Hilchenbach. Unter den „neuen“ Wohngebieten sind sich vor Jahrzehnten begrabene alte Ideen. Für Gewerbegebiete gibt es neue Standorte, die Zündstoff bergen.

Sieben neue Wohngebiete und fünf mögliche Gewerbegebiete stehen für Hilchenbach zur Diskussion. Die Weichen dafür werden im neuen Flächennutzungsplan gestellt. Eine Vorauswahl trifft der Infrastrukturausschuss am Mittwoch, 14. Februar, ab 17 Uhr im Ratssaal.

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Auf dem Tisch liegen Vorschläge, die die ersten Sichtungen bereits überstanden haben. Im März soll der erste Entwurf des Flächennutzungsplans vorgestellt werden, im Sommer soll die Öffentlichkeit dazu Stellung nehmen können. Fest steht aber jetzt schon, dass die Stadt eine Auswahl treffen müssen wird. Bei den vorgeschlagenen Wohnbauflächen stehen allein in der ersten Priorität 15,2 Hektar. Neu ausweisen soll die Stadt nach dem Willen der Bezirksregierung allerdings nur 3,8 Hektar. So viel bleibt übrig, wenn die noch vorhandenen Reserven berücksichtigt werden. Ähnlich sieht es bei den Gewerbegebieten aus: 15,3 Hektar in der ersten Priorität, 8,9 Hektar sind für die nächsten 15 Jahre anerkannt.

Um diese Gebiete geht es:

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Wohnen

1 Rehberg: 1. Priorität, 0,7 Hektar: Schon 2001 stand das Gebiet in Haarhausen oberhalb der Brunnenstraße auf der Tagesordnung. Die Planung blieb stecken, vor allem auch wegen des erforderlichen Ausbaus der Brunnenstraße, den die Anlieger – damals, als der Paragraf des Kommunalabgabengesetzes noch galt – hätten bezahlen müssen. Das von der Stadt beauftragte Planungsbüro hält das Gebiet für „gut geeignet“ und „kurzfristig realisierbar“.

2 Am Höchsten 2: 1. Priorität, 5,3 Hektar: Ein schon vor Jahrzehnten angefangener Bebauungsplan für ein Gebiet oberhalb der Hochstraße in Dahlbruch. Die Planer halten das Gebiet für „gut geeignet“ und empfehlen, es „vorrangig zu entwickeln“.

3 Im Kleefeld: 1. Priorität, 2,4 Hektar: der Hang nördlich der Ferndorfstraße zwischen Hadem und Helberhausen, eine weitere Jahrzehnte alte Idee. Das Gebiet würde das Baugebiet Auf dem Falschet nach Osten fortsetzen. Einschätzung der Planer: „Bedingt geeignet“ und „mittelfristig zu entwickeln“. Sie weisen darauf hin, dass der Entwurf des neuen Regionalplans hier nicht mehr Siedlungsbereich, sondern Freiraum- und Agrarbereich vorsieht.

4 Steimel 2: 1. Priorität, 6,8 Hektar: Eine seit Beginn des Jahrtausends diskutierte Erweiterung der Steimel-Siedlung in Vormwald. „Bedingt geeignet“, sagen die Planer, „mittelfristig entwickelbar“. Auch dieses Gebiet wird im Entwurf des Regionalplans von Siedlungs- zu Freiraumbereich umgestuft.

5 Streitfelder: 2. Priorität, 2,3 Hektar: Das Gebiet am Waldrand oberhalb der Nassauischen Straße auf der Wilhelmsburg steht seit über 20 Jahren als „Filetstück“ für „exklusive Bebauung“ immer wieder, zuletzt 2015, auf der Tagesordnung. 2001 trat eine Bürgerinitiative „Rettet den Steimelkamm“ dagegen auf, 2011 legte der Rat den Bebauungsplan auf Eis. Aktuell rät die Verwaltung, das Gebiet zu zu verkleinern. Die Planer halten das Gebiet für „bedingt geeignet“,

6 Rauher Seifen/Am Einstuhl: 3. Priorität, 0,9 Hektar: Die Verwaltung schlägt vor, auf die Bebauung des steilen Hangs von vornherein zu verzichten. Versuche, den Rauhen Seifen als Parallelstraße zur B 508 auszubauen, trafen bisher auf den Widerspruch von Anliegern.

7 Lohberg: 2,4 Hektar: Zur Diskussion steht ein bisher als Wohnbaufläche ausgewiesenes Gebiet in der Müsener Ortsmitte zwischen Lohberg-, Haupt-, Post- und Jakobstraße. Nicht wieder aufgegriffen wird die Planung vor der Jahrtausendwende für ein Gebiet oberhalb der Jakobstraße in Müsen, das auf den Widerspruch der Anlieger von Post- und Jakobstraße stieß. 2008 wurde das Vorhaben aufgegeben.

8 Hillnhütten: Streichen will die Verwaltung die im Entwurf des Flächennutzungsplans noch vorgesehene Ausweisung eines Baugebietes in den Stiftswiesen östlich von Hillnhütten.

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Gewerbe

9 Insbach 2: 1. Priorität, 9,5 Hektar: der Hang über der Grunder Straße Richtung Oberbach, seit Jahren in der Hilchenbacher Diskussion die Nummer 2 nach der angestrebten Reaktivierung der Allenbacher Hammerwerk-Brache. Die Planer: „Bedingt geeignet“, dennoch „vorrangig zu entwickeln“. Im Umweltbericht „erhebliches Konfliktpotenzial“. Die Bezirksregierung betrachtet das Vorhaben als kritisch, der Naturschutzbund signalisiert „strikte“ Ablehnung.

10 Dirt-Bike-Anlage: 1. Priorität, 2,4 Hektar: Ein neuer Vorschlag, für den der Dirt-Bike-Park weichen müsste und für den eine neue Brücke über die Ferndorf gebaut werden müsste. „Grundsätzlich denkbar“, sagen die Planer, aber auch nur „bedingt geeignet“

11 Lützeler Heide: 1.Priorität, 3,7 Hektar: Ein altes Vorhaben, das durch die Erweiterungspläne der Firma AST 2021 aktuell geworden ist. Auch hier: In den Augen der Planer „bedingt geeignet“, aber „vorrangig zu entwickeln“.

12 L 728: 3. Priorität, 18,4 Hektar: Als die Industrie- und Handelskammer (IHK) für alle Städte und Gemeinden suchen ließ, fiel der Blick der Gutachter 2019 auf die Kuppe oberhalb der Rothenberger Straße, beginnend beim Sportplatz in Richtung Brachthausen. Die Planer („Bedingt geeignet“) weisen auf eine „problematische Topografie“ hin. Neben Bezirksregierung, Forstamt und Denkmalpflege („Überprägung des historischen Kernortes“) meldet der Wasserverband massiven Widerspruch an. Das Gebiet liegt in Wasserschutzzonen der Breitenbachtalsperre.

13 Ortsausgang Hadem: 3. Priorität, 8,2 Hektar: Über das Ferndorftal südlich der Ferndorfstraße zwischen Hadem und Helberhausen ist bisher nicht gesprochen worden. Würde das realisiert, käme allerdings schon aus Immissionsschutzgründen das Wohngebiet Im Kleefeld oberhalb der Ferndorfstraße nicht mehr in Frage. Die Planer („bedingt geeignet“) verweisen auf die Ausweisung als landwirtschaftliche Fläche, den erforderlichen Brückenbau und den vom Ferndorfbach einzuhaltenden Abstand. Im Umweltbericht „erhebliches Konfliktpotenzial“.

Freiflächen-Photovoltaik

14 Vordere Insbach: Eine 2,6 Hektar große Fläche für Freiflächen-Photovoltaik weist der Entwurf des Flächennutzungsplans am Rande des Gewerbegebietes Vordere Insbach unterhalb des Ginsterwegs aus. Der Umweltbericht sieht darin „mäßiges Konfliktpotenzial“. Der Naturschutzbund schlägt als Alternativen den SMS-Parkplatz und das bei der ehemaligen Filzfabrik in Allenbach entstehende Wohnviertel vor; dort hat der Investor für Freiflächen-Photovoltaik bisher kein Baurecht bekommen.

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