Hagen/Lüdenscheid. Schon in den vergangenen Jahren hat die Postbank im Sauerland zahlreiche Filialen geschlossen. Jetzt bleibt nur noch eine übrig.
Die Postbank zieht sich mit ihren Filialen weitgehend aus dem Sauerland zurück. Noch in diesem Jahr werden die Zweigstellen in Menden und Iserlohn geschlossen. Das bestätigte das Unternehmen auf Anfrage der WESTFALENPOST. Die Filiale in Arnsberg-Neheim steht ebenfalls auf der Streichliste, wie aus einer internen Aufstellung hervorgeht, aber noch nicht offiziell bestätigt wurde. Einziger Standort im Sauerland bleibt dann Lüdenscheid. Auch in Schwerte schließt die Postbank ihre Filiale. In Siegen und Hagen soll sich zunächst nichts ändern.
Damit setzt sich das Filial-Sterben bei den Geldinstituten im ländlichen Raum fort. Kunden, die eine persönliche Beratung vor Ort in Anspruch nehmen wollen, müssen immer weitere Wege in Kauf nehmen. Auch die Sparkassen in Westfalen-Lippe reduzieren die Zahl ihrer Standorte: Ende vergangenen Jahres gab es dort noch 1052 Geschäftsstellen; das sind 4,6 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
„Verändertes Kundenverhalten“
„Durch die fortschreitende Digitalisierung beobachten wir schon länger eine deutliche Veränderung im Verhalten der Kundinnen und Kunden der Postbank. Wir stellen fest, dass unsere Mobile- und Online-Angebote zunehmend stärker genutzt werden, und zwar über alle Altersgruppen hinweg“, sagte ein Postbank-Sprecher. Die stationären Angebote in den Filialen würden weniger nachgefragt. Das Unternehmen wolle daher in den kommenden Jahren „ein vollständig digitales Produkt- und Serviceangebot“ schaffen.
Mit der Reduzierung der Standorte sind auch Sparmaßnahmen verbunden. Die Postbank will ihr Filialnetz bis Ende 2026 von etwa 550 auf rund 320 Standorte fast halbieren. 1000 Arbeitsplätze sollen abgebaut werden. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben. Im Gegenzug will die Deutsche-Bank-Tochter bundesweit elf regionale Beratungscenter für Service-Angebote per Video und Telefon aufbauen, unter anderem in Essen und Wuppertal. In den verbleibenden Filialen sollen Digital-Trainer eingesetzt werden, die Kunden erklären, wie mobiles Banking funktioniert oder sogar Seminare anbieten. Im Geschäftsjahr 2017 betrieb die Postbank noch 850 eigene Filialen und mehr als 4300 Partnerfilialen sowie 700 Beratungscenter der Postbank Finanzberatung.
Bundesweites Filialsterben
Bundesweit hat sich die Zahl der Bankfilialen von 2013 bis 2023 fast halbiert. In diesem Jahr gibt es in Deutschland nach Angaben der Bundesbank erstmals weniger als 20.000 Filialen, nämlich nur noch 19.501 mit Mitarbeitern besetzte Standorte. Das waren 945 Filialen weniger als noch vor einem Jahr.
Mittlerweile erledigen mehr als 80 Prozent der Deutschen einer Studie des Digitalverbandes Bitcom zufolge ihre Bankgeschäfte online. Erstmals nutzt demnach auch die Mehrheit der Senioren den Computer oder das Handy für Bankgeschäfte. In der Altersgruppe ab 65 Jahren sind es demnach 54 Prozent, vor einem Jahr lag der Anteil noch bei 45 Prozent. Knapp die Hälfte der Befragten sagte, ihnen würde „nichts fehlen“, wenn es gar keine Bankfilialen mehr gäbe.
„Wir haben darauf geachtet, dass wir in Ballungsgebieten und auch in der Fläche weiterhin gut vertreten sind“, sagte Dominik Hennen, als Leiter Personal Banking für das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank und Postbank zuständig, jüngst der Deutschen Presse-Agentur. Zumindest für das Sauerland trifft diese Aussage in Zukunft nicht mehr zu.