Menden. Ordnungsamt und Polizei setzen am Tag nach den Ferien die neue Schutzzone gegen Elterntaxis durch. Rektor Goldschmidt: „Sicher wie nie“
Für den Mendener Gesamtschulleiter Ralf Goldschmidt ist die Sache an diesem Dienstagmorgen klar: „Schauen Sie mal da hoch: Noch nie in den letzten Jahren sind die Kinder hier so sicher angekommen wie heute. Dafür bin ich den Teams unseres Ordnungsamtes und der Polizei wirklich dankbar.“
Es ist seine Bilanz dieses ersten Morgens der neuen Schutzzone auf der Windthorststraße. Die wird heute durchgesetzt, und zwar zur Ankunftszeit der Schulbusse von 7.15 bis 8.15 Uhr. Am Nachmittag, wenn alle wieder nach Hause wollen, gilt das einstündige Durchfahrtverbot vom Überwurf aus dann nochmal von 12.30 bis 13.30 Uhr. Von jetzt ab immer an den Werktagen.
Elterntaxis werden abgeleitet: Bis vor die Schule nur noch im Bus
Alle Elterntaxis, die Kinder und Jugendliche sonst bis vor die Tore von Real- und Gesamtschule kutschiert haben, müssen ab jetzt in diesen beiden Stunden über die Vinckestraße oder die Gisbert-Kranz-Straße abfahren. Viele, die heute Morgen trotzdem hier hochkommen, wissen Bescheid, andere haben aber weder den Elternbrief der Schule noch die Medienberichterstattung mitbekommen und sind jetzt ganz erstaunt: Geradeaus weiter zur den Schulen geht‘s nur noch für die durchweg rappelvollen Busse.
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Schülerinnen uneins: „Es geht ja um unsere Sicherheit“
Eine Gruppe jugendlicher Schülerinnen steht derweil vor Unterrichtsbeginn im Dunkeln noch draußen und diskutiert den großen Auflauf von Polizei und Ordnungsamt vor ihrer Schule: „Ich finde das gut, es geht ja um unsere Sicherheit“, sagt ein Mädchen. Ihre Klassenkameradin sieht das ganz anders: „Ich musste vorhin ganz unten am Überwurf aussteigen und bei Regen den ganzen Weg bergauf hochlatschen! Das finde ich total besch...!“ Den Hinweis des Reporters, dass es dafür coole Tools gibt, die man Beine nennt, findet sie nicht wirklich hilfreich.
Stadt-Sprecherin: Es geht vielen nur um Bequemlichkeit
Doch ehrliche Äußerungen wie diese zeigen laut Stadt-Sprecherin Vanessa Wittenburg, worum es bei Elterntaxis in erster Linie geht: um schiere Bequemlichkeit – selbst da, wo‘s gefährlich wird. Und gefährlich genug ist es am Schulzentrum allemal, davon haben sich die Kräfte des Ordnungsamtes bei vielen Kontrollen im Vorfeld mehrfach überzeugt. Denn hier stoppen die Busse in langen Reihen, und zwischen den Fahrzeugen eilen die Kinder zu Hunderten im Dunkeln über die Straße. Mitten rein in dieses unübersichtliche Getümmel rollten bis vor den Weihnachtsferien noch viele Autos von Eltern.
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Neue Haltezone für Elterntaxis hat das Problem nicht entschärft
Die ließen die eigenen Kinder erst in Höhe der Bushaltestellen aussteigen, um dann das allmorgendliche Verkehrschaos mit waghalsigen Wendemanövern noch zu verschärfen. Nicht einmal die neue Haltezone für Elterntaxis unten an der Windthorststraße habe daran irgendetwas geändert, berichtet Sabrina Hünnies, Teamleiterin im Ordnungsamt.
Ordnungsamt: Nur Glück, dass es noch keinen schweren Unfall gab
Dass es hier noch nicht zu schweren Unfällen mit verletzten Kindern kam, ist schieres Glück. Davon zeigt sich auch Ordnungsamtschefin Manuela Schmidt überzeugt. Im Arbeitskreis Schulwegsicherheit hat das Ordnungsamt gemeinsam mit Schulleitungen, Elternvertretern, Polizei und Politik die zeitweilige Schutzzone ausgearbeitet. „Und das ist noch das mildeste Mittel“, streicht Schmidt heraus. Als „echte Schulstraße“, wie es sie andernorts bereits gibt, würde die Haltezone der Busse auf der Windthorststraße zwischen Gisbert-Kranz- und Bürgermeister-Rau-Straße dauerhaft zur Tabuzone; die wichtige Verkehrsader würde ganztägig und von beiden Seiten zur Sackgasse. Das will man den Anliegern hier vorläufig nicht antun. Sie sind in 2000 Anschreiben vorab über die „temporäre Einbahnstraße“ per Post informiert worden.
„Man muss so einer Sache auch mal Zeit geben.“
Beifang der Kontrolle: Schüler nach Böllerei zur Rede gestellt
Polizei und Ordnungsamt machen heute Morgen auch noch einigen Beifang. Ein Schüler, der einen Böller zündet und dann ausbüxen will, wird zur Rede gestellt. Ein Bullifahrer wird darüber aufgeklärt, dass sein linker Scheinwerfer kaputt ist. Doch die meisten Gespräche zwischen Einsatzkräften und Eltern drehen sich ums Ableiten des Verkehrs. Immerhin: Es gibt heute keine renitenten Fahrerinnen und Fahrer, die ihren Kindern um jeden Preis die 300 Meter Fußweg zur Schule ersparen wollen. „Man muss so einer Sache auch mal Zeit geben“, sagt Schmidt. Sie kündigt an, dass das Ordnungsamt hier auch an den kommenden Tagen morgens und nachmittags kontrollieren werde.
Kreuzung als neuralgischer Punkt –Kontrollen laufen weiter
Sabrina Hünnies hat indes an der Kreuzung Windthorststraße, Gisbert-Kranz-Straße und Vinckestraße eine neuralgische Stelle ausgemacht. Tatsächlich laufen jetzt deutlich mehr Kinder und Jugendliche als sonst die Windthorststraße hoch und damit vor den Autos aus der Gisbert-Kranz-Straße her. „Hier müssten wir uns noch etwas überlegen“, sagt Hünnies, und die Polizeibeamtin neben ihr nickt. Auch haben die langen Gelenkbusse der MVG, die nicht zum Schulzentrum hinauf, sondern runter in Richtung Stadt fahren wollen, angesichts des Staus der Elterntaxis große Probleme beim Linksabbiegen aus der Kranz-Straße. Doch trotz dieser Beobachtungen: Die Schutzzone für die Schüler funktioniert, das ist für Manuela Schmidt das Wichtigste.
Mit Unterrichtsbeginn um 8 bricht der Verkehr abprupt ab
Als der Schulverkehr kurz vor Unterrichtsbeginn um 8 Uhr plötzlich regelrecht abbricht, müssen weiterhin ankommende Pkw trotzdem noch eine Viertelstunde lang die Umwege fahren. Warum? Sabrina Hünnies erklärt es: „Weil solche Maßnahmen immer eine volle Stunde lang dauern müssen. 45 Minuten lässt das Gesetz nicht zu.“ Das gelte folglich auch für die Nachmittage.