Düsseldorf. Wärmepumpen kosten oft Unsummen. Es gibt aber eine viel günstigere Alternative, die weltweit genutzt wird: Luft-Luft-Wärmepumpen.

- Das Gebäudeenergiegesetz ist da, dennoch wissen Bürgerinnen und Bürger nicht, was sie tun sollen.

- Immer wichtiger ist das Thema Fernwärme. Das Handwerk fordert Informationen für die Bürger, wo Fernwärme nicht genutzt werden wird.

- Die in Südeuropa verbreitete und recht günstige Luft-Luft-Wärmepumpe sollte auch in Deutschland vom Staat gefördert werden, sagt der Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf, Andreas Ehlert, im Interview.

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Andreas Ehlert ist nicht nur Präsident des Dachverbandes Handwerk NRW und der Handwerkskammer Düsseldorf, sondern auch Schornsteinfegermeister und Gebäudeenergieberater. Mit Matthias Korfmann sprach der 62-Jährige über die Nöte von Hausbesitzern und Mietern in der Wärmewende.

Herr Ehlert, die Nachfrage nach Gas- und Ölheizungen ist größer als erwartet, die nach Wärmepumpen geht zurück. Was ist schiefgelaufen?

Andreas Ehlert: Viele Hauseigentümer sind mit der Situation überfordert. Sie wissen oft nicht, welche Wärmeplanung es an ihrem Wohnort gibt und welche Förderungen sie nutzen könnten.

Aber müsste nicht jeder wissen, dass Gas immer teurer werden wird?

Andreas Ehlert: Das muss nicht unbedingt schnell so kommen. Inzwischen kauft der Staat Flüssiggas, gleichzeitig strebt er an, den Verbrauch zu senken. Relativ viel Gas am Markt und sinkender Verbrauch könnten Preissteigerungen abfedern. Die Preise dürften langfristig aber steigen, auch, weil womöglich die Gasnetze künftig weniger gebraucht werden. Wenn sie in einer Straße mit 20 Häusern wohnen und davon sieben an die Wärmepumpe gehen, bleiben nur 13, die sich das gleiche Gasnetz teilen.

Kann man Menschen zum Kauf einer neuen Gasheizung raten?

Andreas Ehlert: Nein. Kein Experte rät heute noch zum Einbau einer Gas- oder Ölheizung.

Was ist der größte Fehler bei der Wärmewende?

Andreas Ehlert: Die Wärmewende ist gut, leider fehlt die Klarheit. Es gibt nun das Gebäudeenergiegesetz, und die Leute ahnen, dass sie ihre Häuser ertüchtigen müssen, aber sie wissen nicht, wie. Das führt zu irrationalen Entscheidungen. Wir müssen daher so schnell wie möglich mit der Wärmeplanung in den Kommunen beginnen. Zuerst muss klar sein, wo in einer Stadt auf keinen Fall Fernwärme hinkommen wird. Dann wissen diese Eigentümer nämlich, dass sie selbst aktiv werden müssen.

Und die, die auf Fernwärme hoffen können, sind fein raus?

Andreas Ehlert: Auch sie müssen die Freiheit haben, selbst zu entscheiden. Es darf keine Anschlusszwänge für Fernwärme geben und auch kein Preisdiktat. Am besten bespricht man die Ertüchtigung des eigenen Hauses mit einem Energieeffizienzexperten. Auch, weil das Ziel ja lautet, möglichst wenig Energie zu verbrauchen. Da ist es nicht immer klüger, zuallererst eine Wärmepumpe einzubauen, bevor nicht die Fassade oder ein Dach gedämmt oder neue Fenster eingesetzt sind.

Was erwartet das Handwerk nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes von der Bundesregierung mit Blick auf die Energie- und Wärmewende?

Andreas Ehlert: „Das Karlsruher Urteil ist zu begrüßen, denn es zwingt die Bundesregierung zu einer tragfähigen Haushaltspolitik, die auch die nächste Generation im Blick hat. Eine nachhaltige Zukunft sichern wir nicht, indem wir über die eigenen Verhältnisse leben. Stattdessen muss der Bund sich ehrlich machen über die Kosten der Klimatransformation. Eine verlässliche Förderung privater Eigentümer und eine konsequente Ausweitung des Energieangebotes sollten jetzt Vorrang haben vor kostspieligen und widersprüchlichen Subventionen, die uns beim Klimaschutz kein Stück weiterbringen.“

Was sagen Sie zur Förderpraxis?

Andreas Ehlert: Die bisherigen Förderungen führen leider zu Lethargie, denn sie sind schnelllebig und unübersichtlich. Wenn sie heute die energetische Sanierung eines Gebäudes planen, dann sind zwischen ihrer ersten Idee bis zum Baubeginn drei Förderprogramme schon wieder abgeräumt. Es fehlt die Beständigkeit. Erinnern wir uns an das Photovoltaik-Förderprogramm der KfW im September: Nach wenigen Stunden war der Topf schon wieder leer. Nötig wären klare Leitplanken, die Menschen für Jahre Sicherheit geben.

Wir reden immer über Eigentümer. Wer denkt an die zehn Millionen Mieterinnen und Mieter in NRW?

Andreas Ehlert: Mieter haben es schwer. Sie können ein Balkonkraftwerk kaufen, sie können den Eigentümer um Mieterstrom durch eine Photovoltaikanlage bitten, und sonst sind sie darauf angewiesen, dass der Eigentümer modernisiert und sie bei den Nebenkosten nicht im Stich lässt. Es gibt übrigens eine Option, über die hierzulande leider kaum geredet wird.

Welche?

Andreas Ehlert: Luft-Luft-Wärmepumpen. Die kennen viele vom Urlaub in Südeuropa oder auch aus Schweden. Diese Geräte sind im Vergleich zu den hierzulande beworbenen Luft-Wasser-Wärmepumpen recht günstig. Man kann besonders kleinere Wohnungen gut damit kühlen und heizen. Der Nachteil: Wasser erwärmt man damit nicht, man benötigt also einen elektrischen Durchlauferhitzer, und diese Pumpe kostet natürlich Strom. Moderne Luft-Luft-Wärmepumpen sind eine rationale Art zu heizen, werden aber bisher nicht gefördert. Wir sollten diese Technik mehr in den Blick nehmen.

Anmerkung der Redaktion: Der Essener Energieeffizienzexperte Kai Hölter hat in dieser Aussage einen Fehler entdeckt: Auch Luft-Luft-Wärmepumpen würde gefördert. "Richtig ist, dass alle förderfähigen Wärmepumpen in einer Liste des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (kurz BaFa) aufgelistet sind, die förderfähigen Wärmepumpen müssen einen Prüf- und Effizienznachweis führen, um in diese Liste aufgeführt zu werden. Dort finden sie weit über 100 Modelle in unterschiedlichen Leistungen", so der Experte.

Andreas Ehlert erklärt dazu auf Nachfrage: „Luft-Luft-Wärmepumpen sind ganz grundsätzlich wieder förderfähig. Aber nur dann, wenn sie zu mehr als 50 Prozent zum Heizen genutzt werden. Um den Nachweis zu führen, brauchen sie dann einen Stromverbrauchsmesser und einen Wärmemengenzähler. Der Nachweis ist in der Praxis ein wenig kompliziert, aber grundsätzlich machbar. Wenn also ein Eigentümer ganz grundsätzlich und gewissenhaft so plant, wird diese Art der Beheizung genauso gefördert wie eine Luft-Wasser-Wärmepumpe."

Kai Hölter ergänzt, dass die Förderung auch einer Luft-Luft-Wärmepumpe in der Praxis unproblematisch sei. Wenn ein Energieeffizienzexperte oder ein Heizungsbauer bestätige, dass diese Wärmepumpe eine alte Öl- oder Gasheizung oder Nachtspeichergeräte ersetze, klappe es auch mit der Förderung.

Warum hat sich die Luft-Luft-Wärmepumpe hier bisher nicht durchgesetzt?

Andreas Ehlert: Weil wir uns an das süße Gift gewöhnt hatten: An billiges Erdgas aus Russland.

Das Handwerk benötigt Fachkräfte, dennoch gibt es junge Menschen, die keine Lehrstelle bekommen, weil sie schlechte Noten in der Schule hatten oder nicht gut Deutsch sprechen. Müsste man für sie eine „Ausbildung light“ einführen?

Andreas Ehlert: Der Königsweg ist immer die komplette Ausbildung. Aber es gibt eben immer mehr Menschen, auch Zugewanderte und Ältere, die das nicht gleich schaffen. Ein großes Problem ist die fehlende Sprachkompetenz: Hier müssen Deutschkurse verbindlich werden. Außerdem sollten wir auch Teilqualifizierungen ermöglichen, die am Ende zu einer kompletten Ausbildung führen sollen.

Sehen Sie gute Chancen, Geflüchtete ins Handwerk zu holen?

Andreas Ehlert: Absolut. Wir haben nach der Flüchtlingskrise 2015/16 viele Zugewanderte ins Handwerk integrieren können. Im Bereich der Handwerkskammer Düsseldorf sind Syrer inzwischen die größte Gruppe der ausländischen Berufsanfänger und nicht mehr Türken, und immer mehr Zugewanderte legen ihre Meisterprüfung ab. Im Handwerk ist es völlig egal, woher jemand kommt. Entscheidend ist, wo er oder sie hinwill.

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