Hagen. Der Kreisverband Hagen des Deutschen Roten Kreuz geht in Insolvenz in Eigenregie. Das hat das Amtsgericht verfügt. So geht es jetzt weiter.

Das Amtsgericht in Hagen hat das Insolvenzverfahren des DRK Kreisverband Hagen e. V. erwartungsgemäß zum Monatsbeginn eröffnet. Damit sei, so erklärt das DRK, ein weiterer wichtiger Verfahrensschritt erfolgreich umgesetzt worden. Die laufenden Geschäfte würden fortgesetzt, und die Belegschaft könne sich darauf verlassen, dass Löhne und Gehälter nun wieder direkt vom Kreisverband aus bezahlt würden. Hierzu stünde nach den laufend aktualisierten Planungen ausreichend Geld zur Verfügung.

Die Verantwortlichen sind mit dem bisherigen Verfahrensverlauf zufrieden. „Wir freuen uns, im Verfahren weiterzukommen, sehen uns aber nach wie vor mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, mit denen bundesweit viele Sozialverbände zu kämpfen haben“, sagt Vorstand Philipp Kohn, der auch im eröffneten Eigenverwaltungsverfahren handlungs- und weisungsbefugt bleibt. Es habe sich seit Insolvenzantrag gezeigt, dass der Schritt in die Eigenverwaltung genau der richtige für den DRK Kreisverband Hagen war. „Nur auf diese Weise haben wir den Betrieb unserer Einrichtungen aufrechterhalten und stabilisieren können. Das freut mich insbesondere für unsere Mitarbeitenden, die tagtäglich auch in dieser herausfordernden Situation Großartiges leisten.“

Sanierung wird konkreter

Tatsache bleibt allerdings, dass der DRK Kreisverband Hagen sein umfangreiches Angebot nur unter wirtschaftlichen Aspekten dauerhaft fortführen kann. „In den vergangenen Wochen und Monaten haben wir wichtige Gespräche geführt und unsere Sanierungsüberlegungen weiter konkretisiert“, sagt Rechtsanwalt und Sanierungsexperte Andreas Budnik von der Kanzlei Andres-Partner, der den Kreisverband als Restrukturierungsbeauftragter mit seinem Team unterstützt. Der Prüfungsprozess sei aber noch nicht final abgeschlossen.

M. Kleinrensing WP Hagen DRK
DRK-Kreisverband Hagen ist an der Feithstraße beheimatet. Der Verein ist in wirtschaftliche Schieflage geraten und hatte im Dezember Insolvenz in Eigenregie beantragt, die das Amtsgericht Hagen nun verfügt hat. © WP | Michael Kleinrensing

Auch interessant

Parallel dazu sei, so der DRK in einer Mitteilung, bereits zu Verfahrensbeginn ein Investorenprozess angestoßen, um alle Möglichkeiten einer erfolgreichen Sanierung unter Berücksichtigung der Gläubigerinteressen in Betracht zu ziehen. Ziel sei es weiterhin, eine Insolvenzplanlösung unter Fortführung der Einrichtungen zu finden und somit langfristige Perspektiven zu schaffen.

Sachverwalter unterstützt Kurs

Der gerichtlich bestellte Sachwalter, Dr. Jan Janßen (Kanzlei GÖRG), unterstützt den eingeschlagenen Kurs im Rahmen seines Auftrags weiterhin aktiv und im Interesse der Gläubigerinnen und Gläubiger. Er arbeite, so das DRK, eng mit den Verantwortlichen beim DRK Kreisverband Hagen zusammen.

M. Kleinrensing WP Hagen Pflege
Die Tagespflege am Theater in Hagen hat der DRK-Kreisverband geschlossen. Diese Maßnahme wurde bereits beschlossen, bevor der Insolvenzantrag gestellt wurde. © WP | Michael Kleinrensing

Auch interessant

Vorstand und Betriebsrat haben die Belegschaft über den aktuellen Sachstand und die weiteren Schritte informiert. Die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat sei, so das DRK, von großer gegenseitiger Wertschätzung und einem gemeinsamen Ziel geprägt: tragfähige und zukunftsorientierte Lösungen zu erarbeiten. Der Dank gelte den zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie den 350 ehrenamtlich Tätigen. Ihre Arbeit sei und bleibe von einem unschätzbaren Wert für den Verband und die Menschen aus Hagen und Umgebung.

Nur Kreisverband betroffen

Das Eigenverwaltungsverfahren betrifft ausschließlich den DRK Kreisverband Hagen e. V. Hiervon sind ausdrücklich nicht betroffen alle weiteren Organisationen des DRK, wie Tochtergesellschaften, Ortsvereine und Kreisverbände, Landesverbände und der Bundesverband.

Auch interessant

Der DRK Kreisverband Hagen e. V. hatte im November 2024 vor dem Hintergrund einer negativen wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen beiden Jahre einen Antrag auf ein Eigenverwaltungsverfahren gestellt. Die enormen Personalkosten aufgrund der Tarifsteigerungen sowie die hohe Steigerung der Kosten für Energie, Lebensmittel und Dienstleistungen, bedingt durch die Inflation und den Ukraine-Krieg, konnten in der Folge nicht ausreichend kompensiert werden.

Mehr aus Hagen und Breckerfeld

Mit diesen Herausforderungen, so der Kreisverband, seien sind derzeit viele Sozialverbände konfrontiert. Die angekündigten massiven Kürzungen der nordrhein-westfälischen Landesregierung im sozialen Bereich trübten die Perspektiven weiter ein.