Hilchenbach. Der Hilchenbacher Rat beteuert, dass es notfalls Ersatz für den Dirt-Bike-Park geben wird. Nicht alle glauben das. Es gibt Kampfabstimmungen.
Das Gelände zwischen Mühlenweg und Haarhausen rund um den Dirt-Bike.Park soll in den neuen Flächennutzungsplan als künftige Gewerbefläche aufgenommen werden. Das hat der Rat mit 27 gegen zwei Stimmen beschlossen. „Das heißt nicht, dass da morgen oder übermorgen was gebaut wird“, betonte Lukas Debus (SPD). Der Stadt sei es überdies „unbenommen“, selbst über den Teil der Fläche zu bestimmen, der tatsächlich bebaut wird. Soll heißen: Die Betriebsgebäude könnten auch um den Dirt-Bike-Park herum gebaut werden.
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Dirt-Bike-Park
Die Empfehlung des Infrastrukturausschusses hatte für Wirbel gesorgt. Der vom Push-Verein betreute und in Eigeninitiative und mit Unterstützung der Stadt immer wieder erneuerte Platz ist beliebt. Gerade erst hat das Kinder- und Jugendbüro dem Jugend- und Sozialausschuss den Bericht über „Let‘s Ride, Push Your Bike“ vorgelegt. Der Landessportbund hat im Rahmen seiner Bewegungsoffensive den Einsatz eines Teams von fünf Mitarbeitenden und weiterer Ehrenamtlicher ermöglicht, die im vorigen Jahr regelmäßig auf dem Gelände präsent waren und insgesamt 40 Jugendliche neu aufs Bike „gepusht“ haben. Helme und auch einige Fahrräder konnten ausgeliehen werden. Erreicht worden seien vor allen Acht- bis 17-jährige Jungen, zunehmend auch aus geflüchteten Familien. Der Mädchentreff Dahlbruch schloss sich mit sechs Workshops „Girls Only“ an. „Der Dirt-Bike-Park erreicht viele Jugendliche, die sich teilweise in üblichen Sportvereinen nicht wohlfühlen“, heißt es in dem Bericht.
Den Dirt-Bike-Park überhaupt in Zusammenhang mit künftigen Gewerbegebieten zu bringen, sei „als politisches Signal wirklich fatal“, warnte Dr. Frank Luschei (Grüne). Ein Ersatzgelände sei nicht leicht zu finden. Bis aus dem Wunsch nach einer Skaterbahn (damals) die Anlage am Mühlenweg geworden sei, seien fast 15 Jahre vergangen: „Die Älteren werden sich erinnern.“ Eine Zusage, dass es weiter einen Dirt-Bike-Platz geben werde, wenn das Gewerbegebiet tatsächlich kommen sollte, sei daher wenig glaubwürdig: „Die Jugendlichen sind ja auch nicht doof.“
Bürgermeister Kyrillos Kaioglidis versuchte, die Wogen zu glätten: „Es ist einhelliger politischer Wille, dass der Dirt-Bike-Platz erhalten bleibt.“ Sollte das Gewerbegebiet ausgewiesen werden, „werden wir einen anderen Standort in Hilchenbach finden.“ André Jung (CDU) warf dem Grünen-Fraktionschef vor, „ein fatales Signal in Richtung unserer Gewerbetreibenden zu senden“. Die Haushaltslage der Stadt gebiete es „dringend“, für Einnahmen zu sorgen: durch neue Arbeitsplätze, die in Gewerbegebieten entstehen, und neue Gewerbe- und Einkommensteuerzahler in die Stadt hole. Der Flächennutzungsplan werde langfristige Perspektiven aufzeigen, die die jetzige Nutzer-Generation gar nicht mehr betreffe: „Es ist wirklich ein Skandal, dass junge Leute verrückt gemacht werden.“
Rothenberger Straße
Nicht nur der Standort um den Dirt-Bike-Park ist umstritten. Auf der Liste möglicher Gewerbegebiete, die in den neuen Flächennutzungsplan eingearbeitet werden sollen, steht auch ein 18,4 Hektar großes Gelände oberhalb der Rothenberger Straße. Das Gebiet schließt an den Sportplatz an und erstreckt sich auf der Kuppe in Richtung Brachthausen. Erstmals in die Diskussion gelangt ist es, als die Industrie. und Handelskammer Gutachter mit der Suche möglicher Gewerbeflächen beauftragt hatte. Im Umweltbericht wird dem Standort „erhebliches Konfliktpotenzial“ zugeschrieben.
Der Infrastrukturausschuss hatte sich mit knapper Mehrheit dafür ausgesprochen, die Planung für dieses Gebiet nicht weiterzuverfolgen. Christoph Rothenberg (FDP) warb im Rat dafür, auf die Fläche noch nicht zu verzichten. Oberhalb der Rothenberger Straße wäre das größte zusammenhängende Gewerbegebiet in der Stadt möglich. „Diese Chance sollten wir nutzen und nicht vorschnell aufgeben.“ Ähnlich äußerte sich Martin Born (fraktionslos): „Da könnte man noch Industrie entwickeln.“ Von der Lage her sei die Rothenberger Straße zudem vergleichbar mit der Insbach 2 am Hang der Kreisstraße nach Grund, gegenüber dem Gewerbegebiet Vordere Insbach unten im Tal. Womöglich wäre das sogar eine Alternative. Schließlich sieht der Umweltbericht auch die Insbach 2, die in Hilchenbach bisher wenig umstritten ist, mit „erheblichem Konfliktpotenzial“.
Ergebnisse
Der Bürgermeister musste zwei Mal zählen: Mit 14 gegen 15 Stimmen wurde der Gewerbestandort über der Rothenberger Straße abgelehnt. Mit deutlicheren 26 gegen drei Stimmen beschloss der Rat, auch im Tal zwischen Hadem und Helberhausen keine Gewerbeansiedlung anzustreben – nicht zuletzt zum Schutz der Planungen für zwei neue Wohngebiete: Im Kleefeld in der Fortsetzung der Falschet-Siedlung auf der einen Seite des Ferndorftals und die Streitfelder auf der Kuppe zwischen Hadem und Vormwald auf der anderen Seite. Weiter auf der Liste bleiben die Insbach 2 und die Lützeler Heide.
Den Allenbacher Rehweg, Am Höchsten 2 in Dahlbruch, Kleefeld, Streitfelder und Steimel 2 in Vormwald will die Stadt als künftige Wohngebiete auch in den neuen Flächennutzungsplan aufnehmen. Verzichtet wird auf kleinere Gebiete zwischen Einstuhl und Rauhem Seifen in Hilchenbach und zwischen Lohberg, Jakob- und Hauptstraße in Müsen. Verhandeln wird die Stadt Hilchenbach darüber mit der Bezirksregierung. Den 17,5 Hektar Wohnbaufläche, die die Stadt ausweisen will, stehen 3,8 Hektar gegenüber, die die Regionalplanung der Stadt als Bedarf zugesteht. An Gewerbeflächen werden der Stadt 8.,9 Hektar zugestanden, auf der vom Rat verabschiedeten Wunschliste stehen 15,3 Hektar. Der Entwurf des neuen Flächennutzungsplans soll am 29. April im Rat vorgestellt werden. Danach erfolgt eine Beteiligung der Öffentlichkeit.
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