Siegen. Statt Stellflächen Quartiersgaragen, bunter Mix von Ein- bis Mehrfamilienhäuser, Spielplätze, Kita, Parks: Optionen für Siegens Vorzeige-Quartier

Es gibt drei Varianten. Und mit dem Verkehr könnte es Probleme geben, auch wenn die Ampelschaltungen noch angepasst werden: Mit erhöhtem Rückstau sei zumindest in den Stoßzeiten zu rechnen, wenn das künftige Wohngebiet auf dem Wellersberg fertig ist. Wie das aussehen könnte, hat das Darmstädter Architekturbüro „prosa“ im Auftrag von „NRW.Urban“ (Landes-Unternehmen für Stadtentwicklung) für die Stadt Siegen erarbeitet. Eine Variante wird dabei empfohlen. Was nicht bedeutet, dass es so aussehen wird: Erst mit einem politischen Beschluss wird ein vertiefender städtebaulicher Entwurf konkret; dazu braucht es unter anderem ein aktualisiertes Verkehrsgutachten.

+++Mehr Nachrichten aus Siegen und dem Siegerland finden Sie hier!+++

Wie berichtet übernimmt die Landestochter NRW.Urban zur Entlastung der Kommune die Entwicklung auf dem Gelände des ehemaligen Munitionsdepots der belgischen Streitkräfte auf dem Wellersberg. Insgesamt rund zehn Hektar Siedlungsraum entstehen auf der bislang nicht zugänglichen Fläche. Deren Vorarbeit wurde mit Politik und Verwaltung abgestimmt, die die Kontrolle behalten; nun sollen die nächsten Schritte eingeleitet werden. Eine Vorzugsvariante als Grundlage für die nun vorgelegten Pläne war im Juni 2022 beschlossen worden, seither wurden unter anderem die Topografie überprüft, das Verkehrsgutachten erstellt und die drei Varianten erarbeitet: Die ähneln sich stark, Unterschiede gibt es vor allem bei der Verteilung der Gebäude auf dem Gelände und bei der Verkehrserschließung. Auch hier zeichnet sich ein Favorit ab, der bei Zustimmung des Rates am 29. Mai, weiter ausgearbeitet wird. Was die Verwaltung „dringend empfiehlt“: Denn Siegen brauche weitere Flächen für Wohnraum, der von „breiten Schichten der Bevölkerung“ bezahlt werden kann - und die sind rar.

Städtebau: Siegen will zukunftsweisendes, modernes, nachhaltiges Wohngebiet

Die Gebäude selbst sind gemischt: freistehende Einfamilienhäuser, Reihenhäuser, Mehrfamilienhäuser, Doppelhaushälften, zwei- bis dreigeschossig, mit Flach-, Sattel- oder Staffelgeschossen. Angesetzt sind 225 Wohneinheiten (52.270 Quadratmeter Nettobauland vermarktbare Fläche): Ursprünglich waren 300 bis 400 als Orientierungswert angegeben worden, um aber die Wellersbergstraße nicht zu überlasten, wurde diese Zahl durch weniger Mehrfamilienhäuser verringert. Das spiegelt laut Vorlage auch den Bedarf auf dem Siegener Wohnungsmarkt wieder: Die Nachfrage nach bezahlbaren Baugrundstücken sei hoch.

So könnte es aussehen: Das künftige Wohnquartier auf dem Siegener Wellersberg soll sich harmonisch in die Landschaft einfügen, so die Planer.
So könnte es aussehen: Das künftige Wohnquartier auf dem Siegener Wellersberg soll sich harmonisch in die Landschaft einfügen, so die Planer. © Stadt Siegen | Architekturbüro prosa

Neben selbstgenutztem Eigentum sollen Miet- und öffentlich geförderte Wohnungen (Sozialer Wohnungsbau) berücksichtigt werden. Bei letzterem wurde der Anteil auf mindestens 30 Prozent festgelegt. Durch die unterschiedlichen Gebäudetypen sollen unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden; Familien und Singles genauso wie Senioren und Menschen mit Behinderung.

Oberhalb der DRK-Kinderklinik Siegen beginnt das Quartier Ost (heutiger Sportplatz), der Hauptbereich erstreckt sich auf dem Gelände des ehemaligen Munitionsdepots (erkennbar in dunkelgrün im Wald).
Oberhalb der DRK-Kinderklinik Siegen beginnt das Quartier Ost (heutiger Sportplatz), der Hauptbereich erstreckt sich auf dem Gelände des ehemaligen Munitionsdepots (erkennbar in dunkelgrün im Wald). © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Mit all dem soll auf der ehemaligen Militärbrache nicht nur ein attraktives, sondern zukunftsweisendes und nachhaltiges Wohnquartier entstehen, das Wohnen, Freizeit und Arbeiten (insbesondere im „Quartier Ost“ mit Handel- und Büroflächen) verbindet. Der innovative Charakter wird vor allem bei nachhaltiger Bauweise und Energieversorgung betont.

Freiraum: Spielplätze, Grüne Mitte, Kita und Nahversorgung im Siegener Wohngebiet Wellersberg

Der Bewuchs im Gebiet soll so weit wie möglich erhalten, einen „grünen Rahmen“ um das Quartier bilden und durch viele Grünflächen (Quartiersplätze) im Wohngebiet selbst ergänzt werden („Grüne Mitte“). Im Norden schließt sich Richtung historischer Tiergarten ein „Wellersbergpark“ nebst Wanderparkplatz an, der von weiter unten hochverlegt wird; das Naherholungsgebiet soll weiter wie bisher für alle erreichbar sein. Mehrere Spielplätze sind geplant; im „Haupt-Quartier“ westlich der Panzerstraße (heutiges Munitionsdepot) ebenso wie östlich auf der Fläche des heutigen Sportplatze (Quartier Ost). Dort sollen auch eine Kita und Büroflächen entstehen.

Verkehr: Das neue Wohngebiet Wellersberg soll autoarm werden - mehr Aufenthaltsqualität

Ziel ist ein „lebenswertes, gemischtes Quartier“ mit möglichst wenig Verkehr im öffentlichen Raum - Aufenthaltsqualität soll im Fokus stehen. Außerdem spart das Platz, Lärm und Emissionen, verringert die Gefahren durch Straßenverkehr. Dazu sollen vier barrierearme Quartiersgaragen mit Aufzügen führen, die so auf dem Areal verteilt sind, dass man von dort jede Wohneinheit fußläufig gut erreichen kann (150 Meter). Ein wesentlicher Teil des Verkehrs müsse so nicht mehr über die Panzerstraße ins Quartier geführt werden, das „autoarm“ werden soll - kein gänzlicher Verzicht, aber Alternativen werden gefördert. Dies sei ein „städtebaulicher Mehrwert“, der allerdings wohl hohe Kosten verursachen dürfte. Private Stellplätze auf den jeweiligen Grundstücken sind generell nicht vorgesehen - Bedarfsparken in besonderen Fällen soll aber natürlich auch dauerhaft möglich sein, etwa für Personen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Außerdem könnten hier auch Post-Depots eingerichtet werden, Mehrzweckräume (wie Fahrradreparaturstationen), auf Flachdächern sind auch Spiel- und Erholungsflächen denkbar.

+++Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook!+++

Die Anfahrt zum Quartier erfolgt über die Panzerstraße, oberhalb der DRK-Kinderklinik, eine „grüne Kante“ aus Bäumen und anderen Gehölzern schirmt die Wohnbebauung von der Straße ab. Mehr als eine Bushaltestelle wird empfohlen.