Berlin. Viele Väter sind bei der Geburt ihres Kindes dabei. Eine Expertin erklärt, wie sie im Kreißsaal die Frau am besten unterstützen können.

Die meisten Frauen wünschen sich einen handlungsfähigen Vater während der Geburt im Kreißsaal. Das zeigt unter anderem eine Studie des Österreichischen Instituts für Familienforschung. Doch wie geht das – als Vater während der Geburt aktiv zu unterstützen?

„Ich mache überwiegend positive Erfahrungen mit Geburtsvorbereitungskursen für Paare. Fast alle Männer sind dankbar für das Wissen, welches vermittelt wird und die Gespräche, die im Kurs geführt werden“, sagt Hebamme Jana Friedrich vom Hebammenblog.de.

Väter im Kreißsaal: Angst kann in Frust umschlagen

Wie in sämtlichen Lebensbereichen schaffe Unwissenheit auch beim Thema Geburt eine Unsicherheit und Hilflosigkeit, die zu Angst werden könne, so Friedrich weiter. „Der Vater weiß oft nicht, was gerade passiert und wie er sich verhalten soll, geschweige denn, wie er tatsächlich helfen kann“, erzählt Friedrich aus der Praxis.

Im schlimmsten Falle schlage Angst in Frust und Anspannung um. „Damit ist niemandem geholfen. Nur wer weiß, was zu tun ist, weil er vorbereitet ist, kann eine hilfreiche Stütze sein und sich auch selbst in extremen Situationen besser helfen“, erklärt die Hebamme.

Lesen Sie auch: Soziologin: „Väter denken offenbar sehr kritisch über sich“

Die beste Vorbereitung besteht Friedrich zufolge aus zwei Teilen: ein langes Gespräch über Erwartungen und ein gemeinsamer Kurs. „Der Kurs, um einen Ausblick darauf zu haben, was auf das Paar zukommt und ein langes Gespräch darüber, worauf die gebärende Person Wert legt und wie die Begleitperson da unterstützen kann“, sagt Friedrich.

Hebamme rät zu Codewort

Der Vater ist der Expertin zufolge das Sprachrohr der Gebärenden, wenn diese das möchte. Er könne die Interessen und Bedürfnisse im Blick behalten, so dass sich die angehende Mutter auf die Geburt konzentrieren kann. Ansonsten sei die Begleitperson unter der Geburt am besten immer das, was die Gebärende gerade braucht: „eine Stütze, ein Wasserspender, eine Hilfe bei Gebärpositionen, ein Arm zum Reinkneifen, eine Hilfe beim Positionswechsel und beim Toilettengang oder eine Schulter zum Ausweinen. Auch die Bedürfnisse und Grenzen des Vaters müssen besprochen werden“, sagt Friedrich weiter.

Viele Väter sind bei der Geburt ihrer Kinder im Kreißsaal dabei.
Viele Väter sind bei der Geburt ihrer Kinder im Kreißsaal dabei. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Wie in allen zwischenmenschlichen Beziehungen müssten Vater und Mutter auch bei der Geburtsvorbereitung die Bedürfnisse beider Seiten abklären, um sie verstehen und berücksichtigen zu können. Dabei könnten sich Wünsche während der Geburt durchaus verändern. Wollte die Mutter vorher etwa keine medikamentöse Unterstützung zur Schmerzlinderung, so kann das unter Wehen anders aussehen. „Dafür kann man ein Codewort mit dem Partner ausmachen, ohne dass die Gebärende viel erklären muss“, sagt die Hebamme.

Warten auf die Geburt – manchen Frauen hilft eine Massage

Auch die Zeit zwischen den ersten Wehen und dem Ankommen im Kreißsaal sollte vorab besprochen werden. „Wenn die ersten Wehen einsetzen, auch wenn vermeintlich noch nicht viel passiert, sollte der Partner die Schwangere ernst nehmen und dafür sorgen, dass sie sich gesehen fühlt. Wie kann man für Abwechslung sorgen?

„Manchen hilft dann ein Podcast, ein Bad oder Musik hören, anderen eine Massage des Partners“, so Friedrich. Wichtig: Eine Geburt sei eine Extremsituation. Der Partner sollte wissen, dass die Gebärende sich dabei anders verhalten kann als sonst.

Auch interessant: Hitze erhöht das Risiko für Frühgeburt

Der Vater sollte in der Klinik laut Friedrich aber auch auf sich selbst achten. Wasser und Snacks einpacken – gegebenenfalls auch Hausschuhe und eine Zahnbürste. Ebenfalls eine gute Idee: Wechselklamotten, um sich wohler zu fühlen. Denn im Kreißsaal ist es warm. Im Vorfeld sollte das Paar auch überlegen: Was passiert, wenn der Vater selbst einmal eine Pause braucht? Gibt es eine weitere Vertrauensperson, die die Gebärende während einer Pause vertritt?

Die Wöchnerin hat mit sich selbst und dem Kind zu tun

Eine Geburt verlangt dem Körper der Mutter alles ab, deshalb braucht er auch danach lange Ruhe, um sich zu regenerieren – etwa acht Wochen. In dieser Zeit braucht die Wöchnerin jemanden an ihrer Seite, um sie zu unterstützen.

Nach der Geburt ist das Wichtigste: „Die Zeit als junge Familie zu genießen und anzukommen. Viel kuscheln und Ruhe sind entscheidend“, sagt Friedrich und fügt hinzu: „Zu Hause hat die Wöchnerin erstmal mit sich selbst und dem Kind zu tun. Stillen muss gelernt sein und braucht meist eine Weile.“

Und weil das viel Zeit in Anspruch nehme, sollte der Partner alle anderen anfallenden Aufgaben übernehmen: den Haushalt, Besuchermanagement, Essen kochen. „Und wenn nicht gestillt wird, ist sie Aufgabenverteilung trotzdem ähnlich. Die Fläschchen müssen trotzdem zubereitet werden aber das Füttern können jetzt beide übernehmen“, so die Hebamme.