Washington. Hauptsache, die neuen Minister sind telegen? Diesen Eindruck könnte man gewinnen, wenn man Donald Trumps Wunschkabinett betrachtet.
Stephen Colberts Beschwerde über die Personalpolitik Donald Trumps war putzig. „Jeder, der eine TV-Show hat, bekommt einen Anruf”, plusterte sich der bekannte Late-Night-Talkshow-Moderator vor laufender Kamera mit seinem unschuldig-sarkastischen Grinsen künstlich auf, „wo ist mein Jobangebot? Wo?“.
Colbert weiß, dass er dafür Ideologie und Sendeanstalt wechseln müsste. Der designierte 47. Präsident der Vereinigte Staaten rekrutiert in der Tat massenhaft Persönlichkeiten von der Mattscheibe für seine Regierungsmannschaft. Aber nur von einem Network: Fox News.
An der Spitze der Liste, die teilweise noch vom Senat bestätigt werden muss, steht Pete Hegseth, ein Ex-Soldat und Fox-Gastgeber, der trotz diverser Skandale für das Amt des Verteidigungsministers nominiert ist.
Sean Duffy, ein ehemaliger Moderator des Wirtschafts-Kanals von Fox und Kongress-US-Abgeordneter, soll das Verkehrsministerium übernehmen.
USA: Fox-News-Mann Carlson gehört zu Trumps wichtigsten Stichwortgebern
Dazu gesellen sich die ehemaligen Fox-Mitarbeiter Tom Homan (Grenzangelegenheiten/Massenabschiebungen), Tulsi Gabbard (Koordinatorin der 18 Geheimdienste), Janette Nesheiwat (General-Ärztin), Mike Huckabee (Botschafter in Israel), Pam Bondi (Generalstaatsanwältin) sowie die häufig als Interview-Partner auftauchenden Gäste Michael Waltz (Nationaler Sicherheitsberater) und Marty Makary (Kommissar der Arzneimittelbehörde FDA).
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Dan Bongino, ein ehemaliger New Yorker Polizist und Experte für innere Sicherheit und Terror, ist als neuer Chef des Secret Service in der Verlosung.
Hätte Larry Kudlow nicht „No” gesagt diesmal, dann wäre das gute Dutzend „Foxianer” im Team Trump 2025 - 2029 wohl bereits voll. Aber der Mann mit dem dauerschläfrigen Gesicht, der 2017 für Donald Trump in der Sektion Wirtschaft Regierungsgeschäfte übernommen hatte, verspürte diesmal keine Lust, die Drehtür zwischen Sender und Regierung zu betätigen.
Er hat wie einige andere auch das Ohr des Präsidenten. Sean Hannity etwa, einer der erfolgreichsten Fox-Moderatoren, rühmt sich seiner inoffiziellen Berater-Tätigkeit für Trump. Tucker Carlson, geschasster Ex-Super-Star des Senders, gehört zu den wichtigsten Stichwortgebern Trumps.
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Donald Trump & Fox News: Sender profitiert massiv von der Symbiose
Das Duo Fox News/Trump steht für eine einzigartige Symbiose zwischen erster (Weißes Haus) und vierter Gewalt (Medien). Über viele Jahre bot sich der von dem Australier Rupert Murdoch aus der Taufe gehobene Sender Trump als Schutzraum an, um sich täglich unbekümmert äußern zu können, ohne dabei von kritischen Nachfragern behelligt zu werden.
Nur hier durfte Trump ungeprüft seine Erzählung stricken von einer Welt, in der Einwanderer die USA überrennen, Jobs stehlen und Frauen vergewaltigen. Eine Welt, in der Barack Obama in Kenia geboren wurde, Hillary Clinton ins Gefängnis gehört, der Klimawandel nicht existiert und eine kommunistische Machtübernahme durch die bösen Demokraten droht.
Keinem Sender gab Trump vor, während und nach seiner ersten Präsidentschaft (2017 bis 2021) mehr Interviews als der 1996 von Roger Ailes konzipierten Propaganda-Maschine für Kunden rechts der politischen Mitte. Was Fox in der Branche den Titel „Staatsfernsehen” eingetragen hat. Im Gegenzug sorgt Trump für Einschaltquoten und Werbe-Einnahmen (über eine Milliarde Dollar im Jahr), von denen viele Konkurrenten nicht mal träumen können.
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Fox News: Trump verfällt auf TV-Loyalisten – aus gutem Grund
All das drohte zu kippen, als es ausgerechnet Fox News war, wo am 7. November 2020 als Erstes der Wahlsieg von Joe Biden verkündet wurde. Trump beschimpfte seine mediale Vorfeld-Organisation und wandte sich obskuren Sendern wie Newsmax und One America News Network (OAN) zu. Obwohl Rupert Murdoch, die graue Eminenz, damals mit Trump brach und später Florida-Gouverneur Ron DeSantis protegierte, hielten Star-Moderatoren wie Carlson, Hannity und Ingraham die Verschwörungstheorie von der gestohlenen Wahl am Leben. Das Trio plapperte in der wichtigsten Strecke zwischen 20 und 23 Uhr über Monate die Narrative des Präsidenten nach; dabei wussten sie es, wie interne Mails belegen, besser. Für Fox News ein teures Abenteuer. Der Wahlmaschinenhersteller Dominion, dem Manipulationen angedichtet wurden, verklagte Fox News. Am Ende musste der Sender 787,5 Millionen Dollar zahlen.
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Heute ist die Luft zwischen Trump und Fox wieder rein. Der alte Murdoch hat sich zurückgezogen. Sein Sohn Lachlan führt den Konzern in seinem Sinne weiter. Weil Trump gut fürs Geschäft ist. Und die Konkurrenz durch mächtige Solo-Stimmen wie den Podcaster Joe Rogan immer größer wird.
Warum Trump auf TV-erfahrene Loyalisten verfällt, die – wie der Fernseharzt Dr. Mehmet Oz, der für 160 Millionen Sozial- und Krankenversicherungsteilnehmer von „Medicare“ und „Medicaid” zuständig sein soll – oft kaum Sachkompetenz in ihrer Feldern haben, liegt für Medienforscher auf der Hand: Trump sieht und erlebt die Welt durch das Fernsehen. Durch seine Reality-TV-Serie „The Apprentice”, die 14 Jahre lang bei NBC lief, hat er die Wirkungsmacht des Bewegtbildes erlebt. Politik ist für ihn Show und Spektakel. Der Bürger soll zusehen, staunen – und niemals abschalten. Sich als Präsident auf millionenfach bekannte Gesichter zu verlassen, sei da nur folgerichtig. Hegseth, Duffy, Gabbard & Co. sind bekannte Namen, die seine Politik besser als No-Names verkaufen könnten.
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In diesem Fernseh-Kabinett komme es, wie Peter Loge, Professor an der George-Washington-Universität, sagt, nur auf eines an: „Man muss nicht schlau oder gut sein, man muss nur schlau und gut aussehen.”
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