Wenden/Ottfingen. Nach Starkregen im Wendschen: Längst gefasster Beschluss soll mit Leben gefüllt werden. Auf CDU-Vorschlag wird Arbeitsgruppe installiert
Das Hochwasser, das am 6. Mai die Bachstraße in Ottfingen überflutete und aus dem Großmickebach eine reißende Flut machte, steckt nicht nur den Anliegern bis heute in den Knochen. Die Tatsache, dass nur drei Jahre nach einem vermeintlichen „Jahrhunderthochwasser“ schon wieder „Land unter“ war, sorgt auch bei Rat und Verwaltung für Sorgenfalten. Am Donnerstag fand sich das Thema auf der Tagesordnung des Umweltausschusses wieder, je einem Antrag der CDU und der SPD folgend.
Und es ging mit konkreten Ergebnissen zu Ende: Der längst gefasste Beschluss, datierend aus dem Jahr 2022, ein Konzept zur Anpassung an die Klimafolgen zu erstellen, soll mit Leben gefüllt, die Arbeit an den wirtschaftlichsten Bieter vergeben werden. Das Thema Hochwasser und Starkregen soll dabei den Schwerpunkt bilden, dazu soll eine umfassende Gefährdungsanalyse zur Ermittlung von Risiken und Auswirkungen von Starkregenereignissen vorgenommen werden. Parallel dazu sollen Hochwasserschutzkonzepte für Großmicke und Wendebach erstellt werden – die beiden Gewässer, die 2021 und 2024 am heftigsten von Hochwasser betroffen waren. Weiterhin soll dem Vorschlag der CDU gefolgt werden, ergänzend eine Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen.
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Die Verwaltung machte in der Beschlussvorlage deutlich, dass sie auch ohne diese Anträge bereits tätig geworden sei. „Zwischenzeitlich wurde ein Ingenieurbüro beauftragt, um ein Konzept für den Hochwasserschutz im Bereich der Wendebachstraße aufzustellen“, heißt es in dem Papier. Im Bereich der Großmicke seien zwischenzeitlich „umfangreiche Entwicklungsmaßnahmen innerhalb des Gewässers durchgeführt“ worden und rückblickend sei festzustellen, dass ohne diese Maßnahmen das jüngste Hochwasser „womöglich noch stärker ausgefallen wäre“.
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Wie alle Kommunen des Kreises, betonte der scheidende Baudezernent Markus Hohmann, wolle auch die Gemeinde Wenden die Unterhaltung ihrer Fließgewässer an den Ruhrverband abgeben - ein Schritt, den alle Redner im Ausschuss ausdrücklich begrüßten. Weiterhin werde ein Starkregenrisikomanagement realisiert, zu der im Vorgriff auch eine entsprechende Gefahrenkarte gehört: Durch Computer-Simulation werden Regenfälle unterschiedlicher Intensität simuliert und auf per Satellit erstellte Geländeprofile projiziert. So lässt sich mit hoher Präzision darstellen, wo sich im Fall eines Starkregens Wasserläufe bilden und wie sich Flüsse verändern. Die Stadt Olpe hat ein solches Modell bereits im Internet abrufbar, sodass jeder Hausbesitzer, jede Grundstückseigentümerin sich ansehen kann, wie jedes einzelne Gebäude oder jede Fläche gefährdet sind.
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Ausschussvorsitzender Johannes Eichert (CDU) betonte, der Ausschuss befasse sich ja nicht zum ersten Mal mit der Thematik. „Ich erinnere an den Herbst letzten Jahres: Da haben wir alle an der Großmicke gestanden und die Renaturierung bewundert und dachten, wir haben da was Ordentliches geschafft. Der Klimawandel lässt grüßen, und Physik kann man nicht leugnen. Einen 100-prozentigen Schutz werden wir nie hinbekommen.“ Dem stimmte auch Daniel Halbe zu, der als sachkundiger Bürger dem Ausschuss angehört: „Es gibt nicht die eine Lösung, es gibt keine kurzfristige Lösung, daher ist es richtig, wenn verschiedene Fachleute, die Verwaltung, betroffene Bürger alle zusammen in Dialog treten und zu einem Konzept kommen, dass zwischen kurz- und längerfristigen Maßnahmen abwägt und den besten Weg findet.“
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Alle Fraktionen erklärten, den CDU-Vorschlag zur Bildung des Arbeitskreises mittragen zu können. Für die UWG erklärte Thorsten Scheen, sie hätten keinen eigenen Antrag gestellt, weil Bürgermeister Bernd Clemens (CDU) zuvor schon öffentlich erklärt habe, das Thema im Rat aufzugreifen. Ihm fehle aber die von der SPD auch schriftlich geforderte Einbeziehung von Technischem Hilfswerk und Feuerwehr. An seine Ratskollegen gewandt, kritisierte er, jeder müsse sich an die eigene Nase fassen: „Wir haben in der Vergangenheit Beschlüsse gefasst, aber nie nachgehalten.“ Ludger Reuber von der SPD betonte: „Die Natur wartet nicht auf uns und nicht auf den Arbeitskreis, und die Anwohner der Bachstraße dürfen jetzt nicht bei jedem Starkregen zittern müssen.“ Daher rege er an, kurzfristige Maßnahmen sofort einzuleiten, etwa Barrieren zu kaufen oder Sandsäcke vorzuhalten.
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Bernd Eichert von der CDU nutzte die Gelegenheit den drei anderen Fraktionen eins auszuwischen: Er freue sich, dass auch SPD, UWG und Grüne erkannt hätten, wie wichtig die Feuerwehr sei. Er spielte damit auf Sperrvermerke an, die die drei Fraktionen kürzlich verhängt hatten, um den Bau des Schwimmbads anzuschieben. „Es ist ein wichtiger Wink, zu signalisieren, wir stehen hinter euch.“ Weiterhin betonte er, dass „auch wir Landwirte zur Hilfe bereit“ stehen, etwa wenn es um den Transport von Sand oder Sandsäcken gehe. „Ein Anruf genügt und wir kommen.“
Vorsitzender Johannes Eichert fasste am Schluss zusammen: „Wir stehen erst am Anfang der Veränderungen, die da kommen müssen – nicht nur bei uns, auch anderswo wird es Schadensereignisse geben.“ Auf seine Anregung hin wurde ergänzt, dass der Umweltausschuss schon vorab sein positives Votum zur Übertragung der Gewässerunterhaltung an den Ruhrverband erklärt.