Siegen. Auch Gewerbegebiete Herrenwiese, Leimbachtal und Martinshardt betroffen. Stadt hält nichts von „Flexbussen“ und Schulzeitenstaffelung.
Die Stadt Siegen äußert massive Einwände gegen den Entwurf des Nahverkehrsplans für den künftigen Busverkehr im Kreisgebiet. Darin geht es insbesondere um die beabsichtigte Umstellung auf Anforderungsverkehre („On Demand“) außerhalb der Hauptstrecken. Den beteiligten Ausschüssen und dem Rat empfiehlt die Verwaltung, den Nahverkehrsplan abzulehnen.
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Das ändert sich für Siegen
Siegen ist durch die Änderung des SB 4 betroffen, die über Burbach hinaus zur Kalteiche verlängert und von Zwei- auf einen Ein-Stunden-Takt verdichtet werden soll. Neu geplant ist eine SB 6 von Freudenberg über Siegen und Netphen nach Hilchenbach. Die R 12 nach Wilnsdorf bekommt ab Niederdielfen eine neue Streckenführung. Die R 13 fährt ab Gernsdorf nicht mehr nach Wilnsdorf, sondern über Irmgarteichen und Hainchen nach Werthenbach. Die R 14 über Obersdorf und Eisern nach Wilnsdorf wird durch eine R 15 über Eisern und Wilnsdorf nach Rudersdorf ersetzt. Die R 16 nach Hainchen fährt nicht mehr über den Haardter Berg und Werthenbach. Eine neue R 18 soll von Weidenau über den Haardter Berg nach Brauersdorf fahren. Die R 25 fährt künftig über Eisern, Wilnsdorf und Holzhausen nach Oberdresselndorf.
Auch für die Citybusse sind Änderungen geplant. Die C 107 fährt ab Giersberg nicht mehr nach Weidenau, sondern in die Dreis-Tiefenbacher Reichspfad-Siedlung. Den Weidenauer Giersberg bedient stattdessen eine neue Linie C 108. Die C 116 von Siegen zum Wellersberg fährt künftig nicht zu Weidenauer ZOB, sondern in die Dautenbach und zum neuen Wohngebiet an der Dicken Eiche weiter. Gestrichen werden die Linien nach Seelbach und Trupbach, Sohlbach und Buchen und nach Obersetzen.
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Der Uni-Express wird auf die Linie UX 1 im 15-Minuten-Takt konzentriert. Die Busse zum Campus AR auf dem Haardter Berg fahren ohne Halt vom Siegener ZOB bis Weidenau Krankenhaus. Weidenauer ZOB bedient die UX 2 von Langenholdinghausen über Geisweid zum Campus AR.
Der Flexbus ist neu. Er kommt auf Bestellung innerhalb von 60 Minuten und bringt Fahrgäste zum nächsten Umsteigepunkt zum regulären Linienverkehr: in Eiserfeld und Niederschelden zu den Haltestellen Eiserfeld Ortsmitte, Eiserfeld Bahnhofsvorplatz und Niederschelden Ortsmitte, in Buchen, Niedersetzen und Obersetzen, Kölsbachsiedlung und Hüttental nach Buschhütten Achenbach und zum ZOB Geisweid, vom Gewerbegebiet Herrenwiese, Tiergarten und südlichem Haardter Berg zum ZOB Weidenau, von Trupbach und Seelbach sowie vom Heidenberg und aus Achenbach zum ZOB Siegen, vom Leimbachtal zum ZOB Siegen oder nach Siegen Koblenzer Straße, von Breitenbach, Volnsberg und Feuersbach nach Kaan-Marienborn Ortsmitte, Deuz Ortsmitte und Niederdielfen Brücke.
Dafür entfallen die Linien C 109, C 113, C 117, C 133, C 135, L 120, L 124, L 131 und L 136.
Das sagt die Stadt dazu
„Die Überführung des regulären Linienverkehrs der Ortsteile Buchen, Sohlbach, Niedersetzen, Obersetzen, Volnsberg, Breitenbach, Seelbach und Trupbach in einen On-Demand-Verkehr widerspricht aus Sicht der Stadt Siegen den Zielen zur Verbesserung des ÖPNV“, heißt es in der Stellungnahme der Verwaltung. Fahrgäste müssten öfter umsteigen und ihre Fahrten konkret planen. „Dadurch verliert der ÖPNV-Nutzer Flexibilität und die spontane Entscheidung, den ÖPNV nutzen zu können.“ Als Alternative will die Stadt vorschlagen, zumindest einen ausgedünnten regulären Linienbetrieb aufrechtzuerhalten und diesen durch Bedarfsverkehre zu ergänzen.
„Vor dem Hintergrund des massiven Problems mit Elterntaxen ist dies kein gutes Zeichen.“
„Der On-Demand-Verkehr scheint kein geeignetes Mittel, um den ÖPNV in ineffizienten Bereichen zu stärken“, heißt es in der Stellungnahme der Abteilung Stadtentwicklung. „Hierzu sind Vorlaufzeiten für die potenziellen Fahrgäste erforderlich, spontane Fahrten sind nicht möglich und die betreffenden Bereiche werden als ‚abgehängt“ stigmatisiert.“ Vor allem die vielen älteren Fahrgäste würden mit der Umstellung Schwierigkeiten bekommen. „Obwohl in dem Konzept erwähnt wird, dass sich die Anbindungsqualität für den gesamten Kreis verbessern würde, sind für einen Großteil des Siegener Stadtgebietes Verschlechterungen geplant. Eine solche Verschlechterung ist nicht im Sinne der Stadtentwicklung.“ Besonders Schulstandorte seien künftig schlechter angebunden. „Vor dem Hintergrund des massiven Problems mit Elterntaxen ist dies kein gutes Zeichen.“
Die Wirtschaftsförderung der Stadt kritisiert, dass für die Gewerbegebiete Martinshardt und Leimbachtal nur Flexbusse vorgesehen sind. Eine optimierte Erreichbarkeit der Gewerbegebiete Oberes Leimbachtal, Martinshardt I und II durch die Anbindung an den regulären Linienverkehr mit zusätzlichem On-Demand-Angebot erhöht die Attraktivität der Gewerbegebiete für bestehende und potenzielle Unternehmen und stellt mittlerweile ein gewichtiges Argument bei der Akquisition von Fachkräften dar.“ Die Abteilung Umwelt und Klima äußert sich ähnlich: „Das Gewerbegebiet ist als klimaeffizientes Gewerbegebiet geplant und soll auch im Themenfeld Mobilität eine Vorreiterrolle einnehmen. Dies ist bei insgesamt ca. 2.500 Beschäftigten im Gesamtgebiet nur mit einem verlässlichen ÖPNV im Liniennetzbetrieb (zumindest im Berufsverkehr) möglich.“
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Die Abteilung Straße und Verkehr vermisst eine Planung für die Zeit des Neubaus der Hufeisenbrücke. Über drei Jahre werden dann keine Busse zwischen Siegener ZOB, Busbereitstellungsplatz und Freudenberger Straße fahren können.
Die Abteilung Schule äußert Bedenken gegen die vorgeschlagenen Schulzeitenstaffelungen. Der Rechtsanspruch auf Betreuung werde um 8 Uhr beginnen. Busfahrpläne dürften such daher nicht an dem bis 8.30 Uhr möglichen Unterrichtsbeginn orientieren. In Schulen im Verbund oder mit mehreren Standorten seien unterschiedliche Schulbeginn- oder –endzeiten „weder vorgesehen noch im Schulalltag umsetzbar“. Der Nahverkehrsplan sehe Verschiebungen von 20 Minuten früherem bis 20 Minuten späterem Unterrichtsbeginn vor „ Hier muss die Frage gestellt werden, ob sich ernsthaft mit den Vorgaben zu Unterrichtszeiten wie auch zum Ganztag auseinandergesetzt wurde.“
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