Siegen. Seit einem Jahr gibt es das Deutschlandticket. Für Fahrgäste auf dem Land ist das kein Hit. Und die Verkehrsbetriebe machen damit Verlust.

Am 1. Mai jährt sich die Einführung des Deutschlandtickets. „Zum Gelingen der Verkehrswende, die eine der wichtigen Stellschrauben zur Klimarettung darstellt, ist neben einem preisgünstigen übergreifenden Ticket aber mehr nötig“, stellt die Westfalentarif GmbH in einer Pressemitteilung fest, „dafür unumgänglich: Angebotsverdichtung, Takterhöhung, Infrastrukturausbau, intelligente Organisation und langfristige Finanzierungssicherung des Nahverkehrs bei gleichzeitiger Effizienzsteigerung.“

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Dagegen stehe der massive Rückgang der Fahrgeldeinnahmen durch das Deutschlandticket – im Westfalentarif, den über 60 Verkehrsunternehmen in 16 angeschlossenen Kreisen und drei kreisfreien Städten anwenden, belaufe sich der Einnahmenverlust auf rund ein Drittel. Nur knapp neun Prozent der D-Ticket-Inhaber in Westfalen sind echte Neukunden, die neu in den ÖPNV einsteigen. „Die Schwächen im ÖPNV-Angebot lassen einen häufigeren Ticketerwerb unattraktiv erscheinen. Wo kein entsprechendes Verkehrsangebot herrscht, lohnt sich ein Deutschlandticket-Erwerb auch nicht“, stellt die Tariforganisation fest. Ähnliche Erkenntnisse gibt es bundesweit. 82 Prozent der in kleinstädtischen, dörflichen Gebieten lebenden Menschen besitzen kein D-Ticket. Von den aktuellen ÖPNV-Nutzern, die kein Deutschlandticket besitzen, finden 57 Prozent, dass das Ticket kein guter Grund ist, das Auto stehen zu lassen.

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Entweder höherer Ticketpreis oder mehr Zuschüsse

„Nur wenn Bund und Länder die Einnahmeverluste der Verkehrsunternehmen aus dem Verkauf des Deutschlandtickets weiterfinanzieren oder den politischen Mut aufbringen, den Ticketpreis anzuheben, kann die Zukunft des Deutschlandtickets als gesichert gelten“, stellt Westfalentarif fest. „Kürzungen im ÖPNV-Angebot, um ein günstiges Ticket weiter zu finanzieren, sind dagegen kein sinnvoller Lösungsansatz.“ Einen Flickenteppich aus Regionen, die das Deutschlandticket fortführen, und solchen, die sich das nicht leisten können, gelte es zu vermeiden. Überdies gebe ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs die Nahverkehrsfinanzierung nach Kassenlage nicht her: Bund und Länder müssen den Einnahmeausfall der Verkehrsunternehmen für die staatlich gewollte Tarifabsenkung auf derzeit monatlich 49 Euro für das Deutschlandticket kompensieren.

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Beim Jobticket noch Luft nach oben

Ein Teil der entstehenden Einnahmeverluste der Verkehrsunternehmen lasse sich durch eine verstärkte Neukundengewinnung ausgleichen. Je höher die ÖPNV-Zufriedenheit, desto höher der Anteil der Deutschlandticket-Besitzer, stellt Westfalentarif fest. „Je besser das ÖPNV-Angebot, desto mehr Neukunden gibt es.“ Gelegenheitsfahrer nutzen das Ticket nur ab und an für Freizeitaktivitäten. Zusätzliche Anreize wie das Deutschlandticket für Berufspendler bieten einen Ausgleich. Während das Deutschlandticket Schule und das Deutschlandsemesterticket eine weite Verbreitung im Westfalentarif gefunden haben, besteht in einigen Regionen im Rahmen des Jobtickets noch Spielraum nach oben. Bei Alternativangeboten zum Dienstwagen gilt dies ebenso. Mit einem Mobilitätsbudget, so das Bündnis für nachhaltige Mobilitätswirtschaft, könnten Arbeitnehmer ihre bevorzugten nachhaltigen Fortbewegungsmittel frei zusammenstellen und z.um Beispiel Bike- und Carsharing-Angebote einbeziehen.

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