Berlin. Der Nahe Osten gilt als Pulverfass, auch aktuell herrscht dort Krieg. Woher kommt der Hass auf Israel? Darum geht es im Nahost-Konflikt.
- Der Krieg im Nahen Osten tobt weiter
- Nach dem Angriff der Hamas marschierte Israel in den Gazastreifen ein
- Im Libanon führt Israel massive Angriffe gegen die Hisbollah
- Die Wurzeln des Nahost-Konfliktes reichen viel weiter zurück
Seit dem 7. Oktober 2023 tobt im Nahen Osten einmal mehr ein Krieg. An diesem Tag überfiel die islamistische Hamas den Staat Israel, sie tötete über 1000 Menschen und nahm Geiseln. Der angegriffene Staat reagierte mit einer umstrittenen Offensive im Gazastreifen, die zehntausende Menschenleben forderte. Der Konflikt dauert bis heute an. Zuletzt hat eine internationale Staatengruppe um die USA eine Feuerpause gefordert – um eine Freilassung der Geiseln zu erreichen und eine Friedenslösung zu verhandeln.
Der Krieg ist weiter eskaliert. Nach Angriffen auf die Hamas und die Hisbollah im Libanon wird auch deren erklärte Schutzmacht, der Iran, zunehmend in den Konflikt verwickelt. Nach gezielten Tötungen, zuletzt von einem Hamas-Führer mitten in Teheran, will der Iran Vergeltung üben. Es droht ein Flächenbrand.
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Das Ziel Israels: die Vernichtung der Hamas. Der Gazastreifen soll von der Herrschaft der Terrororganisation befreit werden. Doch betrachtet man den kompletten Nahost-Konflikt, ist Gaza ein Randproblem. Geografisch sowieso. Wie konnte es passieren, dass der kleine Streifen an der Mittelmeerküste zum Brennpunkt wurde? Wo liegen die Wurzeln des Nahost-Konflikts?
Kampf um Gaza: Die Wurzeln des Konflikts
Nach dem Ersten Weltkrieg erteilte der Völkerbund, die Vorläuferorganisation der Vereinten Nationen, Großbritannien das Mandat über Palästina, eine Region an der Ostküste des Mittelmeers. Weil Juden in die Gebiete strömten, kam es zu Spannungen mit der arabischsprachigen Bevölkerung.
1947 beschlossen die Vereinten Nationen, das Gebiet zu teilen: einen Staat für die Juden, einen für die arabische Bevölkerung. Die arabische Bevölkerung und viele Nachbarstaaten lehnten die Teilung ab. Es kam zum ersten arabisch-israelischen Krieg.
Streit um den Gazastreifen: Hamas will keine Aussöhnung
Israel konnte sich behaupten. Aber Jordanien annektierte das Westjordanland und Ägypten griff sich einen 40 Kilometer langen Streifen am Mittelmeer: Gaza. Bis Israel 1967 im Sechstagekrieg die Gebiete eroberte.
Das Osloer Friedensabkommen sah 1993 vor, dass den Palästinensern großteils die Autonomie in den israelisch besetzten Gebieten überlassen wird. Ministerpräsident Ariel Sharon übertrug ihnen in den Folgejahren die Kontrolle über Gaza ganz; zog seine Soldaten zurück und räumte israelische Siedlungen dort.
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Pulverfass Gaza: Viele Kriege, keine Perspektive
Doch durch den Rückzug wurde die radikale Widerstandsbewegung Hamas zum Machtfaktor. Eine Gruppe, die jede Aussöhnung mit Israel ablehnt, während der jüdische Staat sich mit seinen einstigen Kriegsgegnern arrangierte, mit Ägypten und Jordanien.
Die Hamas will keinen Ausgleich und ist eine Dauerbedrohung für den israelischen Staat. Die Region blieb ein Pulverfass. Allein in den letzten 20 Jahren kam es zu vier größeren Gazakriegen: 2008, 2012, 2014 und 2021. Der längste davon endete nach 21 Tagen.
Weder Zaun noch Iron Dome brachten Israel absolute Sicherheit
Die Israelis ertrugen gelegentliche Nadelstiche, zogen einen Hightech-Zaun um den Streifen und spannten einen Abwehrschirm, den Iron Dome, der sie gegen die meisten Raketenangriffe schützte. Sie glaubten, die Lage unter Kontrolle zu halten, und verteilten großzügiger denn je Arbeitserlaubnisse für Menschen aus dem Gazastreifen. Sie übersahen, dass die Hamas einen Angriff vorbereitet, technologisch wie militärisch aufgeholt hatte.
Jede Militäraktion gegen die Hamas hat sie geschwächt – jedoch nicht erledigt. Diesmal will Premier Benjamin Netanyahu „bis zum Sieg weitermachen“. Am Ziel hat sich nichts geändert, wiewohl es auch in Israel Widerspruch gibt. Die Freilassung der Geiseln hat für viele Vorrang.
Gefährlich ist derweil, dass die Sympathie für die Palästinenser und zum Teil auch für die Hamas in vielen arabischen und islamisch geprägten Ländern groß ist. Trotz des offiziellen Friedens mit Staaten wie Ägypten und Jordanien ist in der Bevölkerung die Ablehnung Israels groß.
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Kein Plan für die Zeit danach?
Verteidigungsminister Yoav Gallant legte einen Plan für die Zeit nach dem Krieg vor. Dann soll es weder „weder Hamas“ noch eine „israelische Zivilverwaltung“ geben. Anders als die USA sieht Israel auch nicht die von der Organisation Fatah dominierte Palästinensische Autonomiebehörde (PA) am Zuge. Offen ließ Gallant, wer die Nachkriegsakteure seien sollen.
Im Laufe des Krieges kam es zu weiteren Konfliktlinien. Mal übte Israel Kritik am Roten Kreuz, mal an der UNO, zumal Vorwürfe laut wurden, dass UN-Mitarbeiter sich am Massaker der Hamas beteiligt hätten. Es sind Organisationen, die man eigentlich braucht. Macht Israel Halt? Wird die Hamas besiegt? Wer sichert den Wiederaufbau? Letztlich gibt es mehr Fragen als Antworten.
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