Brilon. Der Ärztemangel auf dem Land zeigt sich in Brilon schon bei den Hausärzten. Doch auch eine Anästhesie-Praxis sucht dringend einen Nachfolger.

Der Hausärztemangel und eine drohende hausärztliche Unterversorgung sind in Brilon schon seit einiger Zeit ein Problem, das viele Patienten, aber auch die Stadt Brilon mit Sorge beobachten. Doch offenbar ist es nicht nur für Hausärzte schwierig, einen Nachfolger für die Arztpraxis zu finden. Auch die Anästhesiologie-Gemeinschaftspraxis Potapski/Brinkmann sucht schon länger dringend einen Anästhesisten/eine Anästhesistin, der oder die bei ihr einstiegen möchte.

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Ruhestand verschoben

„Wir haben in den letzten Jahren schon über verschiedene Wege versucht, einen Anästhesisten zu finden – bisher leider vergeblich. Eigentlich war es mein Plan im Mai in den Ruhestand zu gehen. Doch jetzt werde ich wohl doch erstmal noch weitermachen“, erklärt Thomas Potapski. Dabei hatte der 68-Jährige sein Renteneintrittsalter schon vor drei Jahren erreicht. Doch damals hatte er sich entschlossen, noch bis 68 weiter zu praktizieren. Spätestens Ende September 2024 möchte er mit 70 aber aufhören, gerne aber früher. Und wenn sich bis niemand findet? Der Briloner Mediziner zuckt bedauernd mit den Schultern: „Dann stünde irgendwann Dr. Brinkmann allein da und es könnten nur entsprechend weniger OP´s begleitet werden.“

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Gemeinschafts-Praxis

Doch so weit soll es nach dem Willen der beiden Mediziner nicht kommen. Thomas Potapski erklärt: „Ich möchte natürlich die Kollegen, die auf unsere Anästhesie angewiesen sind, nicht im Regen stehen lassen.“ In der Gemeinschaftspraxis in der Hubertusstraße in Brilon finden zurzeit fast täglich Operationen statt. Thomas Potapski und Dr. Brinkmann machen dort unter anderem die Anästhesie bei ambulanten OP’s der Kollegen aus der im gleichen Gebäude untergebrachten HNO-Praxis Drs. Frank Koslowski und Marcus von Rüden.Auch die Ärzte der Mescheder HNO-Praxis Winkelmann/Althaus operieren in der Praxis in Brilon. Außerdem werden dort ambulante urologische Operationen in Zusammenarbeit mit einem niedergelassenen Urologen durchgeführt. Darüber hinaus sind die beiden Anästhesisten aber auch außer Haus tätig, unter anderem in der Zahnklinik Schellenstein in Olsberg oder in Zusammenarbeit mit einer niedergelassenen Chirurgin in Lippstadt. Auch in verschiedenen Zahnarztpraxen kommen die Anästhesisten zum Einsatz, wenn für eine Behandlung eine Vollnarkose notwendig ist.

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„Work-Life-Balance ist günstig“

Thomas Potapski erklärt, dass die Arbeit in der Briloner Gemeinschaftspraxis für Mediziner sehr attraktiv sei: „Finanziell ist man nicht schlechter gestellt als ein Krankenhaus-Anästhesist und man hat den Vorteil, dass man keine Nacht- und Wochenend-Dienst machen muss. Die Work-Life-Balance ist bei uns sehr günstig. Ich finde wir haben hier einen sehr attraktiven Job zu bieten“, findet der Briloner, der gebürtig aus Duisburg stammt. 1993 hat er sich als Anästhesist in der Bahnhofstraße niedergelassen. Seit 1998 betreibt er mit Dr. Brinkmann die Gemeinschaftspraxis, die 2007 in die Hubertusstraße umgezogen ist.

Kandidaten sind rar

Mögliche Kandidaten/Kandidatinnen, die in die Praxis einsteigen könnten, seien rar gesät, so Thomas Potapski. Sein Wunsch: „Vielleicht gelingt es ja, einen Facharzt zu finden, der nach seiner Ausbildung wieder zurück ins Sauerland möchte, weil er die Region kennt und weiß, dass man hier gut leben und arbeiten kann.“ Er erzählt, dass er uns sein Kollege schon viele Gespräche geführt haben und sogar schon eine Agentur mit der Suche beauftragt haben. Doch bisher vergeblich.„Ich würde jetzt wirklich gerne aufhören, damit ich endlich mal mehr Zeit für meine Gesundheit, meine Familie und meine Freizeit habe. Ich möchte nämlich nicht irgendwann tot am Narkose-Gerät umfallen“, sagt Thomas Potapski.

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