Königssee. . Jacqueline Lölling riss noch auf dem Schlitten liegend die rechte Faust hoch: Bei der Skeleton-WM am Königssee gewann sie souverän den Titel.
Ihre Stimme klingt brüchig, in den Augen schimmern Tränen. „Schön, dass ihr alle da seid“, sagt Jacqueline Lölling und lächelt fast verlegen. Quer durch den Eiskanal kletterte die 22-Jährige kurz zuvor, um aus der so genannten Leaders Box zu ihren Fans auf die Tribüne zu gelangen und dort fast jeden einzelnen, der sich aus Brachbach im Siegerland oder aus dem Hochsauerland auf den Weg zum Königssee gemacht hatte, zu umarmen. Das Bad in der Menge ist ein weiterer emotionaler Höhepunkt für die Skeleton-Pilotin der RSG Hochsauerland, der erste waren ihre Zieldurchfahrt und die Momente danach.
Denn nach vier Läufen bei der Heim-Weltmeisterschaft am Königssee steht Lölling dort, wo sie bereits nach dem ersten gestanden hatte: Auf Platz eins. Jacqueline Lölling, „Jacka“ gerufen, ist neue Weltmeisterin im Skeleton – die Siegerländerin krönte sich sogar zur jüngsten Titelträgerin in der 16-jährigen Historie des Wettbewerbs.
Umarmung von Thomas Bach
„So macht es Spaß zu fahren“, sagt sie nach ihrem Triumph. „Das war heute mein Kaiserwetter, ich bin überglücklich“, ergänzt sie, bevor sie auch von Thomas Bach, dem anwesenden Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), umarmt wird.
2:35,35 Minute – diese Zeit ist Löllings Weltmeister-Zeit nach drei gewerteten Läufen, der zweite wurde wie berichtet auf Grund heftigen Schneefalls annulliert. Tina Hermann, entthronte Titelträgerin, machte mit einem Rückstand von 0,25 Sekunde den deutschen Doppel-Triumph am Königssee perfekt. Bronze gewann die Britin Lizzy Yarnold (+0,73). Anna Fernstädt als dritte deutsche Pilotin verpasste das Podest als Vierte nur knapp (+1,04).
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„Es war klar, dass Jacka nur schwer zu schlagen sein wird. Sie ist in einer bestechenden Form“, sagt Hermann kurz nach dem Rennen. Das ist die Siegerländerin wahrlich. Im Gesamtweltcup liegt sie in Führung, in Altenberg und am Königssee feierte sie in diesem Winter ihre ersten Weltcup-Siege. „Sie hat sich athletisch und fahrerisch enorm entwickelt“, lobt auch Chef-Bundestrainer Jens Müller seine aktuelle Nummer 1. Anschließend ergänzt er lachend: „Man darf ja nicht vergessen: Sie ist eigentlich noch Juniorin. Sie könnte noch bei der Junioren-WM starten.“
Nächstes Ziel: Olympische Spiele
Doch spätestens seit dem sensationellen WM-Silber 2015 auf ihrer Heimbahn in Winterberg, welches Jacqueline Lölling als damals amtierende Junioren-Weltmeisterin ohne einen einzigen Start im Vorfeld im Weltcup geholt hatte, ist die neue Weltmeisterin in der nationalen Spitze etabliert. Wohin das noch führt? „Ich weiß es nicht“, antwortet „Jacka“ grinsend, „nächstes Jahr hoffentlich zu den Olympischen Spielen und generell möchte ich noch lange fahren.“