Hagen. Die Analyse ist bitter. Die „Basketball-Hochburg Hagen“ hinkt der nationalen Elite hinterher. Und in der Stadt konkurrieren zwei Kooperationen.

Die Analyse: deutlich. Die Konsequenz: ziemlich zweigleisig aus Sicht all jener, die den Hagener Basketball objektiv beobachten. Der Standort hat sich in den vergangenen Jahren mehr und mehr von der nationalen Spitze entfernt. Vom „deutschen Mittelfeld“ spricht Uwe Plonka noch, Geschäftsführer des Vereins Phoenix Hagen (nicht der Basketball GmbH). Während Phoenix mit dem SV Haspe 70, dem TSV Hagen 1860 und dem TSV Vorhalle eine Kooperation unter dem Motto „von der Breite in die Spitze“ verkündet, zieht die zuletzt gegründete Basketball Akademie Hagen (BBA) quasi ähnliche Strukturen hoch. Der Gesprächsfaden untereinander ist abgerissen. (Keine Nachrichten aus Hagen mehr verpassen: Der WP-Newsletter)

Starke arbeit von Michael Wasielewski

Was Phoenix Hagen unter der Federführung von Michael Wasielewski allein in den vergangenen vier Jahren aufgebaut hat, ist beachtlich. In 21 Grundschulen und an sechs weiterführenden Schulen werden wöchentlich 5000 Kinder bewegt. Acht feste Kita-Projekte betreibt der Club. Mit 13 Jugendtrainern, fünf davon in Vollzeit. Der für die Vereine so wichtige Ansatz dabei: Die Kinder werden aus den AGs in die Vereine vor der Haustür geschickt. Nach Vorhalle, nach Haspe, zu 1860 und so weiter.

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Gemeinsame Trainersuche

In der Kooperation mit den drei genannten Klubs will Phoenix die Themen Trainersuche, Trainerausbildung und Camps künftig gemeinsam angehen. Zielgruppe: Kita bis zur U12. Aber auch darüber hinaus soll es Austausch geben.

Nicht mehr Teil dieses Prozess wird nach acht Jahren Phoenix-Jugendkoordinator Stanley Witt sein. Entgegen anders lautenden Gerüchten aus der Hagener Basketball-Szene, er arbeite künftig für Alba Berlin (Witt: „Das ehrt mich, aber da ist nichts dran“), begibt er sich im Rahmen eines Sabbatjahres ein Jahr auf Weltreise mit seiner Freundin. Hospitationen bei europäischen Top-Klubs wie Athen oder Tel Aviv will er trotzdem unternehmen. „Der Hagener Basketballstandort ist nicht tot“, sagt Witt bei einer Pressekonferenz von Phoenix und seinen neuen Kooperationspartnern. „Aber wir müssen hier wieder so viele Basketballbürger wie möglich an den Ball kriegen.“ (Lesen Sie: So denkt Stanley Witt über die BBA Hagen)

Marsha Owusu Gyamfi (hier eine Archivaufnahme der WP) kehrt nach Hagen zurück und wird neue Jugendkoordinatorin von Phoenix Hagen.
Marsha Owusu Gyamfi (hier eine Archivaufnahme der WP) kehrt nach Hagen zurück und wird neue Jugendkoordinatorin von Phoenix Hagen. © Michael Kleinrensing

Witt ist noch bis zum 31. Mai im Amt. Beerbt wird er von der in Hagen geborenen und bestens bekannten Marsha Owusu Gyamfi, selbst einst Bundesligaspielerin und Cheftrainerin der Phoenix Hagen Ladies sowie Regionalstützpunkttrainerin des WBV, Herren-Cheftrainerin in Haspe, Wulfen und Dorsten und zuletzt Jugend-Leistungssportkoordinatorin beim UBC Münster.

Die BBA und ihr Ansinnen

Über dem Vorhaben, Basketball-Kompetenz in Hagen sowohl wieder mehr in die Breite zu streuen als auch hochtalentierte Jugendliche an die Spitze zu führen, schwebt aber die Tatsache, dass Hagen seine Kräfte eben nicht bündelt, sondern mit der BBA (BG Hagen und Basketball Boele-Kabel) zwei etablierte Vereine ein ähnliches Ansinnen haben wie Phoenix.

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Ob Phoenix und die BBA nicht noch einmal darüber nachgedacht haben, gemeinsam zu arbeiten, dazu sagt Phoenix-Vereins-Geschäftsführer Uwe Plonka: „Ich habe persönlich Gespräche mit der BBA geführt. Das Vertrauen ist nicht da. Alles muss auf einer Basis von Ehrlichkeit und Vertrauen gemacht werden. Wir als Phoenix Hagen sind der Leuchtturm und hinter dem sollte man sich auch versammeln. Die Tür bleibt aber immer offen.“

Zu lange auf der Vergangenheit ausgeruht

Dass in Hagen nicht – vor allem nicht mit den großen Clubs BG Hagen und Boele-Kabel – gemeinsam versucht wird, den Standort zurück zu nationaler Güte zu führen, bleibt umso mehr fragwürdig, als dass Uwe Plonka die Probleme bei der Pressekonferenz glasklar benennt. Andere Regionen und Städte hätten Hagen den Rang abgelaufen. Die Basketball-Szene habe sich lange auf dem selbst gegebenen Titel der „Hochburg“ und den Erfolgen der älteren Vergangenheit ausgeruht. Von dem WBV-Gütesiegel „Leistungsstützpunkt“ sei man weit entfernt. Auch ein Basketball-Internat, das Plonka wünschenswert fände, ist aktuell utopisch.

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Talente bei Phoenix ohne Rolle

Und die hoch veranlagten Jugendlichen, die der Club zuletzt hervorbrachte, spielen in der Zweitliga-Mannschaft von Phoenix keine Rolle. Emil Loch, Marco Hollersbacher und viele mehr.

Dass die Kommunikation zwischen Phoenix und der BBA zuletzt auch ganz anders gelaufen sein könnte, den Schluss lässt die BBA-Reaktion in Person von Kosta Filippou zu: „Ein erneuter Gesprächstermin, zu dem wir bereit waren, wurde von Phoenix abgesagt.“ Noch im Januar habe es ein gemeinsames Treffen gegeben. „Uns geht dann auch die Zeit verloren, wir haben auch Fristen“, sagt Fillipou. So hat die BBA nun ein NNBL- und ein JBBL-Team zur Quali angemeldet – nahezu komplett bestehend aus Hagener Spielern. „Wir haben es ausgeschlossen, uns unterzuordnen. Und wir haben jetzt schon Strukturen geschaffen, mit denen wir es besser machen können“, sagt er.

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Stanley Witt hört als Jugendkoordinator von Phoenix Hagen auf. Er begibt sich ein Jahr lang auf Weltreise.
Stanley Witt hört als Jugendkoordinator von Phoenix Hagen auf. Er begibt sich ein Jahr lang auf Weltreise. © WP | Michael Kleinrensing

Der Darstellung von Fillipou widerspricht Uwe Plonka, der betont, dass er derjenige gewesen sei, der die Gespräche überhaupt angestoßen hätte. Mit Ingo Freyer habe er in gutem Austausch gestanden, der sei nun nicht mehr da. Die BBA hingegen erklärt, auch ohne Freyer gesprächsbereit zu sein. Plonka weist überdies daraufhin, dass es sich bei der BBA um ein Projekt und keinen Verein handele und das strukturell eine wichtige Unterscheidung sei.