Hilchenbach. Hilchenbach ist eine der Siegerländer Kommunen, die besonders stark vom Bevölkerungsrückgang betroffen ist. Dadurch gibt’s neue Bedarfe.

Die Stadt altert, schneller als andere Kommunen. Der demografische Wandel betrifft den gesamten Kreis Siegen-Wittgenstein, allerdings in unterschiedlichem Maße. Siegen und Kreuztal war lange zumindest eine Stagnation oder sogar leichter Zuwachs bis 2040 prognostiziert worden, das statistische Landesamt IT NRW geht inzwischen aber auch hier von leichten Rückgängen aus. Hilchenbach gehört neben Wilnsdorf und Neunkirchen zu den Siegerländer Kommunen, die besonders stark von einem Bevölkerungsrückgang betroffen ist: Die Statistiker gehen von 10,8 Prozent Minus aus.

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Siegen-Wittgenstein verliert demnach durch die demografisch bedingte Alterung und Schrumpfung der Bevölkerung bis 2040 rund 13.500 Einwohnerinnen und Einwohner, zugleich steigt der Altersquotient, also die Zahl der Menschen im Rentenalter je 100 Erwerbstätige: von 37,7 auf 52,3. Der Anteil aller Seniorinnen und Senioren an der Gesamtbevölkerung in Hilchenbach, die 65 Jahre und älter sind, wird 2040 mit über 30 Prozent prognostiziert – ein Drittel. Das hat die Verwaltung in einer Vorlage für den Sozialausschuss zusammengefasst.

Das hat Auswirkungen. Denn auch die Zahl der Pflegebedürftigen steigt weiter an, wie der Kreis in seiner Pflegebedarfsplanung zuletzt dargelegt hatte: Bis 2040 seien nur demografisch bedingt insgesamt rund 3200 Pflegebedürftige mehr zu erwarten, als in der Pflegestatistik 2021 erfasst wurden, so die aktuelle Hochrechnung.

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Kurzfristig steht Hilchenbach demnach im Vergleich noch gut da: Für 2026 gebe es 14 zusätzliche Heimplätze sowie 12 zusätzliche Plätze in der Tagespflege. Drei Einrichtungen bieten in Hilchenbach zurzeit 16 Plätze für Kurzzeitpflege an, so Seniorenbeauftragte Gudrun Roth, die auch ausgebildete Pflege-Guide für die Stadt ist. Bereits 2026 fehlen der Bedarfsplanung zufolge kreisweit rund 547 stationäre Pflegeplätze.

Es müsse aber damit gerechnet werden, dass gleichzeitig das Pflegepotenzial durch Angehörige zurückgeht, dass zunehmend Pflegedienste eingespannt werden. Es sei davon auszugehen, dass schon in diesem Jahr 88,8 Prozent der Pflegebedürftigen, die im eigenen Zuhause wohnen, durch einen Mix aus Angehörigen, Pflege- und Betreuungsdiensten versorgt werden. „Das fehlende Pflegepotenzial durch Angehörige wird die Stadt Hilchenbach als Kommune im Kreisgebiet mit dem zweithöchsten Bevölkerungsrückgang in Zukunft besonders betreffen“, heißt es weiter. Dass alte Menschen auch künftig zuhause leben können, sei also stark abhängig von ergänzenden und entlastenden Angeboten wie Tages- und Kurzzeitpflege, Entlastung für pflegende Angehörige und Alternativen zu stationären Pflegeeinrichtungen. Das gelte es entsprechend auszubauen.

Ebenfalls Herausforderungen: Je stärker die Bevölkerung im Durchschnitt altert, desto mehr steigt auch die Zahl der demenziellen Erkrankungen, von Pflegebedürftigen mit einer Behinderung oder Migrationshintergrund. „Deshalb stellt sich zukünftig verstärkt die Frage nach zielgruppenspezifischen Pflegeangeboten.“ Diese sollten in Hilchenbach zeitnah entstehen. Allerdings taucht dann auch hier das Problem des Fachkräftemangels in der Pflege auf – erwartet wird, dass sich die Lage weiter verschärfen wird.

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Gesteuert wird die Pflegefrage maßgeblich durch die Gesundheitspolitik von Bund und Land. Gudrun Roth empfiehlt, weiter mit den Akteuren vor Ort über lokale Einflussmöglichkeiten und passgenaue Lösungen im Gespräch zu bleiben, über die Arbeitsgruppe, die sich aus der Konferenz Gesundheit, Alter und Pflege gebildet hat.

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