Berlin. Viele Unternehmen wollen, dass ihre Mitarbeiter aus dem Homeoffice zurückkehren ins Büro. Doch so einfach können sie es nicht machen.
Was für ein großartiges Privileg hat die Corona-Pandemie den Büromenschen gebracht: Arbeiten vom Küchentisch aus, mit Blick auf den Hausaufgaben-Fortschritt der Kinder und die kochenden Kartoffeln auf dem Herd. Handwerker können kommen, wann sie wollen, die ideale fünf-Minuten-Gymnastik gegen Rückenschmerzen lässt sich beim Aufhängen der Wäsche erledigen. Und das Beste: Wenn das Budget für eine eigene Immobilie in der Stadt nicht reicht, dann zieht die Familie eben aufs Land. Hauptsache, das Internet funktioniert.
Die schöne neue Homeoffice-Welt lässt die Wünsche wahr werden, die jahrzehntelang Väter und vor allem Mütter hegten. Flexibel arbeiten, abgestimmt auf Kita-Öffnungszeiten – es ist längst eine Selbstverständlichkeit geworden. Kein Wunder, dass in vielen Behörden, Verbänden und Konzernen die leeren Schreibtische einstauben und Kolleginnen und Kollegen sich nur von Bildschirm-Konferenzen her kennen.
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Wer sich darauf eingestellt hat, lässt sich nur schwer wieder ins Büro zurückrufen. Eben das ist immer mehr Chefinnen und Chefs ein Dorn im Auge. Sie wünschen sich mehr Austausch, mehr Konferenzen in Präsenz, mehr Miteinander unter den Kollegen. Ihre Befürchtung: Wenn sich Mitarbeiter untereinander kaum im echten Leben begegnen, geht ein wichtiger Faktor des sozialen Lebens schlicht verloren. Die Chat-Nachricht ersetzt eben nicht den kleinen Plausch an der Kaffeemaschine oder gar das gemeinsame Mittagessen in der Kantine.
Emojis können Plausch an Kaffeemaschine nicht ersetzen
Kein noch so nett gesetztes Emoji in der Videokonferenz kann den direkten Austausch ersetzen. Im Extremfall bleibt sich das Team fremd – und das kann zu Lasten der Identifikation mit dem Unternehmen oder der Behörde gehen. Die Sorge der Arbeitgeber: Der Job macht nicht so viel Spaß, wie er könnte. Womöglich wird nur noch das Nötigste erledigt.
Natürlich gibt es Mitarbeiter, die am heimischen Schreibtisch effizienter arbeiten können, weil sie nicht abgelenkt werden vom Tratsch quer durch das Großraum-Büro. Die auch gelassener sind, weil sie ihre Arbeitskraft verteilen können. Wann sie ihren Job erledigen, spielt schließlich keine Rolle, solange die Fristen eingehalten werden.
Am Nachmittag das Kind von der Kita abholen oder den pflegebedürftigen Vater besuchen, zum Arzt gehen oder Einkäufe erledigen – viele Arbeitnehmer schätzen die Möglichkeit, ihre Arbeitszeit auf den frühen Morgen oder späten Abend zu verlegen, um ihre Bedürfnisse besser unter einen Hut zu bekommen. Auch das ist im Homeoffice leichter.
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Homeoffice: Die Zeit lässt sich nicht einfach zurückdrehen
Klar ist bei der Debatte nur eines: Zurückdrehen auf eine vollständige Präsenz im Büro lässt sich die Arbeitswelt nicht. Dazu sind die Errungenschaften zu groß. Durchaus miteinander vereinbar ist allerdings das Beste aus beiden Welten. Etwa wenn Mitarbeiter, die einen weiten Fahrtweg haben, zusichern, an festen Tagen ins Büro zu kommen. Wenn wichtige Meetings zwar grundsätzlich in Präsenz stattfinden, aber der Kollege, der sein krankes Kind hütet, sich trotzdem via Bildschirm zuschalten lassen kann.
Viele Firmen machen gute Erfahrung mit einer 3:2 Regelung: Drei Tage Büro, zwei Tage Homeoffice. Oder umgekehrt. Und sie lassen mit sich reden, wenn Mitarbeiter aus familiären Gründen nicht vor Ort wohnen können. In Zeiten von Fachkräftemangel gehört all dies längst zum Standard. Unternehmen, die sich mit dieser Flexibilität schwertun, werden es auch schwer haben, gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden – und vor allem auch zu halten. An dieser Realität kommen Arbeitgeber nicht vorbei.
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