Berlin. Beim Arbeiten von Zuhause lauern überall Ablenkungen. Um trotzdem produktiv und motiviert zu bleiben, gibt ein Experte wichtige Tipps.

Die Waschmaschine ist fertig, der Hund bellt sein Futter an und dann klingelt noch der Postbote: Viele Beschäftigte können sich im Homeoffice kaum vor den vielen Ablenkungen des Alltags retten. Wie kann produktives Arbeiten in den eigenen vier Wänden trotzdem gelingen? Und welche Tipps und Tricks gibt es, um Unterbrechungen zu vermeiden?

Durch die Corona-Pandemie mussten Millionen Arbeitnehmer unfreiwillig ins Homeoffice wechseln, nun arbeiten viele gern von zu Hause aus. Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit hat sich der Anteil der Menschen im Homeoffice laut einer aktuellen Umfrage des Statistischen Bundesamtes nahezu verdoppelt. Während 2019 noch 13 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice arbeiteten, waren es 2022 fast ein Viertel. Doch manche kommen mit der Umstellung von Büro auf Arbeiten daheim weniger gut zurecht als andere.

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Nicht jeder ist im Homeoffice zufrieden

Eine kürzlich veröffentlichte Studie des IFAK-Instituts für Markt- und Sozialforschung hat sechs verschiedene Homeoffice-Typen definiert. Menschen, die das Homeoffice grundsätzlich ablehnen, Team-Vermisser und familiär Beanspruchte sowie diejenigen, die keine oder nur eine schlechte technische Ausstattung daheim haben, sind demnach im Homeoffice eher unglücklich. Grundsätzliche Homeoffice-Fans und Individualisten sind hingegen beim Arbeiten daheim zufrieden, so die Studie.

Diese sechs Homeoffice-Typen gibt es laut IFAK-Studie.
Diese sechs Homeoffice-Typen gibt es laut IFAK-Studie. © funkegrafik nrw | Denise OhmsAnda Sinn

So gelingt das Homeoffice: Experten-Tipps für Arbeitnehmer

Grundsätzlich gilt: Wenn der Arbeitsplatz in die eigenen vier Wände verlegt wird, muss Berufliches und Privates strikt getrennt werden. „Ein eigenes Arbeitszimmer, das nach Feierabend verlassen wird, oder klare Routinen können helfen, im Homeoffice produktiv zu sein“, sagt Arbeits- und Organisationspsychologe Martin Zeschke. Schon am Frühstückstisch E-Mails zu lesen oder auf dem Sofa zu arbeiten, kann sich laut Experten negativ auf die Beschäftigten auswirken.

Die Kommunikation mit Führungskräften oder Mitarbeitern muss zudem laut IFAK im Homeoffice anders organisiert sein als in Präsenz im Büro. Die Studie zeigt, dass sich viele Beschäftigte nicht gut genug über Firmenangelegenheiten informiert fühlen. Ein Tipp, um das zu vermieden: Wichtige Informationen sollten in Videomeetings kommuniziert werden – so könnten möglichst alle Beschäftigten diese mitbekommen und auch verstehen.

Produktivitäts-Killer: Diese Ablenkungen sollten Sie vermeiden

Aber wie können Ablenkungen im Homeoffice vermieden werden? Der Experte rät: Mitbewohner und Familienangehörige sollten über die genauen Arbeitszeiten informiert werden. Sonst könnten sie zwischendurch ins Arbeitszimmer kommen – und die konzentrierten Phasen im Arbeitsalltag unterbrochen werden. Ein weiterer Tipp: In diesen Hochphasen der Konzentration sollten auch Benachrichtigungen per E-Mail oder SMS abgeschaltet werden. Der ganze Fokus sollte ausschließlich auf der Arbeit liegen.

Spätestens seit Corona ist Arbeiten im Homeoffice normal. Wie kann man sich bei einem Durchhänger motivieren?
Spätestens seit Corona ist Arbeiten im Homeoffice normal. Wie kann man sich bei einem Durchhänger motivieren? © dpa | Sebastian Gollnow

Damit die Kommunikation von zu Hause mit dem Büro aber funktioniert, sind Telefon, E-Mails und Chat das A und O. Denn eine funktionierende Kommunikation ist für produktive Arbeit grundsätzlich wichtig. Der Experte weiß aber auch: Zu viel Kontakt mit Vorgesetzten und Mitarbeitern kann auch zu Frustration führen. Dauernde Kontrollanrufe durch Führungskräfte können die Produktivität in den eigenen vier Wänden negativ beeinflussen und sollten daher vermieden werden, warnt Zeschke.

Tipp: In den Pausen mit etwas ganz anderem beschäftigen

Phasen, in denen mit Führungskräften oder Mitarbeitern kommuniziert wird, sollten am besten klar von konzentrierten Arbeitsphasen getrennt werden. Eine vorherige Absprache dazu kann sinnvoll sein. Und was ist bei einem Durchhänger? Hat man im Homeoffice Schwierigkeiten, sich zu motivieren, kann die sogenannte Pomodoro-Methode Abhilfe schaffen.

Hierbei wird 25 Minuten konzentriert gearbeitet und danach eine fünfminütige Pause eingelegt, erklärt Zeschke. Das kann man bis zu vier Mal so wiederholen – dann sollte eine längere Pause gemacht werden. Der Experte weiß: Die klare Abgrenzung von Pausen- und Arbeitszeit sorgt für höhere Produktivität in den Arbeitsphasen. Zeschke empfiehlt, sich während der Pausenzeiten mit etwas ganz anderem zu beschäftigen als in den Arbeitsphasen.

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Findet die Arbeit beispielsweise am Laptop statt, sollten die Pausen dementsprechend weder am PC noch am Handy verbracht werden. Bildschirmzeit ist tabu. Besser wäre es, die Pause für eine leichte körperliche Betätigung zu nutzen – ein kurzer Spaziergang, Kniebeugen oder was einem eben gerade so einfällt. Denn Pause bedeutet Pause – und sollte Spaß machen.