Menden. Menden am Jahresende: Verratsverdacht, Kirmes-Köze und eine halbierte Beigeordnete beschäftigen die Politik.
Menden hat ja im Rückblick auf 2024 schon vieles erlebt, doch eine Spionageaffäre war noch nicht dabei. Darauf muss die Stadt bis November warten: Da kommt heraus, dass Tina Reers (Grüne) und Stefan Weige (FDP) schon zu Anfang des Jahres Zahlen zur Ex-Rodenbergschule öffentlich bekanntgemacht haben, die nicht hätten preisgegeben werden dürfen. Findet jedenfalls SPD-Ratsherr Ingo Günnewicht. Es geht um angebliche Umbaukosten in Höhe von 2,7 Millionen Euro und angebliche Leerstandskosten in Höhe von 40.000 Euro im Monat. Ingo Günnewicht meldet die Übeltäter prompt dem Rathaus. Tina Reers und Stefan Weige berufen sich darauf, dass die Zahlen bereits veröffentlicht gewesen seien, wenn auch nicht in Menden.
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Vermeintlichen Verrätern drohen bis zu 250 Euro Strafe
Wenn nun gewählte Volksvertreter im Ehrenamt nachweislich nichtöffentliche Details ausplaudern, müssen sie ein Ordnungsgeld bis 250 Euro entrichten. Zugleich gilt: Bei erstmaligen und geringfügigen Verstößen kann von einem Ordnungsgeld abgesehen und stattdessen eine Verwarnung ausgesprochen werden. Ein Ordnungsgeld, sagt Ingo Günnewicht im Stadtrat, wäre selbst ihm zu grausam. Am Ende geht das Ganze aus wie das Hornberger Schießen, liefert aber WP-Zeichner Tommes die Vorlage eine seiner wunderbaren Karikaturen zum Mendener Stadtgeschehen.
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Hundeverbot auf Pfingstkirmes? Eine echte Zukunftsentscheidung
Und so, wie vermeintliche Geschehnisse erst nach Monaten ruchbar werden können, gibt es auch Entscheidungen, die weit in die Zukunft reichen. Denn im Winter 2024 geht es politisch auch um den Frühling 2025, um die Frage nämlich, ob es ein Hundeverbot für die kommende Pfingstkirmes geben soll.
Linke fürchten: Hunde drehen im Kirmestrubel durch
Thomas Thiesmann von den Linken bringt das aufs Tapet: Er erkennt die Gefahr, dass die Vierbeiner im Kirmestrubel durchdrehen und Leute anfallen könnten. Bloß: Das ist in 298 Jahren Pfingstkirmes in Menden noch nie passiert. Außerdem gibt es Hundebesitzer in der Innenstadt, denen gar nichts anderes übrigbliebe, als mit Fido zum Gassigehen das Kirmesgelände zu betreten. Dieses Gelände hat darüberhinaus zahllose Eingänge von allen Seiten, zur Kontrolle müssten also gefühlte 200 Ordnungsbeamte neu eingestellt werden. Und wer von außerhalb mit Hund nach Menden anreist, müsste gleich wieder nach Hause geschickt werden. Kurzum: Das Kirmesverbot für Hunde scheitert, aber Zeichner Tommes hat wieder seinen Spaß.
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Mendener „Weihnachtswunder“: Schattwegtunnel ist frei
Das gilt auch für das bereits erwähnte „Mendener Weihnachtswunder“. Es geht um die Dann-doch-noch-Fertigstellung des Geh- und Radweges Obere Promenade. Keine elf Monate, schon ist das Vierteljahresprojekt erledigt. Mit seiner letzte Dezember-Zeichnung kann Tommes immerhin den Urheber der zahlreichen Verspätungen ausmachen.
Bürgermeister entzieht Henni Krabbe den halben Geschäftsbereich
Ein schier unverzeihliches Versäumnis leistet sich Bürgermeister Dr. Roland Schröder dann kurz vor dem Jahresausklang. Zu spät für eine schöne Karikatur beschneidet er den Geschäftsbereich der Ersten Beigeordneten Henni Krabbe. Alles rund um Schule und Soziales mitsamt der Integration zieht der Bürgermeister jetzt an sich, nachdem es lange großen Streit an der Verwaltungsspitze gegeben hat, vor allem um den Umgang mit Geflüchteten. So wollte Henni Krabbe einen Sicherheitsdienst rund um die Uhr für das bereits eingerichtete, aber noch nicht bezogene Flüchtlingsheim in der alten Rodenbergschule bestellen. Ihr Beigeordneten-Kollege Uwe Siemonsmeier, der als Kämmerer auf die Stadtkasse achten muss, wollte das Geld für schwarze Sheriffs rund um die Uhr aber nicht freigeben.
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Widersprüchliche Empfehlungen bis zur Notbremse
Auch in anderen Punkten gibt es widersprüchliche Empfehlungen und uneinheitliche Verwaltungsmeinungen, bis Schröder Mitte Dezember schließlich die Notbremse zieht. In seiner offiziellen Begründung steht von alledem natürlich kein Wort. Da heißt es als Motiv nur, dass auf den Fachbereich Schule und Sport große Herausforderungen warten. Dass er seiner Stellvertreterin im Rathaus die Bewältigung dieser großen Aufgaben nicht zutraut, steht wiederum nicht drin. Der Bürgermeister ist eben ein höflicher Mensch.
Endlich Weihnachten! Und jetzt auf ein Neues
Und dann ist endlich Weihnachten! Beim Turmblasen vorm Vincenz wird wie immer einträchtig gesungen. Ohne ganz große Vor- und Unfälle geht dann auch der Silvesterabend an Menden vorüber. Das neue Jahr wirft da längst seine Schatten voraus: mit der vorgezogenen Bundestagwahl am 23. Februar und der Kommunalwahl im Herbst. Um den nächsten Jahresrückblick muss man sich also nicht sorgen, und Tommes spitzt schon wieder die Feder!