Ottfingen/Wenden. Ottfingen: Die Anwohner der Bachstraße sind mit ihren Nerven völlig am Ende. Die Angst vor einem erneuten Totalschaden ist immens.

Über vier Wochen ist das abermalige Hochwasser-Drama in Ottfingen schon her und noch immer haben die Anwohner der Bachstraße mit den schlimmen Folgen der Flut zu kämpfen. Die Sorge vor einem erneuten Wettereinbruch ist groß. Aus Angst vor einer Katastrophe treffen viele Anwohner nun selbstständig Sicherheitsvorkehrungen, um den Schutz zu erhöhen. Vor allem die scheinbare Perspektivlosigkeit macht ihnen zu schaffen.

Keine Normalität eingekehrt

Bei einem Rundgang durch das Haus von Anwohnerin Anita Moll wird sofort deutlich: Normal ist hier nichts. Ein riesiges Trockengerät sorgt bereits seit Wochen dafür, dass die Feuchtigkeit aus dem Boden und der Luft gezogen wird. Noch immer muss die Maschine laufen. Über 15 Löcher wurden in den Boden der Wohnung gebohrt, damit der Normalzustand wiederhergestellt werden kann. An jeder Ecke wartet eine neue Öffnungsstelle – die gesamte Wohnung ist mit Verbindungsschläuchen bedeckt. Wirklichen Platz für sich gibt es kaum. Tag und Nacht läuft das Trockengerät durch, eine wirkliche Flucht vor der hohen Lautstärke gibt es nicht. „Es ist eine Geräuschbelästigung, da kannst du nachts nicht schlafen“, betont Anita Moll. Die Lautstärke und große Hitze in den Räumlichkeiten haben nicht nur ihr, sondern auch ihren Nachbarn zugesetzt.

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Die Angst vor erneutem Starkregen und schlechtem Wetter ist groß – zu präsent sind die Bilder der Flut. „Ich kam mir vor wie im falschen Film“, berichtet Anita Moll. Am besagten Abend sei alles plötzlich ganz schnell gegangen. Binnen Minuten habe sich der Wasserstand um fast einen Meter erhöht, so die Ottfingerin weiter. Die Situation sei aus der Sicht der Anwohner mit dem ersten Hochwassereinsatz kaum zu vergleichen, damals sei alles absehbarer gewesen. „Es hat hier zehn Minuten gedauert, bis der Bach um einen Meter angestiegen ist“, erinnert sich Josef Brutzer, der gleich zwei Anwesen an der Bachstraße besitzt. Während eines seiner Häuser vergleichsweise verschont blieb, muss der Keller des anderen fast wieder kernsaniert werden. „Da ist wieder alles Kernschrott“, fasst er zusammen.

Weitere Themen

Die Anwohner kritisieren, dass sich nach dem ersten Hochwasser an der Bachstraße nichts getan habe. Zu wenig Maßnahmen seien von der Verwaltung ergriffen worden, um für eine höhere Sicherheit zu sorgen. Langzeitprojekte zur Sicherung hätten schon damals angestoßen werden müssen, um jetzt zumindest eine Perspektive zu haben, erklären alle eindringlich. Kurzfristige Maßnahmen, wie die Zulieferung von Sandsäcken, könne nicht die Lösung des Problems darstellen. Die Verwaltung habe ihnen zuletzt mitgeteilt, dass auch das Oberflächenwasser des neuen Industriegebiets in Hünsborn in die Großmicke eingeleitet werden solle. Nun sei die Befürchtung da, dass dies zu einer weiteren Erhöhung der Gefahr führen könne. „Die Planung, noch mehr Wasser in die Großmicke einzuleiten, geht weiter“, hofft Anwohner Peter Herling auf eine schnelle Wende.

Kein Schuldiger gesucht

Grundsätzlich gehe es überhaupt nicht darum, einen Schuldigen zu finden, sondern darum, die Ursachen zu bekämpfen, um die Sicherheit zu gewährleisten. „Wir haben große Angst, dass wir eines Tages bis zum Dach im Wasser stehen“, berichtet Anita Moll über ihre Ängste. Eine mögliche Lösung könnte etwa die Installation eines Hochwasserdamms sein, doch bis zur Fertigstellung würden voraussichtlich noch viele Jahre vergehen, wodurch für die nähere Zukunft weiterhin Schutzmaßnahmen fehlten.

Viele Bürger sähen sich daher eigenständig nach anderen Möglichkeiten um. Der persönliche Hausschutz sei aber auch eine Kostenfrage. Die Installation einer Hochwasserschutzwand koste über 7000 Euro, eine solche Summe könne sich kaum jemand leisten und auch das Thema der Selbstbeteiligung werde trotz Versicherungsschutz immer größer. Bei weiterem Hochwasser könne es durchaus dazu kommen, dass aus Gefahrengründen für das eigene Grundstück keine Elementar-Versicherung mehr abgeschlossen werden könne, schildert Josef Brutzer die missliche Lage.