Hagen. Wie steht Phoenix Hagen wirtschaftlich da? Geschäftsführer Schmidt über Etat, Sponsoring und Aufstiegspläne eines aufstrebenden Zweitligisten.
Zahlen, bitte! Im dritten und letzten Teil des großen Interviews mit Phoenix Hagen werfen wir mit Geschäftsführer Martin Schmidt einen Blick auf die wirtschaftliche Lage des Basketball-Zweitligisten.
Sie haben das Ziel ausgegeben, den Etat für diese Saison auf 2 Millionen Euro erhöhen zu wollen. Werden Sie diesem Ziel gerecht?
Martin Schmidt: Es ist noch etwas zu früh, um das genau zu beurteilen. Noch haben wir kein Heimspiel absolviert. Wir gehen erstmal davon aus, dass die Mannschaft einen attraktiven Basketball zeigen und auch Spiele gewinnen wird. Es gibt aber Faktoren, die wir nicht kontrollieren können - zum Beispiel, dass unsere Heimspiele manchmal mit den Heimspielen des BVB kollidieren. Aber unter normalen Gesichtspunkten – unserer generellen Entwicklung, dem Dauerkartenbestand, der Ausstrahlung unserer Mannschaft - gehe ich davon aus, dass wir die 2 Millionen erreichen werden.
Wie viel Dauerkarten haben Sie für diese Saison verkauft?
Etwas mehr als 1300. Aus der Erfahrung der vergangenen Spielzeiten heraus wird sich daran nicht mehr viel ändern zum Start. Das sind ungefähr 300 mehr als im Vorjahr. Damit sind wir sehr zufrieden, denn allein mit den Dauerkarten-Inhabern sind wir bei rund 40 Prozent Hallenauslastung.
Wo kann man Phoenix Hagen in der „Etattabelle“ der ProA einordnen?
Mit unserem Etat schwimmen wir irgendwo in einem Areal mit den anderen Playoff-Kandidaten. Allerdings gehören wir mit unserem Budget nicht zu den Aufstiegskandidaten, wozu ich Frankfurt, Gießen und Trier zählen würde.
Wie laufen die Entwicklungen im Bereich Sponsoring?
Nach wie vor überaus positiv. Wir haben es in diesem Sommer wieder geschafft, einige neue Sponsoren hinzuzugewinnen. Rehbach Personal haben wir kürzlich bekannt gegeben, das Porschezentrum Hagen ist mit eingestiegen – um mal zwei Beispiele zu nennen. Wir haben aber auch im kleineren Segment viele neue Sponsoren dazu geholt und das entspricht auch unserer Philosophie: Wir wollen mit einer breiten Basis von Sponsoren das Ziel „Aufstieg“ angreifen und verwirklichen. Erfreulich sind auch die Verlängerungen mit vielen Bestandssponsoren, die entweder eine Sponsorenstufe aufgestiegen oder in ihrer Sponsorenstufe noch mal gewachsen sind.
Und in dieser Saison gehen Sie mit einem neuen Hauptsponsor an den Start…
Richtig, die Krollmann Gruppe hat sich zurückgezogen. Mit Thalia haben wir einen sensationellen Partner, der auch als unser Trikotsponsor auftritt. Ich möchte gerne betonen, dass wir in der Saisonvorschau der BIG der einzige ProA-Ligist sind, der mit einem Mannschaftsfoto vertreten ist (schmunzelt).
Wie kommt das?
Thalia hat dort eine Anzeige geschaltet. Und das ist nur ein Beispiel, wie intensiv unsere Bindung zu unseren Sponsoren inzwischen ist. Ein weiteres Beispiel ist, dass wir unser neues Mannschaftsfoto bei Bandstahl Schulte geschossen haben, das war ein tolles Event. Das Foto symbolisiert die Malocher-Mentalität unserer Mannschaft. Uns geht es beim Sponsoring nicht bloß ums Geld, es geht auch darum, unsere Partner an den Verein und an die Story zu binden. Ich würde sagen, dass unser Sportsponsoring sehr facettenreich und innovativ ist.
Haben Sie ein Beispiel?
Das Phoenix Hagen Jobportal, das wir gemeinsam mit unserem Sponsor Eisenwerk 1 auf die Beine gestellt haben. Unser Ziel ist es, dass Unternehmen ihre Marke mit Phoenix Hagen emotional aufladen. Klar, ein Sponsor kann auch sein Logo auf ein Plakat packen oder in irgendein Magazin wie 5000 andere Firmen - oder du machst etwas, das dir persönlich sogar noch Spaß bringen könnte, du lädst dich emotional auf, weil du die geilste Basketball-Marke Deutschlands im Rücken hast. Das sind Mehrwerte, die du den Partnern natürlich auch erklären musst und das machen Dominik Spohr und ich recht intensiv.
Sie haben letztes Jahr schon betont, die Strukturen im Profibereich weiter professionalisieren zu wollen. Wie sind Sie inzwischen im Back Office aufgestellt?
Wir haben sechs Leute im Office, sie bilden unser Kernteam. Aber es gibt noch viel mehr Personen, die diesen Verein mitgestalten: Wir haben ungefähr 60 ehrenamtliche Helfer und viele Dienstleister, die super wichtig sind und uns insbesondere an den Spieltagen unterstützen.
Wie viel Mitarbeiter muss man im Back-Office mitbringen, um in die BBL aufsteigen zu können?
Du brauchst mindestens sechs Vollzeit-Mitarbeiter. Neu ist, dass man aufgrund der neuen Kooperation der BBL mit Dyn Sports einen hauptamtlichen Digital Content Manager braucht. So weit sind wir aktuell noch nicht. Aber im Großen und Ganzen sind wir mit dem Team, das wir jetzt schon haben, gut aufgestellt. Wir möchten jetzt schon als ProA-Ligist Strukturen etablieren, mit denen wir auch in der BBL arbeiten könnten. Es darf auf keinen Fall passieren, dass wir uns im Aufstiegsfall plötzlich neu erfinden müssen.
Jörg Bähren (Leiter Kommunikation): Das war ja auch einer der Gründe, weshalb die Tigers Tübingen letztes Jahr noch nicht aufgestiegen sind. Sie hatten das Aufstiegsrecht, aber haben gemerkt: Wir brauchen noch ein Jahr. Und jetzt sind sie an dem Punkt.
Schmidt: Wir arbeiten daran, auch an diesem Punkt anzugelangen, wo es strukturell für die BBL reicht. Ich möchte nicht, dass unsere Mannschaft einen Mega Job macht und wir feststellen müssen, dass wir unseren Job nicht gemacht haben.
Und wenn es die Mannschaft in dieser Saison schon bis ins Finale schaffen sollte?
Darauf müssen wir vorbereitet sein. Wenn wir merken, dass es tatsächlich in diese Richtung geht, dann sollten wir beispielsweise eine Taskforce-Runde mit unseren größten Sponsoren einberufen und die Frage stellen: Was wärt ihr bereit, realistisch zu leisten? Und wir sollten auch unsere Fans fragen, was sie bereit wären für ein Ticket zu zahlen. Aber noch mal: Es ist für diese Saison noch nicht geplant, dass wir den Schritt in die BBL gehen. Intern haben wir aber die Aufgabe, auf diesen Fall vorbereitet zu sein.
Wären sie gegebenenfalls bereit, den Namen Phoenix Hagen zu ändern, wenn ein Sponsor daran Interesse hätte?
Ausschließen möchten und können wir das nicht. Es geht beim Sponsoring aber eben nicht nur um die Monetarisierung, es geht auch um unsere Beziehung zu diesem Sponsor und um die Story, die uns verbindet. Es muss sich richtig anfühlen und darf die Seele von Phoenix Hagen nicht gefährden.
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