Altkreis. Das Leben ist teuer geworden. Für alle. Doch je nachdem, wo man im Altkreis Brilon lebt, gibt es bei Gebühren und Steuern deutliche Unterschiede.

Auch in diesem Jahr haben wir wieder bei den Städten im Altkreis Brilon nachgefragt: Wie viel zahlt eine Durchschnittsfamilie vor Ort an Steuern und Gebühren? Deutlich wird: Der Wohnort kann darüber entscheiden, ob eine vierköpfige Familie mit Hund und Eigenheim pro Jahr deutlich mehr oder weniger im Portemonnaie hat.

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Den dicksten Batzen in unser Beispielrechnung machen seit Jahren die Betreuungskosten für die Kinder aus. Die Höhe wird in einer nach Einkommen gestaffelten Tabelle durch den HSK für alle Städte im Jugendamtsbereich des Kreises festgelegt. Bei einem Jahreseinkommen von 45.000 Euro müssen Eltern, wenn sie eine 45-Stunden-Betreuung wählen, in diesem Jahr 1656 Euro bezahlen – das sind 14 Euro mehr als im Vorjahr. Eine große Entlastung für Familien hat im vergangenen Jahr Schmallenberg auf den Weg gebracht. Die Stadt hat ein eigenes Jugendamt und kann selbst über die Elternbeiträge entscheiden. Sie hat die Kita-Gebühren komplett gestrichen.

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Die Mustermanns sind eine vierköpfige Familie. Sie haben zwei Kinder und einen Hund, leben in einem Eigenheim und haben eine Grundstücksfläche von 600 Quadratmetern. Alle Angaben in Euro pro Jahr WP Brilon Familie Mustermann Altkreis Brilon 2023
Die Mustermanns sind eine vierköpfige Familie. Sie haben zwei Kinder und einen Hund, leben in einem Eigenheim und haben eine Grundstücksfläche von 600 Quadratmetern. Alle Angaben in Euro pro Jahr WP Brilon Familie Mustermann Altkreis Brilon 2023 © funkegrafik nrw | Anna Stais

Marsberg

Am meisten zahlt Familie Mustermann auch in diesem Jahr wieder in Marsberg. 2022 lagen die Gesamtkosten bei 3332,10 Euro, für 2023 sind es 3357,30 Euro. Damit zahlt unsere Beispielfamilie in Marsberg rund 416 Euro im Jahr mehr als ihr Pendant in Brilon. Dass die Stadt an der Diemel erneut die höchste Kostenbelastung hat, liegt unter anderem daran, dass Marsberg die einzige Stadt im Altkreis Brilon ist, die eine Straßenreinigungsgebühr erhebt. Die 41,60 Euro Gebühr, die in unserem Beispiel anfallen, sind für eine Anliegerstraße berechnet worden. Auch beim Trinkwasser fallen in Marsberg für die vierköpfige Beispielfamilie mit 371,61 Euro die höchsten Kosten im Altkreis-Vergleich an. Auch bei den Abfallgebühren ist die Stadt an der Diemel im Altkreis Brilon Spitzenreiter mit 361,92 Euro – das sind fast 15 Euro mehr als 2022. Die Stadt Marsberg erklärt dazu: „Die Preissteigerung ergibt sich durch die derzeitige Inflation und der daraus resultierenden Erhöhung der Abfuhrpreise.“ Zudem sei das Abfallaufkommen insbesondere im Bereich „wilder Müllkippen“ leicht gestiegen, was zu höheren Entsorgungskosten führe.

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Brilon

Am günstigen ist das Leben für die Mustermanns wie auch im Vorjahr in Brilon – hier sind die Kosten im Vergleich zum Vorjahr von 2.917,94 Euro auf 2.951,81 Euro nur leicht gestiegen. Einen Anstieg gab es beim Wasser: Die Beispielfamilie zahlt nach Berechnung der Stadt Brilon für 125 Kubikmeter Wasser inklusive Grundgebühr in diesem Jahr 207,58 Euro – im Vorjahr waren es noch 186,18 Euro. Beim Abwasser zahlt die Briloner Familie jetzt aber sogar etwas weniger: Aktuell sind es 343,75 Euro, im Vorjahr waren es 350 Euro.

Olsberg

Lebt unsere fiktive Familie in Olsberg, hat sie in diesem Jahr rund 3103 Euro auf dem Gebühren-Ticker. Das ist ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr, der sich unter anderem durch die gestiegene Trinkwassergebühr ergibt: Statt 304,58 Euro sind nun 328,63 Euro fällig. Auch beim Winterdienst müssen die Mustermanns tiefer in die Tasche greifen und zahlen 8 Euro mehr als vor einem Jahr. Olsberg hat übrigens nach wie vor im Altkreis Brilon den höchsten Grundsteuer-Satz. Er liegt für unser Familie bei 405,60 Euro. Zum Vergleich: Am günstigsten ist es für Einfamilienhaus-Besitzer in Hallenberg: Hier fallen 343,20 Euro an.

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Winterberg

In Winterberg muss unsere Sauerland-Familie mit Kosten in Höhe von 3231,42 Euro rechnen. Gestiegen sind die Kosten für Wasser, Abwasser, Abfall und den Winterdienst. Die Stadt erklärt dazu: „Die Stromverträge der Stadtwerke Winterberg AöR laufen zum 31. Dezember aus. So waren die Stadtwerke Winterberg AöR gezwungen, in der derzeit sehr ungünstigen Situation wegen des Ukraine-Krieges Strom einzukaufen. Hinzu kommen gestiegene Kosten für Materialien und Chemikalien. Gebühren müssen kostendeckend erhoben werden, sodass es hier keinerlei Ermessensspielraum gibt.“

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Stadtsprecherin Rabea Kappen hat auch eine gute Nachricht: „Die Gebührenerhöhung fällt nun aber geringer aus als ursprünglich gedacht, da die Stadtwerke auch von der Strompreisbremse profitieren und so die Gebühren noch mal neu kalkuliert und der letzten Sitzung des Verwaltungsrates neu festgesetzt wurden.“ Mehr bezahlen muss die Familie Mustermann auch für Abfall. Die Erhöhung sei aufgrund der gestiegenen Material- und Treibstoffkosten notwendig geworden“, so die Stadt.

Medebach

Lebt unsere Beispielfamilie in Medebach, kommt sie 2023 auf Kosten von rund 3290 Euro – das sind 73 Euro mehr als 2022. Das liegt vor allem an den Abfallkosten, die um 60 Euro höher liegen. Bürgermeister Thomas Grosche erklärt dazu: „Wir konnten die Steuern und die meisten Gebühren glücklicherweise stabil halten. Bei den Abfallgebühren waren wir rechtlich gezwungen, eine Neuausschreibung vorzunehmen. Die gestiegenen Kosten für diese Dienstleistung müssen wir nun leider auf die Bürgerinnen und Bürger umlegen. Bei der Winterdienstgebühr konnten wir eine leichte Senkung vornehmen.“

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Hallenberg

Die Kosten für die Bürger/innen in Hallenberg sind ähnlich wie in der Nachbarstadt Medebach. Unsere vierköpfige Familie zahlt hier in diesem Jahr rund 3295 Euro. Eine Erhöhung gab es bei der Winterdienstgebühr, so dass sich für die Familie Mustermann 11,76 Euro Mehrkosten ergeben. Die Verbrauchsgebühr für Trink- und Schmutzwasser wurde angehoben, beim Niederschlagswasser gab es eine Senkung. Das schlägt sich auch im Portemonnaie der Familie Mustermann nieder. Fürs Trinkwasser zahlen sie jetzt 340,26 statt 326,88 Euro, für Abwasser nun 27,50 Euro mehr.

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Bürgermeister Enrico Eppner begründet die Preisentwicklung so: „Neben allgemeinen Kostensteigerungen aufgrund der Energiepreisentwicklung ist besonders hinsichtlich der Abwasserbearbeitung der Gebührenbedarf gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Hauptgrund für diese Erhöhung seien die gestiegenen Stromkosten.“ Mit der Hoffnung auf eine Entspannung am Energiemarkt sei seitens des Rates und der Verwaltung der Stadt Hallenberg vereinbart worden, die Kostenentwicklung engmaschig zu beobachten.

Für einen Hund fallen in der kleinsten Altkreis-Stadt übrigens die niedrigsten Steuern an: Wie im Vorjahr werden 60 Euro fällig. Die höchste Hundesteuer ist in unserem Beispielfall in Winterberg fällig: Hier muss die Familie 100 Euro zahlen.