Hilchenbach. Der Entwurf für Hilchenbachs Stadtentwicklung bis 2040 liegt auf dem Tisch. Nun werden Bürger und Behörden nach ihrer Meinung gefragt.

40 Mal ist der Hilchenbacher Flächennutzungsplan geändert worden, seit ihn der Rat 1975 verabschiedet hat. Das hat ihn nicht nur unübersichtlich, sondern auch unhandlich gemacht – in vordigitalen Zeiten wurden die geänderten Bereiche jeweils überklebt. Nun liegt der Entwurf für einen komplett neuen Plan vor, der eine „nachhaltige Stadtentwicklung“ bis 2040 skizziert.

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Heute: Mehr Arbeit, weniger Einwohner

Von den 8112 Hektar Hilchenbacher Gemarkung sind 71,2 Prozent mit Wald bestanden und weitere 12,7 Prozent Äcker, Wiesen und Weiden. 611 Hektar sind Wohnbaufläche, 384 Hektar Industrie- und Gewerbefläche. Seit 2007 hat Hilchenbach 1485 Einwohner verloren, ein Rückgang um 8,9 Prozent auf 15.214 Ende 2022.

Die Anzahl der Wohnungen stieg seit 2011 um circa 190 auf 7.234 Wohnungen an. Die durchschnittliche Wohnfläche blieb mit einem Anstieg auf 102,85 Quadratmeter beinahe unverändert, deutlich mehr als im Durchschnitt des Kreises Siegen-Wittgenstein (95,9 Quadratmeter) und des Landes NRW (90,9  Quadratmeter).  71,7 Prozent der Wohnungen befinden sich in Ein- und Zweifamilienhäusern (Land: 41 Prozent, Kreis: 62,5 Prozent).

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Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist seit 2008 um 13,9 Prozent gewachsen (Land: 25,2 Prozent, Kreis: 18,2 Prozent). Größter Arbeitgeber ist das produzierende Gewerbe mit einem Anteil von 61,6 Prozent (Land: 25,2 Prozent, Kreis: 38,8 Prozent). 62 Prozent der Beschäftigten kommen als Einpendler nach Hilchenbach (2011: 59,8 Prozent), 70,5 Prozent der Hilchenbacher arbeiten auswärts (2011: 63,7 Prozent).

Wohnen: zu viel – Gewerbe: zu wenig

Bis 2038 werden der Stadt Hilchenbach von der Bezirksregierung sechs Hektar Bedarf an Wohnbaufläche zugesprochen, das sind 9,8 Hektar mehr, als sie derzeit im Flächennutzungsplan ausweist. An Gewerbeflächen braucht die Stadt zwölf Hektar, bisher ausgewiesen sind 6,8 Hektar, so dass noch 5,2 Hektar auszuwählen sind.

Als neue Wohngebiete werden aktuell noch - so der Beschluss des Rates - Pläne für Rehberg in Allenbach, Am Höchsten 2 in Dahlbruch, Kleefeld in Hadem, Steimel 2 in Vormwald und Streitfelder in Hilchenbach weiter verfolgt. Das sind immer noch 6,3 Hektar zu viel. „Der entsprechende »Auswahlprozess« soll nach Beteiligung der Träger öffentlicher Belange sowie der Öffentlichkeit im weiteren Verfahren fortgeführt werden“, heißt es dazu in der Begründung des jetzt vorgelegten Vorentwurfs. Gegenüber dem geltenden Flächennutzungsplan werden 32,9 Hektar Wohnbauflächen zurückgenommen, die künftig überwiegend als Grünflächen oder Flächen für die Landwirtschaft genutzt werden. Im Entwurf des Regionalplans ist allerdings nur das Gebiet Am Höchsten in Dahlbruch berücksichtigt, außerdem eine Fläche in der Müsener Ortsmitte unterhalb des Lohbergs, die der Hilchenbacher Rat bereits abgelehnt hat. „Für neue Entwicklungen im Stadtgebiet verbleiben lediglich untergeordnete Möglichkeiten“, folgert der Bericht zum Entwurf des Hilchenbacher Flächennutzungsplans.

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Als künftige Gewerbegebiete im Rennen sind Insbach 2, der Bereich um die Dirt-Bike-Anlage am Mühlenweg und die Lützeler Heide. So hat es der Rat im Februar beschlossen. Das sind allerdings 10,4 Hektar mehr, als der Stadt zuerkannt wurden – sie wird also noch Abstriche machen müssen. 29,7 Hektar, die im alten Flächennutzungsplan noch als Gewerbeflächen vorgesehen waren, werden nun als „gemischte Bauflächen“, also auch für Wohnzwecke Grünflächen oder Flächen für die Landwirtschaft dargestellt. Auch hier sieht der Entwurf des übergeordneten Regionalplans anders aus: Das Gewerbegebiet in Lützel entfällt, und auf der „Insbach 2“ verläuft die Trasse der Hilchenbacher Südumgehung, die im Verlauf der Ortsumgehungskette von Kreuztal nach Schameder gebaut würde („Route 57“).

Hilchenbachs Baudezernent Michael Kleber ist zuversichtlich, dass die Stadt die Bezirksregierung von ihren Vorstellungen überzeugen kann. „Die Gespräche waren sehr konstruktiv.“ Kleber weist darauf hin, dass der Bürger- und Behördenbeteiligung eine Überarbeitung und eine Offenlage mit erneuter Beteiligungsmöglichkeit im nächsten Jahr folgen wird. „Wir sind noch ganz am Anfang.“

Regionalplan umstritten

Der künftige Regionalplan ist für Hilchenbach vor allem wegen der Wohn- und Gewerbegebiete und der Windenergiebereiche von Bedeutung. Sollten die geplanten Standorte für die sieben Windräder des neuen Windparks Rothaarwind 2, der östlich der vorhanden fünf Anlagen auf der Lümke entstehen soll, nicht vorgesehen werden, will die Stadt Hilchenbach dort selbst ein „Sonstiges Sondergebiet“ im Flächennutzungsplan ausweisen. Der Bauantrag ist ohnehin längst gestellt: „Wir rechnen täglich mit der Genehmigung“, sagt Baudezernent Michael Kleber.

Das Verfahren für den Regionalplan stockt allerdings erneut. Stellungnahmen von 116 Verfahrensbeteiligten sowie 4.500 Einwendungen aus der Öffentlichkeit seien eingegangen und in 41 Einzelerörterungsterminen behandelt worden, teilt die Bezirksregierung jetzt mit. Da sich „wesentliche Änderungen des Planentwurfs ergeben werden“, werde eine erneute öffentliche Auslegung des weiterentwickelten Planentwurfs mit der Möglichkeit einer erneuten Stellungnahme zu diesen Änderungen erforderlich. Die für den 20. August geplante Sondersitzung des Regionalrates sei „angesichts des Umfangs der Arbeiten für die Überarbeitung des Planentwurfs nicht haltbar“. Der Termin wurde auf den 29. Oktober verschoben. „Der für das Frühjahr 2025 vorgesehene endgültige Aufstellungsbeschluss des Regionalrates ist dennoch weiterhin fest eingeplant“, heißt es aus Arnsberg.

Nicht mehr im Flächennutzungsplan erscheinen Wochenendhausgebiete in Lützel und Helberhausen, die Planungen wurden aufgegeben. Dagegen sind nun das Pflegehotel Addeberg (früher: Richard-Martin-Haus), die in der Insbach geplante Freiflächen-Photovoltaikanlage, die „neue“ Liftschänke auf dem Giller und das Dahlbrucher Einkaufszentrum als neue Sondergebiete ausgewiesen. Als weiterer Standort für eine neue Kita wird erstmals eine Fläche am Schwanenweiher in Hilchenbach dargestellt. In der Reihe der sozialen Einrichtungen erscheint das Haus Dammstraße 5 in Hilchenbach als Flüchtlingsunterkunft; dort betreibt derzeit die rechtsextremistische Partei „Der 3. Weg“ einen Stützpunkt. Angepasst wird die Darstellung des Stadtwalds auf dem Herrnberg, der jetzt Begräbniswald ist: Im Flächennutzungsplan ist er nun „Grünfläche mit der Zweckbestimmung Friedhof“.

Einzelhandel: Noch Reserven

Für den Einzelhandel werden im Erläuterungsbericht des Flächennutzungsplans „potenzielle Entwicklungsflächen, die jedoch bisher nicht durch entsprechende Ansiedlungen in Anspruch genommen wurden“, genannt: die Erweiterung des Gerberparks in Richtung Seniorenzentrum, das Gelände südlich des Bahnhofs, das Dreieck Friedrich-Ebert-Straße/Bruchstraße/Trift gegenüber dem Bahnhof und der Bereich östlich des Netto-Markts an der Rothenberger Straße, auf dem allerdings Wohnhäuser stehen. „Im Rahmen der Neuaufstellung des FNP soll keiner der Ergänzungsstandorte konkret entwickelt werden“, heißt es dazu ausdrücklich. Erweiterungsmöglichkeiten sollen dagegen Lidl und Nahkauf in Dahlbruch und dem „kleinen Konsum“ in Müsen zugestanden werden, „um kurzfristig und mittelfristige Wegfälle der Nahversorger zu vermeiden.“

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