Brün/Vahlberg. Letzte Veranstaltung der Reihe von Bürgerversammlungen im Wendener Land: Teils heftige Diskussionen auch um mehrere weitere Themen

Es war die „Schlussvorstellung“ in der Reihe der Bürgerversammlungen, die der Wendener Bürgermeister, Bernd Clemens, quer durchs Gemeindegebiet geführt hat. Turnusmäßig lädt der Rats- und Verwaltungschef die Einwohner der Dörfer ein, um über gemeindeweite wie ortsspezifische Probleme zu sprechen. Die letzte Versammlung war eine doppelte: Clemens hatte sowohl die Brüner als auch die Vahlberger eingeladen, und über 60 von ihnen trafen sich am Dienstagabend im Sporthotel Wacker, um dem Bürgermeister und seinen Mitstreitern Bastian Droege und Markus Hohmann zu berichten, was ihnen auf den Nägeln brennt.

Über 60 Bürgerinnen und Bürger aus Brün und Vahlberg folgten der Einladung des Bürgermeisters und kamen im Sporthotel Wacker zusammen.
Über 60 Bürgerinnen und Bürger aus Brün und Vahlberg folgten der Einladung des Bürgermeisters und kamen im Sporthotel Wacker zusammen. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Zunächst aber berichtete die Verwaltung über aktuelle Zahlen und Daten. „Die sind umgezogen“, hieß es launig aus dem Plenum, als Clemens berichtete, dass seit der vergangenen Bürgerversammlung Brün um 15 Einwohner gewachsen und Vahlberg um dieselbe Zahl geschrumpft sei. Beide Dörfer sind im Durchschnitt jünger geworden.

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Wenig Neues hatte Bastian Droege in Sachen Glasfaser-Anbindung zu berichten, denn durch die vorläufige Insolvenz der Tiefbaufirma Soli ist dieser in der Gemeinde quasi zum Stillstand gekommen. „Es wird weitergehen, aber noch weiß keiner, wann und wie“, so sein Fazit.

Kritische Fragen hatten die Brüner und Vahlberger, als Clemens über aktuelle Investitionsprojekte berichtete. Insbesondere der Neubau des Feuerwehrhauses in Hünsborn trieb manchem die Sorgenfalten auf die Stirn, stehen hier doch Investitionen von über 6 Millionen Euro in den Büchern. Ob denn nicht eine zentrale Feuerwehr für die Gemeinde Kosten sparen könnte, wollten mehrere Bürger wissen. „Wenn wir eine zentrale Wache bauen, dann müssen wir die hauptamtlich besetzen“, so Droeges Einschätzung, und das bedeute allein Personalkosten von 3 Millionen Euro im Jahr. Die Kosten für den neuen Standort in Hünsborn seien aber unter anderem so hoch, weil dort zahlreiche Einrichtungen zentral für alle vier Wehren angelegt würden. Doch sei eine freiwillige, also ehrenamtliche Feuerwehr nicht zu ersetzen und lebe auch von Kameradschaft und örtlicher Anbindung, weshalb an der Eigenständigkeit der vier Einheiten nicht gerüttelt werde.

Insgesamt positiv sehen die Bürgerinnen und Bürger den geplanten Lehr- und Wanderweg, der als „Wendener Wasserweg“ von der Quelle der Bigge bis zum Klärwerk in Gerlingen führen und über das wichtigste Lebensmittel aufklären soll. Streit gab es bei der Frage, ob die vorhandene Rad- und Fußwegbrücke unterhalb von Vahlberg tatsächlich auf einer Breite von anderthalb Metern bleiben oder doch besser verbreitert werde. Die einen erklärten, für Lastenfahrräder oder Radler, die mit Kinder- oder Lastenanhänger unterwegs seien, sei die Brücke unzumutbar. Andere befürchten, dass bei einer breiteren Brücke gerast werde. Hohmann erklärte, die Verwaltung plane, die Brücke zu belassen, was rund 60.000 Euro spare. Die Politik wird sich demnächst mit dem Thema befassen.

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Kritik gab es an der geplanten Erweiterung des Flüchtlingsheims in Hoffnung, einer Siedlung zwischen Brün und Rothemühle. Die vorhandenen drei Wohncontainer sollen um ein viertes Element erweitert werden, dieses allerdings nach neuen Plänen der Gemeinde langlebiger und nachhaltiger als Holzständerbauwerk geplant. Ein Bürger sprach von „Luxuswohnungen“ für Flüchtlinge, was Hohmann und Clemens nicht stehen ließen angesichts der Tatsache, dass sich dort mehrere Menschen jeweils ein Zimmer teilen werden.

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Zwei ehemalige Firmen sorgten für den meisten Gesprächsstoff: Brandt & Kritzler sowie Sälzer. Während das Brandt-Areal in Rothemühle Kritik hervorrief, weil von den Ursprungsplänen nur noch wenig übrig sei, gab es noch mehr Schelte für den Investor, der die Sälzer-Hallen abgerissen hat, um dort Wohnhäuser zu bauen. Denn auch nach dem Abfahren großer Mengen unerlaubt angefüllten Bauschutts sei immer noch nichts passiert, das Gelände präsentiere sich ungepflegt und der Wildwuchs störe die Nachbarn. Die Verwaltung teilte mit, derzeit sei ein sogenanntes „Boden-Mensch-Gutachten“ in Arbeit, dessen Ergebnis für das weitere Fortschreiten wichtig sei. Der Investor sei zuversichtlich, bald weiterplanen zu können, sodass sich dort etwas tun könne. Clemens bot an, mit dem Investor das Gespräch zu suchen, um eine eigene Versammlung zu organisieren, die das Thema beleuchte, wie es für das Brandt-Gelände bereits für den Herbst zugesagt sei.

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Die geplante Aufstellung einer mobilen Raumzelle als Klassenraum für die Grundschule in Rothemühle sorgte ebenfalls für Kritik: Eine Schülermutter monierte, dass es unzumutbar sei, die Jungen und Mädchen so zu unterrichten. Sie wollte wissen, warum beispielsweise die Grundschule Hünsborn zuerst saniert werde, anstatt mit Vorrang in Rothemühle einen ordentlichen Klassenraum zu erweitern. Clemens machte klar, dass ein Arbeitskreis des Fachausschusses demokratisch über die Reihenfolge der Arbeiten an den Schulen entschieden habe. Weiterhin sei eine solche Raumzelle nicht unzumutbar und auch nicht mit früheren Container zu vergleichen. Am Schluss gab es dennoch dankbaren Applaus, als ein Vertreter des Schützenvereins Clemens Dank an den Bauhof übermitteln ließ für dessen Unterstützung beim vergangenen Jubiläumsschützenfest.