Schönau am Königssee. Für Skeleton-Star Jacqueline Lölling (RSG Hochsauerland) wird es ernst. Wie es um sie bestellt ist und was am Königssee zum Problem werden dürfte
Eisiger Wind, frostige Minusgrade – das ist die Witterung, mit der sich Jacqueline Lölling und Co. gewöhnlich auseinandersetzen müssen. Eisiger Wind, frostige Minusgrade – erwarten die Skeleton-Stars nicht, wenn sie an diesem Samstag ihr erstes „scharfes“ Rennen der Saison austragen. Stattdessen prognostiziert für Schönau am Königssee: 21 Grad und Sonne am wolkenlosen Himmel.
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Kufen-Queen Lölling nimmt das Wetter allerdings mit einer Portion Humor: „Und ein schattiges Plätzchen an der Bahn“, ergänzt die Athletin der RSG Hochsauerland, als ihr jemand alles Gute für die bevorstehenden so genannten Selektionsrennen um die drei Plätze im deutschen Weltcup-Team wünscht.
Für die 24-jährige amtierende Vize-Weltmeisterin, die aus Brachbach im Siegerland stammt, ist die Qualifikation jedoch ebenso eine Formsache, wie zum Beispiel für Weltmeisterin Tina Hermann. Ein Blick auf Löllings Status quo.
Am Start
Lölling verpasste zwar bei der Anschub-DM als Vierte einen Platz auf dem Podest, verkürzte aber den Rückstand am Start auf ihre Konkurrentinnen Hermann und Sophia Griebel.
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„Der Start ist einfach eine Entwicklung, bei der man Geduld benötigt“, sagt die RSG-Pilotin, der ein Fahrgefühl wie keiner anderen Athletin nachgesagt wird, über ihre Schwachstelle. „Wir haben den Rückstand deutlich verringert. Jacka hat sich athletisch super entwickelt, so dass wir mitsprechen können. Es ist alles vorbereitet“, sagt Trainer Heiner Preute, der Lölling im zweiten Jahr betreut, mit Blick auf die Saison. „Im vergangenen Jahr haben wir eine Entwicklung eingeleitet, die es fortzusetzen gilt“, ergänzt er.
Auf dem Schlitten
„Ich bin gut ins Fahren gekommen“, sagt „Jacka“, wie ihre Fans sie nennen, nach den ersten Fahrten der Saison auf den Eisbahnen in Altenberg und am Königssee. „Keine Stürze, keine Probleme – ich habe da weitergemacht, wo ich in der vergangenen Saison aufgehört habe“, erzählt Lölling. Was der Siegerländerin aber noch mehr Zuversicht für diesen Winter gibt, ist das Abschneiden bei der Anschub-DM.
Ohne Norm
Eine Startnorm, also eine von den Bundestrainern vorgegebene Startzeit, müssen Lölling und Co. in diesem Jahr übrigens nicht liefern.
„In diesem Jahr gibt es eine einheitliche Gewichtsregelung, deshalb wurde auf die Startnorm verzichtet“, erklärt Lölling. „Aber man will den Trainern ja trotzdem zeigen, dass im Sommer athletisch etwas passiert ist“, sagt sie. In den vergangenen Jahren entbrannten des Öfteren Debatten über den Sinn oder Unsinn dieser Norm, besonders wenn sich Stars schwer taten, sie zu erfüllen.
Ein Eiskanal, der ihr liegt
Lölling verzweifelte auch das eine oder andere Mal an der Startnorm und ist trotzdem eine der erfolgreichsten Skeleton-Pilotinnen der vergangenen Jahre. Weltmeisterin 2017, Vize-Weltmeisterin 2015 und 2019, Olympia-Silber 2018 – in dieser Saison ist eine Medaille, am liebsten die goldene, bei der Heim-Weltmeisterschaft im sächsischen Altenberg das große Ziel der Bundespolizistin. Vom 17. Februar bis zum 1. März 2020 gehen die Titelkämpfe im Bob und Skeleton im Erzgebirge über die Bühne.
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Ob der Eiskanal Jacqueline Lölling liegt? Beim Weltcup im vergangenen Januar belegte sie Rang zwei hinter der Russin Elena Nikitina. 2018 gewann sie dort ebenso wie 2017. Und die Junioren-WM 2015, bei der Lölling den Titel holte, wurde wo ausgetragen? Im Eiskanal von Altenberg. In 57,85 Sekunden stellte Lölling damals übrigens den noch heute gültigen Bahnrekord auf. „Aber es kann so viel passieren“, sagt die RSG-Pilotin zurückhaltend – nur 21 Grad bei strahlendem Sonnenschein dann eher nicht.