Essen. Im Januar tritt das Heizungsgesetz in Kraft. Haus & Grund-Chef Kai Warnecke rät im Podcast zum Abwarten. Mehr Schimmel dank Sparen beim Heizen.

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In wenigen Wochen tritt das umstrittene Heizungsgesetz von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in Kraft. Und noch immer steht nicht fest, mit welcher finanziellen Förderung Immobilienbesitzer rechnen können, wenn sie im neuen Jahr auf eine umweltfreundlichere Heizung umrüsten wollen. Kai Warnecke, Präsident des Eigentümerverbands Haus Grund, erklärt, worauf es jetzt ankommt.

Kai Warnecke gehört zu den schärfsten Kritikern der Ampelkoalition. Der Einladung des Kanzlers zum Wohnungsgipfel ist der Präsident von Haus Grund erst gar nicht gefolgt. Das hatte Signalwirkung. Immerhin vertritt Warnecke bundesweit rund 920.000 Eigentümer von Wohnimmobilien, 36.000 davon im Ruhrgebiet. Das zähe Ringen um das Heizungsgesetz bezeichnet Warnecke im

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“ unverblümt als „Chaos“ und stellt in Frage, dass es wie geplant am 1. Januar 2024 in Kraft treten dürfe. „Vor ein paar Jahrzehnten haben wir noch mit Kohle geheizt. Stück für Stück haben wir uns davon verabschiedet, weil gut mit den Bürgern gut kommuniziert wurde“, erinnert Warnecke. „Jetzt wird aber mit der Brechstange Politik gemacht, und wir stehen vor einem Trümmerhaufen.“

Heizungsgesetz tritt am 1. Januar 2024 in Kraft

Ab 2024 muss jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden. Für bestehende Gebäude und Neubauten außerhalb von Neubaugebieten gibt es längere Übergangsfristen bis Juni 2026 in Großstädten und in kleineren Städten bis Juni 2028. „Man ahnt aber jetzt schon, dass das Ziel 2028 sehr ambitioniert ist“, meint der Präsident von Haus & Grund. Solange die Kommunen mit ihrer Wärmeplanung nicht zu Potte kämen, könnten die Eigentümer gar nicht absehen, ob sie künftig mit Fernwärme, Wasserstoff oder Wärmepumpe heizen sollten. Klarheit hätten nur Haushalte, die schon jetzt an das Fernwärmenetz angeschlossen seien. Alle anderen seien von den Planungen in ihrer jeweiligen Stadt abhängig.

Warnecke rät deshalb allen Eigentümern, die auf eine neue Heizung umsteigen wollen oder müssen, einen „Sanierungsfahrplan“ auf den Weg zu bringen und dafür „echte Experten“ zu engagieren. Da solch ein Gutachten gut und gern 2000 Euro koste, verweist er auf die KfW-Bank, die auf Antrag bis zu 80 Prozent übernehme.

Haus & Grund: Förderung für neue Heizung lohnt sich

Wenn die alte Heizung nicht gerade irreparabel defekt sei, empfiehlt der Immobilien-Experte, erst einmal abzuwarten. Denn die Ampel habe sich immer noch darauf geeinigt, wie sie den Einbau einer umweltfreundlichen Heizung finanziell unterstützen wird. „Das ist einer der der wundesten Punkte der Bundesregierung“, schimpft Warneke. Als Eckpunkte stehen bislang eine Grundförderung von 30 Prozent der Kosten im Raum, ein Geschwindigkeitsbonus von 25 Prozent und ein Bonus für Haushalte, die ein zu versteuerndes Einkommen von bis zu 40.000 Euro haben. Einen konkreten Beschluss dazu gibt es aber noch nicht. „Aus unserer Sicht darf das Heizungsgesetz nur in Kraft treten, wenn die Förderung auch vorhanden ist“, fordert der Haus Grund-Präsident. Gleichwohl ruft er Eigentümer dazu auf, die öffentlichen Gelder in Anspruch zu nehmen: „Es lohnt sich.“

Denn Warnecke weiß, dass der energetische Zustand bei der Bewertung eines Wohnhauses eine immer größere Rolle spielen wird. Galt früher die Formel „Lage, Lage, Lage“, ist inzwischen von „Lage, Lage, Energie“ die Rede. Der Eigentümer-Präsident betrachtet die Entwicklung differenziert: „Wenn Lage und Lage stimmen, kann eine energetische Sanierung sogar gewinnbringend sein. Dort, wo die Lage nicht stimmt, ist die energetische Sanierung kaum noch wertsteigernd, weil niemand die Immobilie kaufen möchte“, sagt er. Investitionen in Ballungsräumen rechneten sich am ehesten. „Im Ruhrgebiet sieht es verhältnismäßig positiv aus. Das Problem sind die ländlichen Räume mit stark schrumpfender Bevölkerung“, erklärt Warnecke.

Energiestandard entscheidet über Wert der Immobilie

Es sei zu beobachten, dass der energetische Zustand einer Immobilie beim Kauf und Verkauf „stark eingepreist“ werde. Der Präsident stellt eine Faustformel auf: Bei einem Haus in gutem Zustand und mit Fernwärmeanschluss sei zumindest „kein Wertverfall“ zu befürchten. „Dort, wo man sieht, dass die Vermietung in den nächsten Jahren nicht einfacher wird, und gleichzeitig der energetische Zustand hohe Investitionen erfordert, sehen wir massive Einbrüche bei den Preisen.“

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Der Eigentümerverband registriert, dass aufgrund der Explosion der Energiepreise seit dem vergangenen Jahr beim Heizen gespart werde. Das habe aber auch seine Schattenseiten. „Es gibt eine stark steigende Tendenz zur Schimmelbildung“, meint Warnecke. Grund dafür sei aber nicht nur das sparsame Heizverhalten. „Häuser sind immer besser gedämmt, der natürliche Luftaustausch wird geringer. Die Feuchtigkeit kommt immer schlechter heraus“, erläutert er. Der Verbandspräsident rät deshalb: „Richtig Heizen und Lüften bedeutet, in allen Räumen mindestens 18 Grad zu haben und das Fenster niemals auf Kipp zu stellen.“ Fenster in Kippstellung seien eine deutsche Besonderheit und „völlig falsch und nutzlos“. Warnecke mahnt stattdessen: „Dreimal am Tag für drei bis vier Minuten stoßlüften. Im null Komma nichts ist es wieder warm.“

>>> Niedrige Wohneigentumsquote

Gut 50 Prozent der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger haben laut Statistischem Bundesamt Wohneigentum. Rund 46 Prozent nutzen es selbst. Die Eigentumsquote im Ruhrgebiet ist nach Erkenntnissen von Haus & Grund deutlich niedriger. Am höchsten ist sie mit 38 Prozent in Bottrop. Essen kommt auf 22 Prozent, Dortmund auf 20 Prozent.