Hagen. Landesverband Erneuerbare Energien NRW zieht positive Halbzeitbilanz für 2024 beim Solaranlagen-Ausbau. Aber: Mangel an Großanlagen.

Immer mehr Mernschen in Nordrhein-Westfalen steigen in die Erzeugung von Sonnenstrom ein. Viele erst einmal mit einem eigenen kleinen Balkonkraftwerk. Allein in diesem Jahr sind in NRW mehr als 42.000 Stecker-Solaranlagen im Anlagenregister neu verzeichnet worden. Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW), dre eine Halbzeitbilanz für in diesem Jahr neu gemeldet Anlagen zieht, schätzt, dass diese Zahl allenfalls 30 Prozent der tatsächlich neu installierten Anlagen ausmacht. Demnach wäre die Zahl neuer Anlagen sechstellig. Nicht alle einfach zu installierenden Balkonkraftwerke würden gemeldet. Für viele Haushalte seien diese Mini-Solaranlagen ein Testballon. Oft erfolge danach der Kauf einer größeren Solaranlage, sagt der LEE-NRW-Vorsitzende Hans-Josef Vogel.

Die Solaranlage auf dem Hausdach oder wenigstens ein eigenes Balkonkraftwerk werden immer mehr zur Normalität in Nordrhein-Westfalen. Insbesondere im Kreis Soest setzen auch in diesem Jahr immer mehr Haus- und Grundstücksbesitzer auf Sonnenstrom. Das zeigen die Ergebnisse der Halbzeitbilanz für den Photovoltaik-Ausbau in NRW.

Hans-Josef Vogel, Vorsitzender des Landesverbands Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW).

„Es ist schön zu sehen, dass der Solar-Aufschwung in NRW weiter anhält. Die eigene Solaranlage gehört inzwischen zunehmend zur Normalität“

Hans-Josef Vogel

2024 sind landesweit bis Mitte des Jahres bereits rund 106.000 Photovoltaikanlagen neu in Betrieb gegangen. Das zeigt die vom LEE NRW vorgenommene Auswertung der vorläufigen Meldungen im Marktstammdatenregister. Die Gesamtleistung der neuen Solarkraftwerke in NRW liegt demnach bei rund 1059 Megawatt (MW). Zum Vergleich: Mit einem modernen Atomreaktor wird eine Leistung von rund 1400 MW erzielt. Insgesamt sind laut Melderegister in NRW derzeit mehr als 763.000 PV-Anlagen mit einer Leistung von knapp 11.000 MW installiert.

Solar-Aufschwung hält auch 2024 an

Der PV-Ausbau in NRW liegt in diesem Jahr in etwa auf dem guten Niveau des Vorjahrszeitraums. Im Bundesländervergleich rangiert NRW nach den ersten sechs Monaten dieses Jahres nach Bayern (Leistung: 1841 MW) und Baden-Württemberg (Leistung: 1096 MW) auf Rang drei.  „Es ist schön zu sehen, dass der Solar-Aufschwung in NRW weiter anhält. Die eigene Solaranlage gehört inzwischen zunehmend zur Normalität“, urteilt der LEE-Vorsitzende über die Zwischenbilanz 2024. Vogel, ehemaliger Arnsberger Regierungspräsident, sieht die gestiegenen Energiepreise und den Wunsch vieler Bürgerinnen und Bürger sowie von Industrie- und Gewerbebetrieben, sich mit eigenen Photovoltaikanlagen unabhängiger zu machen, als Hauptgründe für den anhaltenden Solar-Aufschwung.

So stehen die Kreise in Südwestfalen und die Stadt Hagen im Ranking da

Der Aufschwung ist im Kreis Soest spitze. Nach der LEE NRW-Analyse sind bis Mitte des Jahres in den Kreisen Soest 57 MW, Steinfurt 54 MW und Rhein-Erft-Kreis 51 MW bislang die meisten Solaranlagen neu installiert worden. Bei den größeren, kreisfreien Städten gehören Dortmund (Leistung: 23,15 MW), Köln (Leistung: 20,75 MW) und Münster (Leistung: 13,15 MW) zu den Top 3.

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Großer Beliebtheit erfreut sich die Stromerzeugung mit der eigenen Solaranlage auch im Hochsauerlandkreis. 2272 Anlagen mit knapp 35 MW Leistung wurden dort in den ersten Monaten dieses Jahres neu ans Stromnetz angeschlossen. Das bedeutet im Solarboom-Ranking immerhin Platz 7. Der Kreis Paderborn, Vorzeigeregion für den Ausbau Erneuerbarer Energien, liegt mit knapp 2200 Anlagen und gut 29 MW Leistung auf Platz 10. Der Märkische Kreis (22,3 MW mit 2308 Anlagen) und der Ennepe-Ruhr-Kreis (22,2 MW bei lediglich 1674 Anlagen) liegen auf Platz 21 und 22.

Weniger stark ist der Ausbau in den Kreisen Siegen-Wittgenstein (13,6 MW mit 1699 Anlagen) und Olpe (10 MW mit 1117 Anlagen). In der kreisfreien Großstadt Hagen ist beim Ausbau noch Luft nach oben. Lediglich 4,9 MW mit gerade einmal 649 neu installierten Anlagen in diesem Jahr sind weit unterdurchschnittlich und bedeuten Platz 47 von 53 Kreisen und kreisfreien Städten. Schlusslicht ist die Stadt Remscheid (3,4 MW/398).

Auch schwimmende Solaranlagen wie hier in Hamminkeln sollen bei der Energiewende helfen.
Auch schwimmende Solaranlagen wie hier in Hamminkeln sollen bei der Energiewende helfen. © FUNKE Foto Services | Arnulf Stoffel

Insgesamt sieht der Landesverband Erneuerbare Energien, dass der Solar-Ausbau in Privathaushalten gut vorwärts komme und NRW sich hier zu einem Solar-Land entwickelt habe. Zu bemängeln gebe es aber, dass große und leistungsstarke Freiflächenanlagen immer noch sehr selten zu finden seien. Im ersten Halbjahr entfielen laut LEE NRW auf dieses Segment lediglich etwas mehr als sechs Prozent der neu installierten Leistung. Insgesamt seien in diesem Jahr in NRW nur neun Freiflächenanlagen mit einer Leistung von mehr als 5 MW neu ans Netz gegangen, nur 61 Freiflächenanlagen insgesamt. „Bei den großflächigen Solaranlagen muss endlich mehr kommen“, fordert der LEE NRW-Vorsitzende Vogel. Er verweist auf die Solar-Strategie der Bundesregierung, wonach der künftige Solarausbau zur Hälfte auf Dachflächen und zur anderen Hälfte auf Freiflächenprojekte entfallen soll: „Davon ist NRW noch meilenweit entfernt.“ Vogel hält eine „Taskforce Solarenergie“ für notwendig und macht Druck auf die schwarz-grüne Landesregierung. Die müsse dafür sorgen, dass die vorhandenen Potenziale für große Freiflächenanlagen, für Anlagen über landwirtschaftlich genutzten Flächen und auf Seen sowie entlang von Autobahnen und Bundestraßen und auf Parkplätzen besser genutzt werden.

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