Menden. Der Mendener Jannik Fohrmann will mit einer Stammzellspende das Leben einer an Leukämie erkrankten Frau retten. So lief die Spende ab.
Dass er mit vergleichsweise kleinem Aufwand mal ein Leben retten würde, damit hätte Jannik Fohrmann nie gerechnet. Doch dann landete eine SMS auf seinem Handy.
„Ich habe überlegt, was ich selbst machen kann.“
Vor etwa zwei Jahren hat sich der Mendener bei der DKMS als potenzieller Stammzellspender registrieren lassen. Damals hatte ihn das Schicksal eines Fußballfans tief berührt, der auf Instagram sein Schicksal teilte, als er an Leukämie erkrankte: „Leider ist er dann später verstorben.“ Jannik Fohrmann war danach klar, dass er sich typisieren lassen wollte, um bei einer guten Übereinstimmung einem erkrankten Fremden helfen zu können: „Ich habe überlegt, was ich selbst machen kann.“ Die eigentliche Typisierung sei ein Kinderspiel gewesen: „Das ist ja nur der Abstrich im Mund, mehr nicht.“
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Am 15. Juni habe er „auf einmal eine SMS von der DKMS bekommen“, erzählt Jannik Fohrmann. „Darin stand, dass ich als potenzieller Spender in Frage komme.“ Bei seiner Hausärztin sollte der 22-Jährige Blut abnehmen lassen, das diese dann zur DKMS zur weiteren Untersuchung geschickt habe. „Zwei, drei Wochen später habe ich Bescheid bekommen, dass alles passt.“
Jannik Fohrmann konnte sich in Absprache mit der DKMS aussuchen, in welchem Krankenhaus er seine Stammzellen spenden wollte. Die Wahl des 22-Jährigen fiel auf Freiburg im Breisgau. „Als ich das erste Mal dahin gefahren bin, war ich extrem angespannt“, erinnert er sich. Nach den Voruntersuchungen und dem Aufklärungsgespräch im baden-württembergischen Uni-Klinikum reiste Jannik Fohrmann einige Zeit später ein zweites Mal an – dann gemeinsam mit seiner Freundin Sandra Walczyk (21), die ihn unterstützte. „Die DKMS hat uns die Zugfahrt und das Hotel bezahlt, und wir haben sogar Spesen bekommen“, freut sich der Mendener.
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In den Tagen vor der zweiten Anreise nach Freiburg hatte Jannik Fohrmann Spritzen „in die Bauchfalte“ bekommen, durch die sein Körper mehr Stammzellen produzieren sollte und die dann in den Blutkreislauf ausgeschwemmt werden sollten. Da Jannik Fohrmann ein großes Unbehagen gegenüber Spritzen hat, sei dieser Teil für ihn schon eine Herausforderung gewesen, bekennt der Mendener: „Da hab‘ ich auch schon eine kleine Träne vergossen. Aber gleichzeitig sei ihm klar gewesen, „dass das ja nichts ist im Vergleich zu dem, was jemand durchmachen muss, der Blutkrebs hat“.
„Und nach der Spende wurden die Stammzellen dann in einer Kühlbox abgeholt.“
In der Freiburger Klinik habe er „zwei Zugänge bekommen, an jedem Arm einer“, schildert Jannik Fohrmann. „An dem einen Arm ging mein Blut raus. Und eine High-Tech-Maschine hat das dann gefiltert.“ Fast sechs Stunden habe er in dem Klinikbett gelegen. „Und nach der Spende wurden die Stammzellen dann in einer Kühlbox abgeholt.“ Innerhalb von 72 Stunden müsse das lebensrettende Elixier dem Empfänger verabreicht werden.
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Am nächsten Tag erfuhr Jannik Fohrmann dann, dass die gespendete Menge ausreichte: „Sonst hätte ich noch mal in die Klinik gemusst.“ So aber konnten der Mendener und seine Freundin die Stammzellspende mit einem Kurzurlaub im Breisgau verbinden: „Und das war echt toll.“
„Sie ist eine Frau, Mitte 30, lebt in Kanada und hat Blutkrebs.“
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Von der Empfängerin seiner Stammzellspende weiß er nicht viel, nur: „Sie ist eine Frau, Mitte 30, lebt in Kanada und hat Blutkrebs.“ Nach zwei Jahren, so weiß er, könnte die Anonymität aufgehoben werden, wenn beide – also Spender und Empfängerin – damit einverstanden sind. Zunächst aber hofft Jannik Fohrmann einfach, dass seine Stammzellspende der Kanadierin hilft: „Das ist schon ein seltsames Gefühl, dass man mit so wenig Aufwand ein Leben eventuell retten kann.“ Durch die Spende sei ihm „die Endlichkeit des eigenen Lebens“ viel bewusster geworden, dass Gesundheit nichts Selbstverständliches ist und dass sich bisweilen das eigene Leben von einem Tag auf den anderen komplett verändern kann.