Alme. Eine ukrainische Familie hat in Alme Zuflucht gefunden. Mit Spendengeldern sollen Generatoren für ihren Heimat Woltschansk angeschafft werden.
Die Familie Kuznietsov ist vor dem Krieg und der Zerstörung in der Ukraine geflohen. In Alme haben sie eine Zuflucht gefunden. Vom Schicksal der kleinen Familie berührt, ist in dem Dorf nun eine Hilfsaktion gestartet. Ziel ist es, Generatoren in das vom Krieg zerstörte Woltschansk zu schicken, wo Verwandtschaft der geflüchteten Familie lebt.
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Aktion „Alme hilft“ gestartet
Angesichts der Zerstörungen und der Not der Flüchtlinge aus der Ukraine hatte die Alme AG gemeinsam mit der Caritaskonferenz Alme bereits im März 2022 die Aktion „Alme hilft“ gestartet. Durch Aktionen wie Waffelbacken, Verkauf von österlichen Basteleien und Strickrunde der Caritas Alme und Geldspenden bei Adventsfeiern kamen bereits im vergangenen Jahr Spendengelder zusammen, die weitergeleitet wurden. Nun wurde ein weiteres Hilfsprojekt gestartet: Initiatoren der Aktion „Generatoren für Woltschansk“ sind Nina und Rüdiger Sürig. Sie haben im September 2022 eine komplett eingerichtete Wohnung für die Familie Kuznietzov zur Verfügung gestellt. Da noch nahe Verwandte in der Ukraine leben, erfuhren Nina und Rüdiger Sürig in zahlreichen Gesprächen viel über die schreckliche Situation vor Ort.
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Familie erzählt vom Schrecken des Krieges
In dem Spendenaufruf der Alme AG und der Ortscaritas Alme heißt es: „Wir haben die Familie besucht und uns ihre Geschichte erzählen lassen. Das persönliche Gespräch hat uns tief beeindruckt und nachdenklich gestimmt.“ Die Familie Kuznietsov, das sind Serihii (35 Jahre), seine Frau Anastasia (31) und ihre Tochter Zlata (5). Mit nach Deutschland geflohen ist auch Tajana (61). Sie ist die Mutter von Anastasia.
Anastasia Kuznietzov berichtet gegenüber der Alme AG und der Almer Ortscaritas, dass sie gebürtig aus Woltschansk kommt. Das ist eine kleine Stadt etwa 100 Kilometer östlich von Charkiw, direkt an der russischen Grenze. Dort lebt auch ihre Familie, unter anderem ihre Eltern und ihre Schwester. Anastasia lebte mit Mann und Tochter bis zum Kriegsausbruch in Charkiw, die Familie ihres Mannes 30 Kilometer entfernt von dort. Anastasia erzählt, wie sich dann ihr Leben komplett veränderte: „Ende März bekamen wir die Nachricht, dass das Haus von Serihiis Großvater und Mutter nach Bombenangriffen zerstört wurde. Um zu helfen, sind wir direkt zu ihnen gefahren. Es bot sich ein Bild völliger Zerstörung. Das Haus war völlig ausgebrannt. Nach ein paar Tagen wollten wir mit allen zurück in unsere Wohnung nach Charkiw. Doch die russischen Soldaten hatten den Rückweg in der Zwischenzeit abgeschnitten und das Gebiet östlich um Charkiw okkupiert. Mit vorgehaltenen Gewehren und Warnschüssen machten uns die russischen Soldaten klar, dass es keinen Weg zurück mehr in die Ukraine nach Charkiw und somit in unsere Wohnung gibt. So beschlossen wir, weiter nach Osten, nach Woltschansk zu meinen Eltern und meiner Schwerster zu fahren. Auch Woltschansk war in russischer Hand und wir waren dem Terror (Stromabschaltung, Kontrollen …) ausgesetzt. Auch waren dort schon viele Häuser mitten in der Stadt zerstört.“
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Dankbar für die Hilfe und Solidarität
Man habe ihnen deutlich gemacht, ihre einzige Alternative „befreit“ zu werden, sei nach Russland einzureisen und dort zu leben. „Doch das wollten wir aus gutem Grund nicht“, so Anastasia im Gespräch mit Vertretern der Alme AG. Da Serihiis Tante seit vielen Jahren in Deutschland in Messinghausen lebt, habe sich die Familie entschlossen, dorthin zu fliehen. Anastasias Vater (61 Jahre) und ihr 92-jähriger Opa hätten jedoch ihr Haus und ihre Heimat nicht verlassen wollen und seien in Woltschansk geblieben. Im Pfarrheim in Hoppecke fanden die Geflüchteten eine erste Unterkunft und lebten dort mit zwölf Personen einige Monate in einem Saal. Am 1. September konnte dann ein Teil der Familie in Alme einziehen. Alle sind sich einig: „Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung und Hilfe und fühlen uns hier sicher. So einen herzlichen Empfang und so viel Hilfe hatten wir nicht erwartet und freuen uns sehr über so viel Hilfe und Solidarität.“
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Darum werden so dringend Generatoren gebraucht
Serihii Kuznietzov erklärt, wofür die Stromgeneratoren gebraucht werden: In den Städten würden sie unter Zelten aufgebaut. Dort könnten die Menschen dann ihre Geräte, besonders Handys, laden. Ein weiteres begehrtes Elektrogerät seien Powerbanks. Zwei Generatoren seien bereits mit einem Bus von Dortmund nach Kiew transportiert worden. Freunde und Familienmitglieder würden sie dort übernehmen und weiter nach Charkiw und Woltschansk bringen. Problem: Nach Woltschansk seien die direkten Brücken und Dämme über den Donez zerstört, so dass alle Waren nur mit kleinen Booten weitertransportiert werden könnten.
Wolfgang Kraft, Sprecher der Alme AG, wirbt um Unterstützung für die Spendenaktion: „Können wir uns nur einen Tag ohne Stromversorgung vorstellen? In Woltschansk, wie auch in anderen Städten und Dörfern, ist die Stromversorgung zusammengebrochen. Generatoren helfen, die allernotwendigsten Dinge zu ermöglichen und so dem russischen Aggressor tagtäglich die Stirn zu bieten. Strom ist auch besonders wichtig, damit die Menschen in der Ukraine über das Mobil-Telefon den Kontakt zur Außenwelt und besonders zu Ihren Familien und Freunden nicht verlieren.“
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Spendenaktion
Alme AG und die Ortscaritas Alme bitten um Spenden bis zum 5. Februar auf folgendes Konto: Kontoinhaber: Caritasverband Brilon e.V., Sparkasse Hochsauerland, IBAN: DE14 4165 1770 0000 0562 83, Verwendungszweck: Alme hilft Ukraine (bitte unbedingt angeben). Die Initiatoren weisen darauf hin, dass für Spenden bis 300 Euro keine eigene Spendenquittung notwendig sei. Es reiche die Vorlage des Kontoauszuges bei der Steuererklärung.
Weitere Infos und das komplette Gespräch mit Familie Kuznietsov findet man im Internet unter www.alme-info.de