Berlin. Die Gründe dafür, dass Paaren die Intimität verloren geht, sind vielfältig. Drei Personen erzählen, wie es ist und wie sie damit umgehen.

Am Anfang einer Beziehung können die meisten Menschen kaum die Finger voneinander lassen. Alles ist spannend, alles ist neu und der Sex so aufregend, dass er auch gerne täglich praktiziert wird. Mit den Jahren nimmt jedoch nicht nur die anfängliche Verliebtheit ab, sondern auch die Lust auf Sex.

Laut einer ElitePartner-Erhebung aus dem Jahr 2023 schliefen 14 Prozent der Befragten, die zum Zeitpunkt der Umfrage in einer festen Beziehung lebten, seltener als einmal im Monat miteinander. Bei ganzen 10 Prozent von ihnen herrschte im gesamten letzten Jahr eine dauerhafte Flaute im Bett. Doch was macht es mit der Liebe, wenn der Sex wegfällt? Ein Mann und zwei Frauen erzählen, wie es ist, in einer Beziehung keinen Sex mehr zu haben. 

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„Meine Frau und ich sind seit 13 Jahren ein Paar, fünf davon verheiratet und Eltern von zwei kleinen Kindern. Ich würde das als die klassische Ehe-Situation bezeichnen: Am Anfang war alles gut, dann wurde der Sex mit den Jahren weniger und mittlerweile schlafen wir höchstens viermal im Jahr miteinander.

Wenn ich das Thema anspreche, kommen die verschiedensten Ausreden: Sie hat Kopfschmerzen, sagt, dass sie ihren Körper nach den Schwangerschaften nicht mehr mag oder gerade ihre Periode hat. Dazu kommt, dass ich im Schichtdienst arbeite und die Gelegenheiten für Sex auch wegen der Kinder ohnehin seltener sind als bei anderen Paaren. Wenn wir dann mal Zeit hätten und ich mich ihr beim Filme gucken nähere, fragt sie, ob wir nicht einfach mal nur kuscheln könnten. Klar können wir das machen, aber ich bin noch keine 50 – ich hätte schon gerne ein aktives Sexualleben.

Mittlerweile habe ich mich mit der Situation abgefunden und nehme, was ich kriegen kann. Gut geht es mir damit nicht. Manchmal habe ich tagelang Phantomschmerzen in den Hoden, wenn wir drei oder vier Monate keinen Sex hatten. Ich denke immer wieder darüber nach, mit anderen Frauen zu schlafen, aber die Angst, sie und unsere Kinder dadurch zu verlieren, ist zu groß. Das Risiko ist es mir nicht wert, da ich weiß, dass sie damit nicht einverstanden wäre.

Trotzdem führt das Thema zu Eifersucht ihrerseits und sie spioniert mir häufig hinterher. Ich habe schon vorgeschlagen, gemeinsam eine Therapie zu machen, aber auch dafür ist sie nicht offen. Ich wünschte wirklich, es würde an mir liegen, dann könnte ich wenigstens daran arbeiten.“

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    „Mein Mann und ich haben seit der Geburt unseres zweiten Kindes nicht mehr miteinander geschlafen – das ist jetzt zwei Jahre her. Das liegt nicht daran, dass wir nicht möchten, sondern daran, dass wir nicht dazu kommen. Der Alltag mit zwei kleinen Kindern ist so herausfordernd, dass wir – wenn wir mal einen Abend frei haben – einfach froh sind, nebeneinander auf dem Sofa zu liegen und eine Serie zu gucken.

    Ab und zu sprechen wir über das Thema und ich weiß, dass es uns beiden fehlt, uns körperlich nahe zu sein. Vermutlich müssten wir uns einfach mal fest zum Sex verabreden und den inneren Schweinehund überwinden, um wieder ‚reinzukommen‘. 

    Wenn ich ehrlich bin, komme ich mit der Situation weitestgehend klar. Manchmal habe ich jedoch Angst, dass es meinem Mann anders gehen könnte und unsere Sex-Flaute zu einem Seitensprung führt. Ich versuche, solche Gedanken dann schnell wieder zu verscheuchen, weil er mir keinen Anhaltspunkt für meine Sorge gibt. Ich bin mir sicher, dass es auch wieder bessere Zeiten in unserer Beziehung geben wird, in der wir wieder weniger Eltern und mehr Paar sind – wir müssen einfach durchhalten.“

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    „Am Anfang unserer Beziehung war unser Sexleben ziemlich gut. Wir führten eine Fernbeziehung, aber immer, wenn wir uns sahen, hatten wir Sex. Mit der Zeit wurde es schleichend immer weniger, bis wir letztendlich gar nicht mehr miteinander schliefen. Sie sagte damals, dass sie Angst habe, zum Orgasmus zu kommen, weil sie währenddessen ohnmächtig werden könnte. Infolgedessen kam sie gar nicht mehr und verlor die Lust am Sex.

    Für mich war das natürlich eine schwierige Situation, da ich gerne dazu beigetragen hätte, dass sie zum Orgasmus kommt. Ich konnte sie aber ja auch nicht zwingen. Dazu kamen die Zweifel, ob es an mir liegen könnte, dass sie keinen Sex mehr möchte. 

    Wenn ich das Thema angesprochen habe, hat sie immer sehr abweisend reagiert und die Situation schnell verlassen. Das führte zu Spannungen innerhalb der Beziehung. Nach zwei Jahren haben wir uns dann getrennt, weil sie keine Gefühle mehr hatte. Heute glaube ich, dass die Angst vor einem Orgasmus nur eine Ausrede war.“