Hagen. Marin Schmidt, Chef bei Phoenix Hagen, ist ein Mann klarer Worte. Wie die Stadt mit dem Profisport umgeht, dazu hat er eine klare Meinung.
Es gibt ganz besondere Momente. Überraschende, unerwartbare. Als sich Eintracht-Kreisläufer Philipp Vorlicek mit beiden Händen an der senkrechten Pole-Dance-Stange festhält und seinen durchaus kräftigen Körper unter Trainerin Caroline Lange, die sich am oberen Ende der Stange verbiegt, in die Waagerechte bringt, ist so einer. Oder als Naz Bohannon, Forward bei Phoenix Hagen, mit beiden Händen auf die Percussion trommelt und „Ain’t no sunshine“ von Bill Wither anstimmt.
Es sind die unterhaltenden Momente, die das Event „Elber meets Sports“ auf dem Elbersgelände in Hagen prägen. Profisportler der Zweitligisten Eintracht Hagen und Phoenix Hagen die backen, die musizieren, die tanzen, die jonglieren, die Trampolin springen und bowlen. Aber es gibt auch die ernsten Momente. Momente, bei denen Worte fallen, die Gewicht haben.
Stadt macht zu wenig aus Profi-Vereinen
So zum Beispiel beim WP-Talk in der Neuen Färberei, einer Gesprächsrunde mit Handballern und Basketballern, Spielern, Trainern und Funktionären, die Sportredakteur Carlo Czichowski moderiert. Da steht die Frage im Raum, was eigentlich die Profi-Vereine, zwei echte Aushängeschilder der Stadt, von ihrer Heimat Hagen, von der Verwaltung, erwarten. Was ihnen fehlt.
Fotostrecke- Phoenix und Eintracht im Fan-Talk
Trainingszeiten – lautet da die Antwort, die die beiden Vorzeige-Klubs, die über das Sportliche hinauswirken, eint und die Eintracht-Sportdirektor Michael Stock formuliert. Aber dann bricht es aus einem Mann heraus, der auch in seiner Zuschauerrolle in der ersten Reihe in Block D außen auf der Haupttribüne aus sich herausgeht. Martin Schmidt, in der zweiten Saison Phoenix-Geschäftsführer, ist ein Mann der klaren Worte: „Ich bin der Meinung – und vielleicht mache ich mich damit unbeliebt –, dass aber die Stadt viel zu wenig aus zwei Profivereinen in der zweiten Liga macht.“
Blick zu Roosters nach Iserlohn
Und dann wird Schmidt noch konkreter: „Wir sind eine der ganz, ganz wenigen Städte, die ich kenne, in denen es zwei aufstrebende Profiklubs gibt, die in die erste Liga wollen und die in einem fußballüberfluteten Land nicht aus dem Fußball-Bereich kommen. Und die Stadt Hagen nennt sich Stadt der Fernuniversität.“ Nichts habe er gegen die Fernuni, die ja die größte Uni in Deutschland sei. Aber, so ergänzt der Marketing-Experte, der vor seiner Hagener Zeit beim Erstligisten Brose Bamberg gewirkt hat: „Wir haben hier in Hagen zwei Profivereine, und wir haben nebenan in Iserlohn die Roosters. Die wiederum sind in der Stadt allgegenwärtig. Aber Hagen macht nichts aus dem Thema Sportstandort.“
Dabei blickt Schmidt immer wieder auf beide Profi-Klubs, auf Phoenix, für das er selbst verantwortlich zeichnet, aber auch auf die Eintracht, deren Vorsitzender Detlef Spruth sich seit Monaten darum müht, eine Halle zu bauen, die Platz für 5000 Zuschauer bietet und somit künftige Erstliga-Standards erfüllt. „Wir betreiben in Hagen ja nicht nur Profisport“, sagt Schmidt, „wir gehen beide in Schulen, wir gehen beide in Kindergärten, wir beteiligen uns an sozialen Projekten. Wir nehmen kleinere Vereine mit. Wir geben jungen Leuten in der Stadt eine Chance. Und die Stadt macht daraus nichts. Das ist wirklich schade.“
Neue Halle: Mehr Unterstützung eingefordert
Das wiederum zeige sich auch beim Blick auf eine mögliche neue Halle, bei der es dem Investor darum geht, dass dieses Projekt steuerlich als gemeinnützig anerkannt wird. „Ohne dass ich alle Hintergründe kenne“, sagt Martin Schmidt. „Aber das Projekt hätte viel mehr gepusht werden können, wenn in jeder Woche einer der Politiker aufgestanden wäre und gefragt hätte: Was ist denn nun Sache.“
Die Politik und Hagen ließen den Sport einfach so nebenher laufen und nutzten das Image dieser beiden Vereine nicht, um etwas zu entwickeln. „Da muss die Stadt wesentlich mehr machen, damit weniger über leere Galerien in der Innenstadt oder Migrationsprobleme gesprochen wird und viel mehr über den Profisport und das, was die Vereine für die Stadt tun“, sagt Schmidt.