Am Montag wurden zwei weitere Geisel der Hamas freigelassen. Eine der Geisel erzählt, wie sie die Entführung erlebten.

Ihre Geschichte hält die Welt in Atem: „Ich bin durch die Hölle gegangen, die wir uns nie hätten vorstellen können“, sagt Yochedev Lifschitz mit zitternder Stimme auf Hebräisch bei einer Pressekonferenz vor dem Sourasky Medical Center in Tel Aviv. Rund zwei Wochen hielten die Hamas die 85 Jahre alte Israelin als Geisel. Ihre Entführung beschreibt sie als traumatische Erfahrung.

Am Montag wurde Lifschitz freigelassen. Auf einem Video von ihrer Freilassung wirkt sie zerblich, sie kann nicht alleine gehen und wird von einer Frau am Arm gestützt. Zum Abschied schüttelt Lifschitz einem vermummten Hamas-Anhänger die Hand. Dann geht sie fort ohne einen Blick zurückzuschauen.

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Insgesamt vier von mehr als 200 Geisel freigelassen

Damit ist Lifschitz zusammen mit der 79-Jährigen Nurit Cooper Geisel Nummer drei und vier, die von der Hamaswieder freigelassen wurden. Vor wenigen Tagen hatte die Terrororganisation zwei US-Amerikanerinnen wieder freigelassen. Doch es wird angenommen, dass sich noch immer fast 220 Menschen in Geiselhaft befinden.

Yocheved Lifschitz will von ihrer traumatischen Entführung erzählen. Ihre Tochter Sharone hilft der Mutter dabei und übersetzt. Am 7. Oktober wurde die 85-Jährige gemeinsam mit ihrem Ehemann von der islamistischen Hamas aus der Ortschaft Nir Oz in den Gazastreifen verschleppt. Ihr Mann wird weiterhin als Geisel festgehalten. Bewaffneten Hamas-Männern auf Motorrädern hätten sie aus ihrem Kibbuz entführt, einer ländliche Kollektivsiedlung in Israel.

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So verlief die Geiselhaft

Bei der Festnahme hätten die Männer sie geschlagen, sagt Lifschitz, „wobei sie mir zwar nicht die Rippen gebrochen, aber mich schwer verletzt haben“. Ihre blauen Flecken am Körper würden noch davon zeugen. Während der Fahrt hätten ihr die Entführer die Uhr und den Schmuck entwendet. Atmen sei ihr schwergefallen. Ihre Tochter beteuerte allerdings in der BBC, die Mutter wirke „okay“.

Yocheved Lifschitz spricht auf einer Pressekonferenz über ihre Entführung.
Yocheved Lifschitz spricht auf einer Pressekonferenz über ihre Entführung. © Getty Images | ALEXI J. ROSENFELD

Als sie im Gazastreifen angekommen waren, so Lifschitz, hätten die Hamas sie mit 24 weiteren Geiseln in ein „riesiges Netzwerk“ spinnennetzartiger Tunnel gebracht. Die Tunnel beschreibt Lifschitz als „gewaltiges Netzwerk“. Die Männer hätten ihr gesagt, dass sie ihr nichts tun würden, weil sie an den Koran glaubten. Nach wenigen Stunden sei sie mit vier weiteren Geiseln in einen anderen Raum gebracht worden. Lifschitz sagt, dass es für jede der fünf Geiseln einen Wachmann gab.

Entführer hätten Geisel gut behandelt

Während sie in den Tunneln festgehalten wurden, hätten sie Fladen mit Frischkäse, geschmolzenem Käse und Gurken bekommen. Das sei die gesamte Mahlzeit für einen Tag gewesen. Schlafen mussten sie die folgenden Tage und Nächte auf Matratzen auf dem Boden. Diese seien feucht und weich gewesen.

Dennoch beschreibt Lifschitz die Bedingungen als sauber. Die Wärter hätten sich um „jedes Detail“ gekümmert. „Sie hatten alles, was Männer und Frauen brauchen - sogar Shampoo“, sagte die 85-Jährige. Alle paar Tage sei auch ein Arzt vorbeigekommen. Auf die Frage, warum sie während ihrer Freilassung einem Hamas-Kämpfer die Hand geschüttelt habe, antwortete Lifschitz: „Sie haben uns gut behandelt und sich um alle unsere Bedürfnisse gekümmert.“

Ihr Ehemann wird laut dem Büro des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu weiterhin vermisst. Laut Lifschitz Enkel seien beide Menschenrechtsaktivisten. Ihr Leben lang hätten sie sich für den Frieden eingesetzt.