Menden. Die Mendener Malinois-Hündin arbeitet als Diensthund bei der Polizei des Märkischen Kreises und gehört zu Manuel Boike.

Bei einer Durchsuchung in der Dunkelheit stürzte Skyler vor wenigen Wochen in die Tiefe, verletzte sich schwer, musste beim Tierarzt noch nachts operiert werden. Ein Berufsrisiko – schließlich arbeitet die Malinois-Hündin als Diensthund bei der Polizei des Märkischen Kreises.

Bei Dienstunfall riss sich Skyler die linke Flanke auf

Mittlerweile geht es Skyler wieder gut, die OP-Narbe ist fast verheilt und Herrchen Manuel Boike erleichtert. Vor ihrem Sturz verfolgte Skyler Einbrecher auf einer Baustelle in Menden. Die vierbeinige Kollegin fiel Mitte August rund drei Meter tief, schlug dabei wahrscheinlich an einem Baugerüst an, wodurch sie sich die linke Flanke aufriss. Noch in der Nacht wurde sie zweieinhalb Stunden operiert und war anschließend mehrere Wochen dienstunfähig.

Einsatzhund Skyler

Malinois-Hündin Skyler ist – wie ein weiterer Polizeihund – der Iserlohner Wache zugeordnet. Der andere Polizeihund der dortigen Wache ist spezialisiert auf die Suche nach Rauschgift. Beide werden in der Regel im nördlichen Märkischen Kreis eingesetzt. Zwei weitere Diensthunde, zuständig für den Südkreis, gibt es in Lüdenscheid.

Neben so genannten Einsatzhunden wie Skyler können Polizeihunde beispielsweise als Rauschgift-, Sprengstoff-, Leichen- und Banknotenspürhunde ausgebildet werden. Diese haben nach der Grundausbildung zum Diensthund noch eine zusätzliche Ausbildung absolviert.

Der Mendener Manuel Boike ist seit 2020 Diensthundeführer bei der Kreis-Polizei – und damit auch für Einsätze unter anderem in Menden zuständig. 2018 hat der Polizeioberkommissar, der zuvor viele Jahre auf der Wache in Menden gearbeitet hat, in dem Bereich hospitiert und fand Gefallen daran. Seinen ersten Diensthund hatte der 44-Jährige nur wenige Monate, das Tier verletzte sich während der 70-tägigen Ausbildung für Hund und Hundeführer, musste daraufhin leider ausgemustert werden und zog schließlich als Familienhund zu einer Kollegin. Weihnachten 2020 schließlich kam Skyler zu Manuel Boike.

Regelmäßiges Training gehört für das Team auch heute noch dauerhaft zum Arbeitsleben. So treffen sich Diensthundeführer von vier Behörden aus dem Umkreis wöchentlich in Freudenberg im regionalen Trainingszentrum zum gemeinsamen Training. Im Fokus ist immer ein so genanntes „Hörzeichen“, wie Manuel Boike erläutert. Der Diensthundeführer sagt also ein bestimmtes, festgelegtes Wort, wodurch der Hund weiß, was er tun soll.

Menden
Die Mendener Polizeiwache in der Oberstadt. © WP Menden | Corinna Schutzeichel

Was im privaten Hundetraining in der Regel nach „Sitz“, „Platz“, „Fuß“ und „Pfötchen“ endet, geht hier weiter. So weiß Skyler, nach welchem Wort er beispielsweise nach einem Menschen suchen soll. Die Hündin spürt dann den Menschen auf, der in einem Bereich zuletzt seine Witterung hinterlassen hat. Im Sommer machte Skyler so einen mutmaßlichen Kriminellen in einem Baumarkt am Hönnenwerth dingfest. Dieser hatte sich hinter einem Regal versteckt, wo die Malinois-Hündin ihn entdeckte. „Menschen verlieren winzige Hautpartikel“, erläutert Manuel Boike. Skyler könne sogar – wie beim Baumarkt-Einsatz – unterscheiden, ob Spuren alt sind oder eben frisch.

„Manchmal geht es auch darum, durch den Diensthund eine Situation zu deeskalieren.“

Manuel Boike

Manuel Boike und Skyler werden indes nicht nur gerufen, wenn ein Täter am Tatort aufgespürt werden soll. „Auch bei größeren Schlägereien, Veranstaltungen oder bei häuslicher Gewalt, die aus dem Ruder zu laufen droht, werden wir gerufen“, erzählt der Mendener. Dabei gehe es nicht immer darum, dass der Hund auch tatsächlich eingesetzt wird: „Manchmal geht es auch darum, durch den Diensthund eine Situation zu deeskalieren.“

34 Kilo schwere Hündin springt aus dem Stand 1,80 Meter hoch

Wenn es nicht anders geht, darf Skyler auch ihre Zähne einsetzen, um einen Täter zur Strecke zu bringen. Zuvor allerdings muss Manuel Boike ankündigen beziehungsweise androhen, dass der Diensthund eingesetzt wird. Manchmal müsse Skyler überhaupt nicht beißen, sondern es reiche, dass sie einen Gesuchten „anspringe“, erzählt der Polizeibeamte. Kein Wunder, die rund 34 Kilo schwere Hündin spring aus dem Stand 1,80 Meter hoch und mit Anlauf gleich mehrere Meter weit. Man kann ahnen, welche Wucht hinter dem „Anspringen“ steckt.

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Manuel Boike und Skyler arbeiten oft abends und nachts, sind mit einem Zivil- oder einem Polizeifahrzeug unterwegs. Manchmal in Wohngebieten, manchmal in Industriegebieten.

Wenn Herrchen sich freut, ist das Skylers größte Belohnung

Und wie belohnt Manuel Boike Skyler, wenn sie beispielsweise einen Täter aufgespürt hat? „Wenn ich mich freue, ist das für Skyler die größte Belohnung“, weiß der Mendener. Das handhabe jeder Diensthundeführer anders. „Sie merkt, dass ich mich ehrlich freue. Das ist ihre Bestätigung.“

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Nicht jede Hunderasse und nicht jeder Hund sei geeignet, zum Diensthund bei der Polizei ausgebildet zu werden, betont Manuel Boike. Zum einen gebe es manche Hunderassen – wie etwa der Malinois (Belgischer Schäferhund) –, die besser geeignet seien als etwa ein Cocker Spaniel. Und zum anderen gebe es auch manche, die unabhängig von der Hunderasse vom Wesen her nicht geeignet seien: „Es gibt verschiedene Tests, durch die schon bei Welpen überprüft wird, welcher Hund geeignet ist.“

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Doch so geeignet Skyler als Polizeihündin auch ist: Nach Feierabend wird Skyler zur Familienhündin. Offiziell ist Skyler ein so genanntes „Dienstmittel“ des Polizeihundeführers – wie etwa das Pfefferspray. „Aber natürlich habe ich eine emotionale Bindung zu ihr“, erläutert Manuel Boike. „Zuhause wird auch nicht trainiert.“ Da ist einfach Freizeit angesagt.

„Skyler ist Landeseigentum.“

Manuel Boike

Der knapp sechs Jahre alte Vierbeiner lebt draußen im Garten in einem Zwinger mit eingezäuntem Freilauf, fährt mit in den Urlaub. Anders als in anderen Familien gibt es allerdings immer einen einzigen Gassigänger – nämlich Manuel Boike. Ein anderes Familienmitglied oder ein guter Freund dürfte nicht einspringen: „Skyler ist Landeseigentum.“ Allein in die Ausbildung eines jeden Diensthundes investiere das Land eine nicht unbeträchtliche Summe. Für den tatsächlichen Notfall habe jedes Hund-Herrchen-Team einen Sozialpartner, der selbst Diensthundeführer ist, der das Tier im Notfall bei einer Verletzung des Hundeführers dann holen und es zum Hundeführer nach Hause bringen würde. Soweit ist es zum Glück bisher nie gekommen. Denn selbst wenn er mal krank sein sollte, geht Manuel Boike – wenn irgendwie möglich – mit Skyler spazieren: „Und ansonsten habe ich einen großen Garten.“