Berlin. Schauspielerin Lisa Maria Potthoff über die Nachwehen ihres Stunt-Unfalls, Schocksituationen im Urlaub und die Zukunft der Eberhofer-Filme.
Mit der Reihe „Sarah Kohr“ (neue Folge am 9. September um 20.15 Uhr im ZDF) hat sich Lisa Maria Potthoff als eine der Actionheldinnen des deutschen Fernsehens etabliert. Doch das kann körperlich sehr schmerzhaft sein, wie die 46-jährige Schauspielerin erfahren musste. Auch im wahren Leben spielt sie unter Umständen die Heldin – nur nicht, wenn es um Fledermäuse geht. In einer etwas gemütlicheren Reihe – den „Eberhofer“-Filmen – muss sie derzeit allerdings pausieren. Umso größer ist die Vorfreude auf die neue Folge.
Die neue „Sarah Kohr“-Folge steht leider auch unter dem Vorzeichen Ihres Stunt-Unfalls, den Sie beim Dreh erlitten. Wie geht es Ihnen jetzt?
Lisa Maria Potthoff: Das alles ist jetzt acht Monate her. Mein Kreuzband und Meniskus sind noch nicht ganz wiederhergestellt. Ich habe noch mit Physiotherapie und Reha zu tun, aber ich will nicht klagen. Im September drehen wir den nächsten Film und müssen uns darauf einstellen, dass ich noch nicht alle Stunts drehen kann.
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Sie wagen sich in diesem Zustand schon wieder an Stunts?
Potthoff: Generell bin ich vorfreudig und will auf jeden Fall wieder Stunts drehen. Meine anderen Körperteile sind ja auch okay. Nur dem Knie vertraue ich noch nicht ganz. Wobei einem die Ärzte sagen, dass das künstliche Kreuzband eigentlich besser als das Original ist.
Lisa Maria Potthoff: „Als Privatperson suche ich nicht das Risiko“
In welcher Szene ist das eigentlich passiert?
Potthoff: Es gibt eine Kampfszene, wo meine Figur über den Schreibtisch geworfen wird. Einen potenziell gefährlichen Sprung im Kampf hat mein Stuntdouble davor für mich gemacht. Bei dieser eigentlich harmlosen Bewegung, bei der auch eine weiche Matte unter dem Tisch lag, bin ich dumm gefallen.
Sind Sie eigentlich ähnlich gepolt wie Sarah Kohr?
Potthoff: Nein, sie ist eher ein Gegenpol. Als Privatperson suche ich nicht das Risiko. Mein Beruf ist aufregend genug. Ich bin keine Fallschirmspringerin, denn ich habe Höhenangst. Und beim Skifahren bleibe ich brav auf der Piste. Aber diese Frau hat ja auch eine ganz andere Biografie als ich, deshalb wird sie anders als ich von einer subtilen Todessehnsucht heimgesucht.
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Hatten Sie, als es damit losging, die Actionheldinnen des Kinos als Vorbilder?
Potthoff: Ich fand Sigourney Weaver in den „Alien“-Filmen toll und auch Linda Hamilton in den „Terminator“-Filmen. Aber ich würde nicht sagen, dass es Vorbilder für Sarah Kohr sind.
Potthoff über Vorfall in Venedig: „Es war grauenhaft“
Sie wollten also nicht mit der Figur der Sarah Kohr in diese Fußstapfen treten?
Potthoff: Nicht wirklich. Ich hatte vorher einen ARD-Film gedreht, wo ich einen langen Stunt ohne Double kämpfen sollte. Danach kam die Anfrage des ZDF, ob wir aus einem Film eine Reihe mit einer weiblichen Ermittlerfigur entwickeln wollen. Damals war das schon etwas Besonderes. „Der letzte Kronzeuge“ war eher Thriller als Krimi und hat eine klassische Heldenreise erzählt. Das heißt, der Held begibt sich ins Zentrum des Geschehens und riskiert dabei sein Leben. Und ich dachte mir: Das ist doch cool. Eigentlich würde man annehmen, dass das ein Mann spielt, aber es ist für eine Frau gedacht.
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Sind Sie privat auch eine Heldin auf Ihrer Reise?
Potthoff: Dazu kann ich Ihnen zwei widersprüchliche Geschichten erzählen.
Fangen wir doch mit der ersten an ...
Potthoff: Ich war vor kurzem mit meinen beiden Mädchen in Venedig. In einem verwunschenen kleinen Gässchen haben wir gesehen, wie ein aggressiver Hund einen kleinen Jungen angefallen hat. Es war grauenhaft. Ich bin sofort zu dem Jungen gesprungen, um diesen Hund zu stoppen, weil ich dachte, dieses Kind wird totgebissen. Gott sei Dank kam mir ein Polizist zuvor und hat sich das Kind geschnappt. Aber es hat mir gezeigt: In Stress- oder Schocksituationen erstarre ich also nicht, sondern überlege, was zu tun ist.
Und Sie haben dann dieses Monster heldenhaft gestoppt?
Potthoff: Das dann doch nicht. Der Polizist hat das Kind hochgehalten und versucht, den Hund wegzutreten. Der wurde dann auch noch gebissen. Aber gleichzeitig kamen alle möglichen Leute mit Besenstielen aus den Häusern und haben den Hund weggejagt. Das alles fühlte sich wie ein Traum an.
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Und die zweite Geschichte?
Potthoff: Wir waren direkt danach mit Freunden in einem Haus in Umbrien. Eine meiner Töchter lag schon im Bett. Als ich zu ihr ins Zimmer ging, habe ich festgestellt, dass sich eine Fledermaus dorthin verirrt hatte. Und ich stand dann mit meiner Freundin zitternd vor dem Zimmer meiner Tochter und wir haben es nicht geschafft, das Zimmer zu betreten. Eine halbe Stunde lang haben wir panisch beraten, wie wir das Problem lösen, bis die Fledermaus von alleine rausgeflogen war.
Bei dem Hund, der definitiv gefährlicher war, war ich mutig. Und bei der Fledermaus habe ich jegliches Klischee einer Heulsuse und eines Angsthasen erfüllt. Ich fand es sehr interessant, aber auch irgendwie frustrierend, mich selbst so kennenzulernen.
Potthoff über Eberhofer-Filme: „Man weiß nicht, wann man die Zuschauer übersättigt“
Sie haben es in Ihrer Karriere auch noch mit einem sehr bekannten Antihelden zu tun. Bedauern Sie es eigentlich, dass Sie dieses Jahr nicht mit einem neuen Eberhofer-Film präsent sind?
Potthoff: Ich antworte mit einer Metapher: Wenn bei uns zu Hause der Süßigkeitenschrank leer ist, dann ist die Empörung der Kinder groß. Sie denken, sie halten es nicht aus. Aber letztlich ist die Vorfreude die schönste Freude. Und einen Tag später ist es noch schöner.
Was ich also sagen will, ist: Ich hätte mich gefreut, wenn wir dieses Jahr einen Eberhofer gedreht hätten. Vom Herzen her könnte ich jedes Jahr einen machen. Aber es ist manchmal auch ganz gut, eine Pause zu machen. So lässt mir das Zeit für andere Projekte und es hätte auch das Jahr noch voller gemacht, als es jetzt schon ist. Abgesehen davon weiß man nicht, wann man die Zuschauer übersättigt. Wir drehen dafür nächstens Jahr einen neuen, der 2026 ins Kino kommt.
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Und Ihre Kollegen – haben Sie die vermisst?
Potthoff: Wir sind uns ja sehr wohlgesonnen, also treffen wir uns eben privat. Da läuft dann nur keine Kamera, und dann ist das eben ein bisschen anders – und entspannter – als am Set.