Hochsauerlandkreis. Nach dem Corona-Lockdown fürchten viele Leerstände und Verödung im HSK. Was die Städte jetzt für Pläne verfolgen, um das zu verhindern.

Nach dem Corona-Lockdown der die Innenstädte lahm legte, fürchten viele die Verödung der Innenstädte. Allein im Corona-Check der Westfalenpost gaben die meisten Teilnehmer an, dass ihre Befürchtung, die Innenstadt veröde, bei einer Skala von 1 bis 5 bei rund 4 liege. Die Menschen im Hochsauerlandkreis sind besorgt. Allerdings ist neben der Kreativität der Händler auch die Stadtverwaltung gefragt und für diese gibt es eine Möglichkeit, gegen Leerstände anzugehen. Das „Sofortprogramm zur Stärkung unserer Innenstädte und Zentren in Nordrhein-Westfalen 2020“ des Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung NRW soll Innenstädten wieder auf die Beine helfen. Doch nicht jeder nutzt das Programm.

Die Fördergelder – für verschiedene Projekte einsetzbar

Unter dem Motto „Zukunft Innenstadt Nordrhein-Westfalen“ fördert das Ministerium 129 Kommunen im Land mit insgesamt 40 Millionen Euro. In der Beschreibung des Programms nimmt Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung NRW, Bezug auf Corona: „Während des COVID-19-Lockdowns haben insbesondere der (Einzel-)Handel sowie die Gastronomie erhebliche Umsatzeinbußen erlitten und dies wird nachhaltige Veränderungen mit sich bringen.“ Und weiter: „Das ganz bittere dabei: Ganz häufig sind es äußere Umstände, die die Händlerinnen und Händler selbst nicht beeinflussen können und ihre Existenzen, die ihrer Beschäftigten und das „Gesicht“ unserer Innenstädte bedrohen.“ Dem soll das Programm Abhilfe schaffen. 70 Millionen Euro stehen in dem Fördertopf zur Verfügung. Das Geld könne für Anmietungen genutzt werden, aber auch für Einzelhandelsgroßimmobilien. Schließt wie in Brilon eine Filiale wie C&A, hinterlässt dies einen riesigen Leerstand, der oftmals nur sehr schwer wieder besetzt werden kann. Die Fördergelder können dahingehend für Gutachten oder Machbarkeitsstudien für neue Ideen eingesetzt werden. Auch der städtische Zwischenerwerb von Einzelhandelsimmobilien ist förderfähig. Doch, beantragen die Städte diese Hilfe?

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Brilon – alteingesessenes Unternehmen gehalten

Die Stadt Brilon hat einen ersten Antrag bewilligt bekommen. Das bestätigt Oliver Dülme, Stadtmarketing, gegenüber der WP. „Ein zweiter Antrag liegt derzeit bei der Bezirksregierung vor.“ Der erste Antrag dreht sich um den Projektbaustein „Verfügungsfond Anmietung“. Oliver Dülme sagt: „Die Anmietung von leerstehenden Einzelhandelsobjekten wird zwei Jahre gefördert. Die Stadt kann diese dann günstig weiter vermieten.“ Die 90.000 Euro habe die Stadt direkt investiert: „Eine erste Vermittlung konnte schon realisiert werden: Das alteingesessene Briloner Unternehmen „Reisebüro Kimmlinger“ musste unverschuldet den alten Standort in der Bahnhofstraße verlassen und konnte, auch dank des Förderprogramms, in der Briloner Innenstadt gehalten werden. Neuer Standort: Derkere Straße.“ Konkrete Gespräche würden derzeit mit einem weiteren Interessenten geführt. Oliver Dülme weist daraufhin, dass nicht nur diese Projekte Potenzial in die Innenstadt bringen würden – auch der HuberTaler sei ein Förderprogramm, angestoßen von der Stadt, das die Innenstadt beleben soll. „Grundsätzlich ist das Potenzial für weitere Projekte immer gegeben.“

Olsberg – Rahmenplanung Bigge läuft schon

Angelika Beuter, Sprecherin der Stadt Olsberg, verneint die Frage, ob es schon Anträge der Stadt um Fördergelder aus dem Programm gegeben habe. „Nein. Das Programm ist mit seinen Bausteinen eher auf Mittelstädte oder größere Städte zugeschnitten, nicht auf kleinere Städte wie Olsberg. Wir haben keine großen Leerstände. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass die Stadt Olsberg mit dem Zentrenkonzept die Innenstadt von Olsberg bereits attraktiver gestaltet hat – mit erheblichen Fördermitteln sowie eigenen Mitteln.“ Derzeit laufe die Rahmenplanung Bigge, „sie soll in Projekte münden, für die verschiedene Bausteine des Städtebauförderprogramms beantragt und demnächst umgesetzt werden.“

Marsberg – Informationen werden bald geliefert

Michaela Schröder vom Marsberger Stadtmarketing hält sich noch bedeckt, was die Fördergelder angeht, die die Stadt beantragt hat. Sie will erst in der kommenden Ratssitzung genauere Informationen weitergeben. Vorab bestätigt sie, dass Fördergelder beantragt und auch bewilligt worden seien. Michaela Schröder sehe definitiv Potenzial für Projekte, die in der Innenstadt gefördert werden können.

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Hallenberg – INSEK sieht Projekte vor

Hallenberg habe bisher keine Gelder aus dem Programm beantragt. Andreas Mause, Fachbereichsleiter des Fachbereichs Bauen, Ordnung und Bürgerservice, verweist auf WP-Anfrage auf bereits laufende Fördermaßnahmen. Das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (INSEK) sehe Projekte für die Innenstadt vor.

Medebach – Im Gespräch mit potenziellen Interessenten

Michael Aufmhof, Wirtschaftsförderung Medebach, bestätigt: „Ja, wir haben den Baustein „Verfügungsfonds Anmietung“ im letzten Jahr beantragt und im Dezember Fördermittel über insgesamt rund 62.000 Euro für den Förderzeitraum bis maximal Dezember 2023 bewilligt bekommen.

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Hiermit gehörten wir zu den schnellen Kommunen, die in der ersten Förderrunde schon einen Zuwendungsbescheid erhalten haben.“ Die Stadt stehe aktuell mit potenziellen Interessenten (Mietern) und Immobilieneigentümern im Gespräch. „Wir erhoffen uns mit Hilfe des Förderprogramms Nachnutzungen für leerstehende Lokale herbeiführen zu können. Positiv ist, dass auch außerhalb des Förderprogramms bereits privatwirtschaftliche Investitionen im Kernstadtbereich angestoßen wurden und auch bereits stattfinden.“ Insgesamt beschäftige sich die Stadt mit der zukünftigen Entwicklung der Innenstadt und werden nach den Sommerferien zu einem weiteren offenen Bürgerdialog zusammen mit dem Stadtplanungsbüro Junker & Kruse einladen.

Winterberg – Warten auf die Bewilligung

„Wir sehen in allen vier Ortsteilen durchaus Leerstände, die potenziell für weitere Nutzung geeignet wären. Wir warten derzeit darauf, ob die Anträge bewilligt werden“, erklärt Rabea Kappen, Sprecherin der Stadt Winterberg, im Bezug auf die beantragten Fördermittel für die verschiedenen Ortsteile. „Das Programm läuft auf zwei Jahre und wenn die Bewilligung vorliegt, geht es an die konkrete Bearbeitung – vor allem in einem 1. Schritt die Gespräche mit den Eigentümer und potenziellen Nachnutzern.“