Brilon. Sollen nur Geimpfte und Genesene in Restaurants – oder weiter auch Getestete? Gastronomen in Brilon sagen, weshalb sie auf 2G setzen oder auf 3G.
Die Diskussion um 2G oder 3G nimmt immer mehr Fahrt auf. Hamburg weitet die 2G-Regel weiter aus, in anderen Ländern wird diskutiert. Unbeschwert das Restaurant besuchen, ein leckeres drei Gänge Menü genießen und ein angenehmer Tropfen rundet den schönen Abend noch ab. Ganz so unbeschwert ist das wohl nicht mehr möglich in der Corona-Krise und der Grund dafür lässt sich schnell finden, denn vor dem Restaurantbesuch wartet auf jeden Gast erstmal die große Kontrolle. Geimpftgenesen oder getestet? Aber nicht alle setzen auf die 3G-Regel. Wir haben bei vier Gaststätten in Brilon nachgefragt.
Stadtschenke in Brilon setzt auf 2G
Wirt Volker Scherney, Inhaber der Stadtschenke in Brilon, lässt beispielsweise nur Gäste hinein, die geimpft oder genesen sind. Mit einem negativen Coronatest gibt es lediglich ein Angebot in der Außengastronomie. „Ich sehe das als Verpflichtung an, gegenüber den Gästen, die vollständig geimpft oder genesen sind. Ich muss meine Gäste, das Personal und auch mich selbst vor einer Ansteckung mit Corona schützen“, betont der Gastronom. „Ich hoffe sehr, dass weitere Gastronomen folgen und keine Angst haben vor Shitstorm im Internet“, sagte er zur Westfalenpost. Seine Kollegen in der Branche haben eine eigene Meinung zu dem Thema.
Hotel zur Post in Brilon vertraut dem Hygienekonzept
„Wir sind froh über jeden Gast“, sagt Volker Volker Gierse, der das Hotel zur Post in Brilon betreibt. Deswegen gilt bei ihm auch ganz klar die 3G-Regelung. Im Restaurant werden die Abstände penibel eingehalten, das Hygienekonzept steht und funktioniert. „Da haben wir kein Problem und wir werden einen Teufel tun und die Gäste verprellen.“ Vor dem Einlass wird ganz genau auf die Bescheinigungen geguckt. Wer keinen Test oder Nachweis dabei hat, muss sich fix einen besorgen. Ausnahmen gibt es nicht. „Da ist uns die Strafe auch zu drastisch, wenn wir die Regeln nicht befolgen würden. Und die Gäste sehen das ein und fahren dann schnell und holen ihr Impfbuch. Das ist kein Problem.“
„Tommy’s“ will nicht auf 2G zurückgreifen
Thomas „Tommy“ Hillebrand will in seinem Restaurant “Tommy’s” im Kolpinghaus Brilon nicht auf die 2G-Regel zurückgreifen. „3G ist völlig in Ordnung, ich finde 2G etwas übertrieben“, sagt er. Somit erlaubt er nicht nur Genesenen und Geimpften den Besuch, sondern auch den Getesteten. Bei der Kontrolle der Maßnahmen sei es bisher auch noch nie zu Problemen gekommen. „Wir haben sowieso größtenteils geimpfte Gäste. Besonders unter den Urlaubern – vor allem aus den Niederlanden – sind fast alle durchgeimpft“, zeigt sich der Gastronom positiv gestimmt. Man habe zwar schon mal ein paar ältere Menschen, die sich über die Regeln verstimmt zeigen würden, aber auch diese würden sich an Masken tragen, Abstand halten und die 3Gs halten. „Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass die Menschen in der Pandemie so erzogen worden sind, dass sie freiwillig die Nachweise vorzeigen und auch Kontaktdaten dalassen, zur Nachverfolgung.“
Das Geschäft läuft gut. Die Gäste sind besonders in den Sommermonaten zahlreich ins „Tommy’s“ gekommen. Aufholen kann er das Geschäft, das er in siebeneinhalb Monaten verloren hat, aber nicht. „Aber wir hatten gut zu tun, Urlauber und Fremde die einen Ausflug gemacht haben. Von einem Aufholen des Verlustes kann aber nicht die Rede sein.“ Das Problem, das ihn am meisten beschäftigt sind aber nicht die Kontrolle der 3Gs oder die Frage nach noch mehr Einschränkungen, sondern das fehlende Personal. „Die Lage ist sehr schwierig und das wird auch schlimmer werden. Einige Lokale werden das nicht schaffen.“ Viele Aushilfen seien in die Industrie abgewandert. Auch, weil die Arbeitszeiten dort nicht bis in den Abend gehen. „An der Ostsee wird es schon gemacht und das wird auch ins Sauerland schwappen: Die Arbeitskräfte werden dann von Polen oder Ungarn hier her geholt“, mutmaßt Hillebrand.
Jägerhof in Brilon vertraut auf Coronatests
Auch im Jägerhof gilt 3G. Betreiber Andreas Piorek erlebt immer wieder, dass die notwendigen Bescheinigungen aber fehlen. Vor allem bei älteren Gästen. „Das kann passieren, wenn die Besucher über 80 sind. Da wird wenig mit dem Handy gemacht, aber trotzdem muss ich sie dann wegschicken“, sagt er. Eine 2G-Regelung stand für ihn nie zur Debatte, denn mit einem Test fühlt er sich auf der sicheren Seite und kann einer breiteren Masse ein Angebot machen. Wenn beispielsweise ein 90. Geburtstag gefeiert wird, hat jedes Familienmitglied oder das Umfeld die Möglichkeit auch teilzunehmen. Außerdem handelt er sich so keinen Ärger mit Gästen ein, die getestet sind, aber dennoch nicht ins Restaurant dürfen.
Denn Ärger gibt es so schon genug mit Gästen, die die 3G-Regeln nicht erfüllen. „Manchen Gästen fehlt dann das Verständnis und sagen, dass sie beispielsweise seit einer Woche in Brilon sind und noch nirgendwo nach einem Nachweis gefragt wurden. Wir versuchen den Besuchern mitzuteilen, dass es nicht unsere Regeln sind, sondern sie von oben kommen. Wir sind zur Durchsetzung verpflichtet, aber werden als böse Buben gesehen.“