Brilon. Tanja Menke betreibt das Landhotel Menke in Brilon-Wald. Corona setzt ihr mächtig zu. Außerdem muss sie noch einen Schicksalsschlag verkraften.

Dass die vergangenen Jahre schwierig und tragisch für Tanja Menke waren, merkt man der kleinen Power-Frau nicht an. Die Besitzerin des Landgasthofs in Brilon-Wald grüßt mit einem fröhlichen Lächeln. Dabei ist die Stimmung der 49-Jährigen dem verregneten Wetter angepasst. Corona beschäftigt die Frau, die die Fäden des Restaurant- und Hotelbetrieb in den Händen hält, sehr. Von den Regeln, die für die Gastronomie gelten, fühlt sie sich gegängelt. Und dann ist da noch der Schicksalsschlag, der sie vor wenigen Jahren traf.

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Menke nimmt Platz in der Gaststube. An der Wand hängt ein Jagdhorn und Geweihe. Auf einem antiken Ofen hat die gelernte Hotelfachfrau erlesene Spirituosen einer Edelbrennerei drapiert. Sauerländische Gemütlichkeit und ein Stück heile Welt. Doch die hat Risse bekommen.

Ständige Änderung der Regeln

Tanja Menke lässt den Blick schweifen. Probleme habe es immer schon für die Gastronomie gegeben. Das Nichtraucherschutzgesetz oder aber der Fachkräftemangel mache nicht nur ihr, sondern auch der gesamten Branche länger zu schaffen, sagt sie. Doch mit den Coronabestimmungen sei es noch umso schwerer geworden. Ständig würden sich die Regeln für die Gastro und ihrem Hotelleriebetrieb ändern.

Ihre Forderung an die Politik: „Wir brauchen endlich mal Planungssicherheit“, sagt sie. Und auch von der 3-G-Regeln, die besagt, dass nur noch Geimpfte, Getestete und Genesene ihre gehobene Küche genießen können hält sie nicht viel. Denn die Tests werden bald Geld kosten. Sie macht sich Sorgen, dass dann einige ihrer Gäste wegbleiben.

20 Prozent werden fehlen

Elias Menke hilft in seiner Freizeit in der Küche des Landhotels Menke in Brilon-Wald aus.
Elias Menke hilft in seiner Freizeit in der Küche des Landhotels Menke in Brilon-Wald aus. © WP | Benedikt Schülter

Bisher würden 80 Prozent der Kundschaft zwar einen Impfausweis vorzeigen, „aber die anderen 20 Prozent werden uns dann fehlen“. Die Mutter ihres verstorbenen Mannes hätte dazu eine sehr treffende Aussage gemacht: „Wenn ich für den Test extra bezahlen müsste, würde ich ganz bestimmt zu Hause bleiben.“

Von einer Impfpflicht hält sie auch nichts. „Wir leben in einer Demokratie. Jeder hat das Recht sich nicht impfen zu lassen. Da geht es auch um Selbstbestimmung“, glaubt sie. Trotzdem: An die Schutzwirkung der Impfung glaubt sie. Sie selbst ist bereits durchgeimpft.

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„Hallo Mama, ich bin ganz nass geworden“, sagt auf einmal eine Stimme. Tochter Elena ist gerade von der Schule gekommen. Die Dreizehnjährige streicht sich durchs nasse Haar und verschwindet dann schnell in den Wohnbereich der Familie.

Mindestens 12 Stunden Arbeit

„Meine Kinder helfen natürlich mit im Betrieb, wenn es irgendwie geht“, sagt Menke während sie ihrer Tochter hinterherschaut. Ihre Kinder, das sind noch der 15-jährige Elias und der 30-jährige Emanuel. Der eine macht gerade eine Ausbildung zum Koch und der andere arbeitet bereits in einem größeren Hotel als Koch.

Die helfen mir alle in ihrer Freizeit sagt Menke und nippt an ihrem Kaffee. Und Hilfe brauche sie hin und wieder. Ihr Arbeitstag sei in der Regel mindestens zwölf Stunden lang. Lediglich ein Küchenchef und eine Etagendamen sind bei ihr angestellt. Dabei ist viel zu tun, schließlich verfügt das Haus über 15 Doppelzimmer und einer Ferienwohnung.

Ehemann stirbt an Krebs

Die Aufgabenfülle für Menke ist enorm: Einkauf, Wäsche, Reservierungen nur um ein paar zu nennen. „Ich stehe auch mal in der Küche und mache den Service“, sagt sie. Es sei für sie schmerzhaft, dass ihre Kinder zurückstecken müssten. Besonders hart sei dass natürlich an deren Geburtstagen und an den Feiertagen. Da müsse der Betrieb aber laufen.

Sie lächelt und macht eine Pause. „Ich habe ein schweres Erbe angetreten.“ 2017 starb ihr Mann Hubertus an Weihnachten an Krebs. Sie habe sich dann auch recht schnell entscheiden müssen, ob sie den Betrieb übernehmen wolle. Doch die Aufgabe wäre keine Option gewesen: „Wenn ich das nicht gemacht hätte, hätten meine Schwiegereltern ausziehen und meine Kinder wären aus ihrer Umgebung gerissen worden. Das wollte ich nicht“, sagt sie.

Tanja Menkes Sohn Elias unterstützt die Gastronomin in der Küche. Der 15-Jährige macht aktuell eine Lehre zum Koch.
Tanja Menkes Sohn Elias unterstützt die Gastronomin in der Küche. Der 15-Jährige macht aktuell eine Lehre zum Koch. © WP | Benedikt Schülter

Hass und Liebe

„Die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Gäste damals haben mich echt berührt“, sagt Menke. Doch Corona hätte in ihrer Wahrnehmung auch auf das Verhalten vieler Menschen negative Auswirkungen gehabt. Einige Gäste seien beispielsweise nicht mehr bereit, Kompromisse einzugehen.

Eigentlich hätte sie in einer Woche an die Gäste nur Lunchpakete verteilt, weil die meisten keine Zeit oder Interesse an ein Frühstücksbuffet gehabt hätten. Lediglich ein Gast habe aber auf ein Buffet bestanden, weshalb sie nur für diesen einen Gast eine ganze Frühstückstafel habe aufbauen müssen. „Ich liebe und hasse die Gastro“, sagt Menke. Dann überlegt sie kurz. „Ich hasse sie nur in wenigen Situationen. Eigentlich bin ich mit Leib und Seele Gastgeberin“.