Winterberg. Marcel Beine schafft es trotz Lockdown und Coronapandemie mit kreativen Ideen seine Kunden zufrieden zu stellen. Er erklärt, wie er das schafft.

„Ich konnte nichts. Nicht einmal Kartoffeln schälen“, sagt Marcel Beine, wenn er auf seine Anfänge mit 18 Jahren bei der Bundeswehr zurückblickt. In der Küche war er eingeteilt und fand Gefallen daran, sich kreativ auszutoben. Das ist 16 Jahre her. Seitdem hat sich viel getan. Mit der EssBar hatte er sich im Oktober 2019 im Winterberger Stadtteil Züschen selbstständig gemacht und ist kreativer denn je. Ein Muss wie er sagt. Aber wichtig ist seiner Meinung nach nicht nur in der Küche der Mut für neue Ideen, sondern auch außerhalb. Das zeigt sich auch in der Coronapandemie, wo er sich immer wieder etwas neues einfallen lässt. Für ihn gehört zu Gastronomie mehr als Gerichte auf den Tisch bringen.

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Aber die müssen natürlich sehr gut sein. Neugierig bereist er, wenn es die Lage zulässt, andere Länder und schaut in die Küchen. „In Sri Lanka habe ich einen Streetfood-Stand gesehen. Das war alles viel simpler. Die machen einfach“, sagt Beine. Es war eine andere Küche und sie schmeckte. Die lateinamerikanische Küche veränderte für den Winterberger den Blick auf die Speisekarte. 14 verschiedene Schnitzelvariationen gibt es bei ihm nicht. Eine eigene kulinarische Linie baute er in Züschen auf. Eine andere Welt, leicht abseits des Trubels der Kernstadt. „Züschen und ich mussten uns erstmal kennenlernen und einleben. Das war wie eine Fernbeziehung, die mit der Zeit immer intensiver wurde“, sagt der 34-Jährige.

Marcel Beine setzt auf qualitativ hochwertiges Essen bei dem auch das Gemüse im Fokus sein darf.
Marcel Beine setzt auf qualitativ hochwertiges Essen bei dem auch das Gemüse im Fokus sein darf. © Simsalabrina

Kreative Ideen in Winterberg in der Corona-Pandemie

Die gestiegene Bekanntheit hilft auch in der Pandemie. Im März 2020 machte der Familienvater Urlaub auf Madeira und erfuhr kurz vor der Abreise, dass die Insel wegen Corona dicht gemacht wird. Beine erkannte, dass die Pandemie ihn aus unternehmerischer Sicht treffen könnte und schaute sofort, was die Regeln dort zulassen. Gerichte zum Mitnehmen waren erlaubt. Schnell errichtete er ein Paypal-Konto, brachte eine Website im Hintergrund ans laufen und konnte diese sofort mit einem Klick aktivieren, als auch in Deutschland der Lockdown kam. Vorbereitung ist alles. Von einer Sekunde auf die andere war die EssBar ein Lieferservice und das Angebot wurde sehr gut angenommen. Als der zweite Lockdown kam, machten Marcel Beine und seine Kollegen, was sie schon kannten. Mit der Zeit war aber die Luft raus und es war klar, dass eine neue Idee her musste.

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Kein fertiges Essen liefern, sondern Boxen, in denen die Komponenten für ein Menü so weit vorbereitet sind, dass die Kunden es in zehn bis 15 Minuten zu Hause fertig kochen können. Kartoffeln sind vorgekocht, Gewürze portioniert, Gemüse mariniert und alles vakuumiert und gekühlt. Das Fleisch ist roh, deshalb gibt es in den Boxen kein Hühnchen – Salmonellengefahr. Zwei Vorspeisen, drei Hauptspeisen, Desserts, vegane Varianten. An alles wurde im Vorfeld gedacht. Tagelang wurde ausprobiert, wie sich das Essen verhält, wenn es vakuumiert wird. Stundenlang nahm Beine Videos auf, um eine Anleitung zu jedem Rezept geben zu können. Zu Weihnachten und Silvester gab es abgewandelte Boxen. Ebenso zum Valentinstag und dem Super Bowl. Mehrere junge Unternehmen arbeiteten dafür zusammen. So hat die Winterberger Agentur Dive Inn den Webshop aufgebaut, das Designstudio Vormat aus Züschen hat Speisekarten, Logo und Aufkleber entworfen und Sabrina Lingenauber von Simsalabrina Fotografie aus Züschen die Fotos geschossen. Vernetzung und Kooperationen sind für ihn wichtig.

Mit Essboxen hat Marcel Beine auch im Lockdown seine Kunden mit leckeren Gerichten beliefern können. Unter anderem gab es auch eine Weihnachts-Edition. Die wird es auch in diesem Jahr wieder in Winterberg geben.
Mit Essboxen hat Marcel Beine auch im Lockdown seine Kunden mit leckeren Gerichten beliefern können. Unter anderem gab es auch eine Weihnachts-Edition. Die wird es auch in diesem Jahr wieder in Winterberg geben. © Simsalabrina

EssBar probiert in Winterberg mutig viel aus

Boxen zu Weihnachten

Zu Weihnachten bietet die EssBar wieder Boxen zum bestellen an.

Individuell können Kunden ein 4-Gang-Menü zusammenstellen.

Ab Samstag werden Bestellungen angenommen. Geliefert wird wieder in einem Umkreis von 40 Kilometern.

„Weil wir aber die Kunden in einem bestimmten Umkreis beliefern, müssen wir immer etwas anderes anbieten, als das Bekannte. Zum Beispiel eine Bowl statt Pizza und Burger. Das Liefergeschäft ist viel schnelllebiger“, erklärt Beine. Ein Cateringservice ergänzte später das Angebot und auch auf Festivals war EssBar vertreten. Sehen und gesehen werden. „Mehr als Pleite gehen kannst du nicht und wir waren so wieder nah am Gast. Das ist auch für junge Leute wichtig, die für kleines Geld hochwertiges Essen bekommen können und wir waren draußen. Das machte Bock.“ Als die Basis in Züschen wieder für Kunden öffnen durfte, wurden manche Ideen wieder runtergefahren. Die Entscheidungen fallen im Team. Neue Ideen werden hin und her geworfen. Thementage beispielsweise angeregt.

Marcel Beine gehört die
Marcel Beine gehört die "Essbar" im Winterberger Stadtteil Züschen. © WP | Simsalabrina

Starke Präsenz bei Instagram

Eine weitere wichtige Säule sind soziale Medien. Bei Instagram hat die EssBar eine starke Präsenz. Ungeschönt spricht Beine dort über die Coronalage und hält über neue Projekte auf dem laufenden. „Viele sind verschlossen, aber wir zeigen uns dort auch, wie wir Stress haben und die Küche sieht dann nicht wie geleckt aus, wenn 50 Menüs rausgehen. Wir sind offen und sagen, wenn ein Thementag nicht mehr angeboten wird, weil er nicht mehr so gut angenommen wird“, beschreibt Beine die Philosophie. Fotografin Sabrina Lingenauber begleitete das Team einen Abend lang und zeigt in einer Reihe, wie der Alltag wirklich aussieht.

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Beine findet Instagram spaßig und nützlich zugleich. Er weiß, dass viele auf der Plattform unterwegs sind und Gerichte gerne mit Freunden zumindest mit einem Foto geteilt werden. Die Optik spielt also eine wichtige Rolle. Entsprechend achtet er darauf, dass seine Teller ansprechend aussehen. Umso größer ist die Chance, dass Gäste Fotos von ihrem Aufenthalt im Internet verbreiten. Kostenlose Werbung.

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Neue Ideen hat Beine auch schon. Details verrät er noch nicht, aber die Kreativität von ihm und seinem Team kommt dabei sicher nicht zu kurz.