten, zog Konsequenzen: die vereinseigene Regeln für die Betreuung weiblicher Kriminalitätsopfer wurden verschärft.
Die Staatsanwaltschaft Arnsberg hatte in dem Fall, der nun vor Gericht verhandelt wird, viele Monate ermittelt, bevor die Anklageschrift an das Landgericht weitergeleitet werden konnte. Es seien unter anderem zwei psychologische Gutachten in Auftrag gegeben worden und es habe eine Vielzahl von Befragungen gegeben, hatte Oberstaatsanwalt Thomas Poggel im März 2023 zur WP gesagt. Insgesamt neun Frauen hatten Anzeige gegen den Mann gestellt. Diese Frauen waren allesamt Opfer von Straftaten und hatten sich an den Weißen Ring gewandt, um Hilfe zu bekommen. Der ehemalige Mitarbeiter des Weißen Rings, soll diese Situation der Frauen schamlos ausgenutzt haben. Dass nicht alle Vorwürfe gegen den Mann vor Gericht verhandelt werden, liegt laut Poggel daran, dass die Fälle entweder nicht als strafrechtlich relevant eingestuft wurde oder an Verjährungsfristen.