Jerusalem. Wer sind ihre Anführer? Wer unterstützt sie? Und was hat sie militärisch noch in der Hinterhand? Die wichtigsten Antworten zur Hamas.
Israel will die Hamas ausschalten und ihr Netzwerk zerstören. Wer sind die führenden Köpfe der islamistischenTerrororganisation, wie finanziert sie sich, und über welche Waffen verfügt sie? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wer sind die führenden Köpfe der Hamas?
Als die beiden zentralen Figuren für die Planung des Hamas-Massakers vom 7. Oktober gelten Mohammed Deif und Marwan Issa. Sie sind die Führer der Qassam-Brigaden, der Kampftruppen der Hamas. Beide sollen sich im mehr 400 Kilometer langen unterirdischen Tunnelsystem im Gazastreifen aufhalten. Die israelische Bodenoffensive hat unter anderem das Ziel, die Hamas-Führer in den Tunneln aufzuspüren. Bisher hat Mohammed Deif sämtliche Anschläge auf ihn überlebt – siebenmal hat der israelische Geheimdienst Mossad versucht, den Terroristen zu töten. Er soll dabei ein Auge und einen Arm verloren haben und heute im Rollstuhl sitzen.
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In Analysen wird oft zwischen dem militärischen und dem politischen Flügel der Hamas unterschieden. Das lässt sich aber nicht sauber trennen. „Die politische Führung tut alles, um das Militär zu stärken, und das Militär dient dem politischen Flügel“, sagt der Hamas-Experte Michael Barak, akademischer Leiter am Internationalen Institut für Terrorabwehr und Lektor an der politischen Fakultät der Reichman-Universität in Herzliya.
Ismail Hanija ist seit 2017 Chef des politischen Flügels der Hamas. Vom Leben der Menschen in Gaza, die dem Hamas-Regime unterworfen sind, bekommt Hanija aber nur wenig mit – er führt in der katarischen Hauptstadt Doha ein luxuriöses Leben. Die zweitwichtigste Führungsfigur ist der Kopf der Hamas im Gazastreifen, Yahya Sinwar. Als Sohn einer aus dem heutigen Israel vertriebenen Familie wuchs er im Flüchtlingslager Khan Junis im Süden des Gazastreifens auf.
Sinwar gilt als besonders brutal und skrupellos: Er war nicht nur an der Ermordung mehrerer Palästinenser wegen angeblicher homosexueller Neigungen oder wegen unterstellter Kollaboration mit Israel beteiligt, sondern auch am Aufbau der Terrorstrukturen der Hamas. Sinwar verbrachte insgesamt 24 Jahre in israelischen Gefängnissen. Es war ausgerechnet ein Deal zur Befreiung einer israelischen Geisel im Gazastreifen, die es Sinwar ermöglichte, gemeinsam mit mehr als tausend anderen palästinensischen Gefangenen freigelassen zu werden.
Auch die aktuelle Massenverschleppung dient Sinwar unter anderem diesem Ziel: der Freilassung aller palästinensischen Gefangenen aus israelischen Gefängnissen. Nun steht Sinwar ganz oben auf Israels Abschussliste. „Sinwar ist ein toter Mann“, sagte Israels Armeesprecher.
Der wichtigste Verbindungsmann zur schiitischen Hisbollah im Libanon ist Saleh El-Harouri. Harouri hält vom Libanon aus die Hamas im Westjordanland am Laufen und steuert Geldflüsse aus dem Iran und aus der Türkei. Der frühere Politchef Khaled Mashal zieht heute von Katar aus die Fäden, um Verbindungen mit der palästinensischen Diaspora aufrechtzuerhalten.
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Wer finanziert die Hamas?
Der größte einzelne Geldgeber der Terrororganisation sei Katar, gefolgt vom Iran, erklärt Hamas-Experte Michael Barak. Aus Katar flossen zuletzt jedes Jahr rund 360 Millionen Dollar an die Hamas, was Israel genehmigte und abwickelte. Den größten Teil des Budgets sollen aber Spenden islamistischer Vereinigungen in der ganzen Welt ausmachen – etwa in Malaysia oder Indonesien. Rund 500 Millionen Dollar beziehe die Hamas pro Jahr aus diesen Zuwendungen, so Barak.
Die Hamas finanziert sich aber auch durch ein Netzwerk an Unternehmen, das vor allem von der Türkei aus gesteuert wird. Man investiert in Bitcoin, und den Drogenhandel. Nicht zuletzt sind es die Steuern der Menschen in Gaza, die für den Finanzhaushalt der Terrororganisation abgezweigt werden.
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Wie ist die Hamas aufgebaut?
Ursprünglich gründete sich die Organisation als bewaffnete Widerstandsbewegung gegen die israelische Besatzung. Man nimmt heute 1987 als Jahr der Gründung an. Später erweiterte sich die Hamas zu einem sozialen Dienstleistungsunternehmen, einer politischen Partei, einer Kampftruppe (die Qassam-Brigaden) und einem internen Überwachungsapparat in Gaza.
Wie stark ist die Hamas militärisch aufgestellt?
Die Angaben darüber variieren. Mehrere Experten schätzen die Zahl der Hamas-Kämpfer auf bis zu 40.000. Am 7. Oktober waren allein 2000 von ihnen nach Israel eingedrungen, während die Terroristen vom Gazastreifen aus bisher ungekannte Mengen an Raketen nach Israel abfeuerten. Wie groß das verbleibende Arsenal ist, weiß niemand. Mehrere Experten sagen jedoch, dass die Hamas noch nicht am Ende ihrer Kapazitäten angelangt sei.
Der größte Teil des Arsenals und der Raketenproduktion sind im unterirdischen Tunnelsystem der Hamas angesiedelt. Für die Bodenoffensive der israelischen Streitkräfte birgt das erhebliche Gefahren: Die Terroristen könnten aus dem Hinterhalt der Tunnel angreifen oder aber versuchen, die israelischen Truppen in den Tunnel zu locken, um ihn danach zu sprengen.
Aus den Berichten der freigelassenen Geiseln geht hervor, dass auch die Verschleppten zum Teil in den Tunneln versteckt werden. Die israelische Armee muss sich also auf ein besonders heikles Szenario vorbereiten: dass die Terroristen diese Geiseln als menschliche Schutzschilde benutzen. Die Armee steht dabei vor einem Konflikt: Einerseits ist das oberste Ziel in diesem Krieg, die Hamas-Terroristen zu beseitigen. Zugleich muss aber alles versucht werden, um die Geiseln so bald wie möglich zurück nach Israel zu bringen.
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Welche Strategie verfolgt Israel, um die Hamas zu besiegen?
Die Armee, aber auch die israelische Regierung halten sich äußerst bedeckt. Noch ist unter israelischen Militärexperten nicht einmal klar, ob man bereits von einem Beginn der Bodenoffensive sprechen kann oder ob die punktuellen Invasionen der Armee nur Vorläufer der eigentlichen Operation sind. Dieser Faktennebel ist Teil der israelischen Strategie: Je weniger es den Hamas-Terroristen gelingt, sich über Israels Taktik ein Bild zu machen, desto effizienter kann das Ziel, Geiseln zu schützen und Terroristen auszuschalten, verfolgt werden.
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Dabei hilft auch eine Blockade der Kommunikationssysteme: Von Samstagmorgen an herrschte im gesamten Gazastreifen Funkstille – sowohl im Internet als auch in der Telefonkommunikation. Das sorgte auch bei humanitären Einrichtungen wie Unicef und der Weltgesundheitsorganisation WHO für Empörung.
Tech-Milliardär Elon Musk kündigte deshalb an, er werde international anerkannten Hilfsorganisationen, die im Gazastreifen tätig sind, seinen Satelliteninternetdienst Starlink zur Verfügung stellen. Das stieß in Israels Regierung auf Empörung: „Vielleicht wäre Musk bereit, die Freilassung unserer entführten Babys, Söhne, Töchter, älteren Menschen als Bedingung (für den Einsatz von Starlink) zu nennen“, postete Israels Kommunikationsminister Schlomo Kari auf Twitter. Solange dies nicht geschehe, werde sein Ministerium „jegliche Verbindung mit Starlink kappen“.
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