Menden. Der 55-Jährige arbeitet seit fast 40 Jahren bei der Post beziehungsweise der Postbank in Menden. Nun muss er seinen Arbeitsort wechseln
Er ist wohl einer der bekanntesten Mendener – und gleichzeitig einer der freundlichsten. Markus Sander ist der dienstälteste Mitarbeiter der Post – und der heutigen Postbank – in Menden. In wenigen Tagen hat er seinen letzten Arbeitstag in der Hönnestadt. Wie berichtet schließt die Postbank am 23. Oktober ihre Filiale.
Es gibt wahrscheinlich nur wenige Mendenerinnen und Mendener, die noch nie mit Markus Sander zu tun hatten. Der 55-Jährige arbeitet seit fast vier Jahrzehnten bei der Post beziehungsweise Postbank in Menden. Wer irgendwann mal in der Stadt Briefmarken gekauft oder ein Paket aufgegeben hat, bei dem ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er das bei Markus Sander getan hat.
1985, direkt nach der Mittleren Reife, startet Markus Sander seine Ausbildung bei der Post in Menden. Die befand sich damals im Eckhaus Unnaer Straße/Poststraße. In dem Gebäude ist heute die Barmer beheimatet. Markus Sander hat schon als Kind und Jugendlicher gerne Briefmarken gesammelt und „da ich immer etwas mit Zahlen und Mathematik machen wollte, entstand der Wunsch, bei der Post zu arbeiten“.
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„Postassistentenanwärter“ nannte sich damals der Ausbildungsberuf. Wenn Markus Sander an die Anfänge seines Berufslebens zurückdenkt, wirkt manches „wie aus der Zeit gefallen“, sagt er schmunzelnd. Mitte der 80er gab es im Post-Gebäude beispielsweise mehrere öffentliche Fernsprecher: „Von da haben dann Geschäftsleute telefoniert, die in Menden unterwegs waren“, erinnert er sich an die Vor-Handy-Zeit. Selbstverständlich gab es auch keine Computer in der Post. Stattdessen wurde alles in Kassenbüchern per Hand eingetragen.
Besonders voll wurde es immer, wenn die Telefonrechnungen bezahlt werden mussten. Kaum jemand habe die Rechnungssumme damals abbuchen lassen, stattdessen wurde sie bar in der Post beglichen. Und zum anderen, wenn eine neue Briefmarke herauskam: „Dann standen am ersten Tag mindestens 50 Leute bei uns, um die Erstausgaben zu kaufen.“ Am Jahresanfang gab es für Sammler immer eine Übersicht, wann welche Erstausgaben erscheinen sollten.
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Auch sonntags war die Post geöffnet – zumindest für eine Stunde. Dann konnten Kunden Telegramme und Eilbriefe auf den Weg bringen lassen: „Ein Telegramm kam ein paar Stunden später an“, erläutert Markus Sander. „Da gab es je nach Anlass sogar besondere Schmuckblätter.“
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1995 zog die Post dann zur Walramstraße (Nähe ehemaliger Rewe-Markt) um. „Wir waren damals eine der ersten Filialen in Deutschland, die eine offene Theken-Landschaft hatten“, blickt Markus Sander zurück. Denn üblich waren damals verglaste Schalterboxen. Die Abtrennungen kamen erst in der Corona-Zeit (vorübergehend) wieder.
Markus Sander ist bis heute Beamter
Markus Sander hat mit seiner Ausbildung damals die Beamtenlaufbahn eingeschlagen, ist bis heute Beamter – einer der wenigen bei der Post beziehungsweise Postbank, erzählt er. Seit Anfang der 90er Jahre gebe es diese Laufbahn für Neueinsteiger nicht mehr. Auch bei Beförderungen klingt die Beamtenlaufbahn bei dem Mendener durch. Heute würde man sagen, dass Markus Sander Mitarbeiter bei der Postbank ist. Sein Titel als Beamter indes klingt anders: „Auf der Urkunde steht ,Postbetriebsinspektor‘“, erzählt er mit einem Lächeln.
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Von der Behörde zur Aktiengesellschaft: Alle Reformen mitgemacht
Mehr als 39 Jahre arbeitet Markus Sander in Menden bei der Post beziehungsweise Postbank. Er hat damit auch alle Reformen mitgemacht – wie zum Beispiel die Aufteilung Anfang der 90er Jahre in Post, Postbank und Telekom sowie vor gut zehn Jahren die schrittweise Übernahme der Postbank durch die Deutsche Bank. Um seinen ständig sich ändernden und erweiterten Arbeitsfeldern gerecht zu werden, absolvierte Markus Sander immer wieder Weiterbildungen. „Das ist schon eine enorme Wandlung in den Jahrzehnten – von der Behörde zur Aktiengesellschaft.“
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Eine von vielen prägenden Erinnerungen ist für Markus Sander die Zeit nach der Wende, „da bekamen DDR-Bürger 100 D-Mark Begrüßungsgeld“, erzählt er. „Als wir das ausgezahlt haben, gab es zum Teil sehr intensive Gespräche.“ Anlass auch für ihn, in der Folgezeit etliche Städte in der ehemaligen DDR zu besuchen: „Wenn man in Freiheit und Frieden leben kann, ist das ein riesengroßes Geschenk, das man bewahren muss.“
„Ich denke, dass alle ein bisschen mithelfen sollten, den örtlichen Einzahlhandel in der Innenstadt zu unterstützen.“
Da aktuell neben der Postbank Filiale auch einige altbekannte Geschäfte in der Mendener Innenstadt schließen, „liegt mir auch die Situation im Einzelhandel am Herzen“, sagt Markus Sander. „Ich denke, dass alle ein bisschen mithelfen sollten, den örtlichen Einzahlhandel in der Innenstadt zu unterstützen.“ Menden verfüge „immer noch über erstklassige Fachgeschäfte, die es wert sind, frequentiert zu werden. Ich denke, wir sollten die Dinge, die wir vor Ort erwerben können, auch in Menden kaufen, damit unsere Innenstadt weiterhin lebendig und attraktiv bleibt. Der Stadtkern ist und bleibt nun einmal die Visitenkarte der Stadt.“
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In seiner Freizeit kümmert sich Markus Sander, wenn die Zeit es zulässt, um seinen Garten, er reist gerne, ist Fußballfan (Schalke), fährt gerne Fahrrad, sammelt unter anderem Briefmarken und Postkarten und erfreut sich an seiner Modelleisenbahn.
Sein Markenzeichen ist seine Freundlichkeit
Sein „Markenzeichen“ ist seine Freundlichkeit. So werden Kundinnen und Kunden in der Filiale stets mit einem Lächeln begrüßt. Ist Markus Sander denn nie genervt, wenn ein Kunde mal meckert? „Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag“, zitiert er sein Lebensmotto und Charlie Chaplin. „Ich glaube, ich habe das von meiner Mutter geerbt. Ich denke, dass jeder Tag positiv ist.“ Und wenn doch mal ein unfreundlicher, schimpfender Kunde vor ihm stehe, „höre ich ihm gut zu und suche immer nach Wegen, das wieder gerade zu biegen“. Zudem sei er dankbar, „immer tolle Kollegen gehabt zu haben“. Er möchte sich deshalb „auf diesem Wege noch einmal ganz herzlich bei unseren Kunden für die jahrelange Zusammenarbeit und das entgegengebrachte Vertrauen, auch im Namen meiner Kollegen, bedanken. Viele haben mich all die Jahrzehnte begleitet.“
„Ich fühle mich hier tief verwurzelt.“
Markus Sander wurde in Fröndenberg geboren, ist aber in Menden aufgewachsen und lebt in der Hönnestadt: „Ich fühle mich hier tief verwurzelt“, sagt der 55-Jährige. „Menden wollte ich nie verlassen.“ Nun, wo die Post bereits im Mai in Menden geschlossen hat und die Postbank-Filiale am 23. Oktober folgt, verlässt er seine Heimatstadt – aber nur beruflich. Nach einigen Tagen Urlaub – sein letzter Arbeitstag in Menden ist der 11. Oktober – arbeitet Markus Sander ab November bei der Postbank und der Post in Hagen. Dann können sich die Hagener Kunden auf ein überaus freundliches Lächeln zur Begrüßung freuen.